Toilette im All : Astronauten: Bis zu sechs Tage lang nicht aufs WC

Astronauten haben etwas Heldenhaftes an sich: Sie treten eine Reise außerhalb der Erdatmosphäre an, um das Weltall und seine Planeten zu erkunden. Vor 50 Jahren machte sich das Team der Apollo 11, bestehend aus Neil Armstrong, Michael Collins und Buzz Aldrin, auf den Weg zum Mond. Sie waren die ersten, die eine Mondlandung vollzogen und werden bis heute als Helden gefeiert. Doch auch Raumfahrer sind nur Menschen – mit ganz menschlichen Bedürfnissen.

Hier auf der Erde ist es ganz einfach: Die Schwerkraft sorgt dafür, dass unser tägliches Geschäft vollkommen unproblematisch auf der Toilette sitzend erledigt werden kann. Entsorgt wird das Abendessen vom Vortag dann ganz unauffällig dank Spülung und Kanalisation. Im All gestaltet sich das etwas schwieriger. Würden Astronauten den Toilettengang dort so praktizieren, wie sie es auf der Erde tun, wäre das eine ganz schöne Sauerei. Sowohl Urin als auch Kot würden unkontrolliert in der Raumstation herumschweben und vielleicht sogar an den Wänden oder Geräten kleben bleiben.

Auf den Apollo-Missionen wurden Beutel genutzt, die sogenannten Apollo-Bags, in denen Kot und Urin gesammelt wurden. Auch spezielle Astronauten-Windeln fanden damals Verwendung. Diese Windeln werden auch heute noch beim Start der Rakete oder auf Außeneinsätzen genutzt. Die sowjetische Raumstation Saljut in den 1970er Jahren besaß aber bereits eine Toilette mit Vorhang, für ein bisschen Privatsphäre. Die Exkremente wurden darin gesammelt und einmal die Woche ins Weltraum abgelassen.

Eine Raumschiff-Toilette arbeitet mit Unterdruck, der die Exkremente absaugt. Damit genug Unterdruck erzeugt werden kann, ist das Loch der Toilette sehr klein gehalten und etwa so groß wie eine Faust. Zielgenauigkeit ist deshalb eine Voraussetzung für das Geschäft im All. Der Urin wird mithilfe eines Schlauchs abgesaugt. Mittels Gebläse werden feste und flüssige Teile dann in der Toilette voneinander getrennt und in Entsorgungsbehälter gepumpt, die nach einer Zeit im All entsorgt werden. Die Exkremente schweben jedoch nicht bis in alle Ewigkeit im All herum, sondern verglühen samt Kapsel in der Erdumlaufbahn.

2016 rief die NASA die Space Poop-Challenge ins Leben. Es wurden Erfinder gesucht, die neue Toiletten-Konzepte für Astronauten entwickeln. Einer der Gewinner arbeitet an einem Ventil für den Schritt des Raumanzuges. Darüber sollen Exkremente abgesaugt werden können, sodass der Astronaut bis zu sechs Tage lang nicht aufs WC muss. Bisher handelt es sich dabei jedoch nur um einen Prototypen.

Wie die Ausscheidungen der Astronauten würde auch Wasser im All frei herumschweben. Die Wassertropfen bilden dabei Kügelchen, die dann die Geräte beschädigen könnten. Lange wurde keine Lösung gefunden, die es Astronauten ermöglicht, im All zu duschen. Stattdessen setzten die Raumfahrer auf Waschlappen und Trockenshampoo. In den 70er Jahren wurden dann spezielle Säcke entwickelt, in denen geduscht werden kann. Der Sack umgibt dabei den Duschenden und ist fest verschlossen. Der Kopf des Astronauten bleibt meist frei. Das Wasser fliegt dann frei in diesem Duschsack herum, wodurch sich der Astronaut zumindest etwas reinigen kann. Dazu muss er das Wasser auf der Haut verreiben.

Das verbrauchte Duschwasser wird dann nach unten abgesaugt. Ohne diesen Sauger, würden die Wasserklumpen auf der Haut haften bleiben. Auch zum Abtrocknen des Astronauten wird der Sauger genutzt. Auf der ISS gibt es heute eine Duschkabine, die ähnlich funktioniert. Das Duschprozedere ist allerdings sehr aufwendig und Wasser ein rares Gut im All. Viele Astronauten greifen deshalb immer noch zum guten, alten Waschlappen. Auch die Haare werden nach wie vor mit Trockenshampoo gereinigt. Auch das Händewaschen nach dem Toilettengang wäre reiner Luxus und Wasserverschwendung.

Da das Wasser sehr wertvoll ist, wird es nach dem Duschen wiederverwendet. Nicht nur das, auch der Urin wird recycelt und zu Trinkwasser gemacht. Ungefähr die Hälfte des Urins der Astronauten wird wieder zu Trinkwasser umgewandelt. Ein Team der US-amerikanischen Weltraumentwicklungs-Organisation Paragon arbeitet nun daran, noch mehr des Urins nutzbar zu machen. Das Team rund um Grant Anderson hat vor zwei Jahren den Auftrag der NASA bekommen, das Wasser-Aufbereitungssystem der ISS zu verbessern. Mit dem System von Paragon sollen 98 Prozent des Wassers von Urin recycelt werden können.