Teuer Toilette : Sanifair: Das Millionen-Geschäft mit den Raststätten-WCs

Der Eingang zu einer Sanifair-Toilettenanlage mit einem großen Sanifair-Poster mittig im Bild.
© Sanifair/Tank & Rast

Macht sich während der Fahrt auf der Autobahn die Blase oder gar der Verdauungstrakt bemerkbar, bleibt meist nur ein Stopp an der Autobahnraststätte. Bei den öffentlichen WCs auf Raststätten landet man dabei meist auf den Häusln des Toiletten-Monopols Sanifair, Tochtergesellschaft des deutschen Konzerns Tank & Rast. Der Konzern verdient sich dabei mit dem Geschäft anderer eine goldene Nase.

Pinkel-Monopol

70 Cent zahlen die Toilettenbenutzer auf den Sanifair-WCs von Tank & Rast. Dabei erhält der Kunde zwar einen 50 Cent Coupon, eingelöst wird dieser jedoch selten. Eine Umfrage des Rundfunks Berlin-Brandenburg hat gezeigt: Nur knapp die Hälfte der Deutschen löst den Gutschein ein. Coupons im Wert von 20 Millionen Euro lassen die Kunden damit pro Jahr verfallen. Das liegt unter anderem auch daran, dass es in den Raststättenshops von Tank & Rast meist nur wenig um 50 Cent gibt. Ein halber Liter Wasser kostet zum Beispiel 2,80 Euro.

Tank & Rast hat mittlerweile fast alle Raststätten in Deutschland aufgekauft und somit ein Quasi-Monopol gegründet. Rund 90 Prozent aller deutschen Autobahnraststätten gehören dem Konzern an. 410 Rastanlagen und 360 Tankstellen gehören zum Unternehmen. 2016 machte Tank & Rast damit einen Umsatz von 1.205 Millionen Euro.

Millionen-Business

Die Tochtergesellschaft Sanifair gibt es seit 2008. Die erste Toilettenanlage wurde in einem Einkaufszentrum in Deutschland eröffnet. In Österreich begann die Ausbreitung von Sanifair ebenfalls 2008, in einem McDonald’s in Salzburg. Laut einem Bericht der Tageszeitung "Die Welt" nutzen jährlich 133 Millionen Besucher die Toiletten. Rechnet man mit 70 Cent pro Toilettengang, macht das einen Erlös von 93 Millionen Euro. Selbst wenn jeder Kunde seinen Coupon einlöst und damit nur 20 Cent bleiben, würde Sanifair daraus noch immer Einnahmen in der Höhe von 26,6 Millionen Euro erwirtschaften. Pro Standort sind das knapp 60.000 Euro. Wie kann es aber sein, dass ein Konzern mit dem Pinkel-Bedürfnis anderer Geld macht?

Bis 1998 gehörten alle Autobahnraststätten dem Bund, wodurch die Toilettennutzung kostenlos war. 1998 wurde jedoch ein Privatisierungsvertrag abgeschlossen, mit der Absicht einen gesunden Wettbewerb auszulösen. Dass die Toilettennutzung damit kostenpflichtig wird, war nicht vorgesehen. Im Vertrag wurde damals sogar festgehalten, dass Sanifair die Toilettennutzung auch weiterhin kostenlos anbieten wird. Seit 2015 gehört Sanifair einem Konsortium aus der Allianz Versicherung und Abu Dhabi Investment. Die 70 Cent jeder Toilettennutzung gehen nicht etwa an den Raststätten-Pächter, sondern fließen direkt an die beiden Unternehmen.