24h-Notdienst : Wie viel Ihr Notfall-Service kosten darf

Es war kurz vor Weihnachten, als eine Frau in Zirl nahe Innsbruck von Betrügern um mehrere hundert Euro gebracht wurde. Die 44-jährige forderte einen Installateur-Notdienst an, da ihre Heizung ausgefallen war. Die vermeintlichen Handwerker verlangten das Geld vorab in Bar, verließen unter dem Vorwand, noch Werkzeug besorgen zu müssen, das Gebäude und tauchten nie wieder auf. „Die Kunden greifen oft zum erstbesten Google-Ergebnis, ohne sich das Unternehmen überhaupt genauer anzusehen“, beteuert Paul Apfelthaler, Geschäftsführer des Marketing-Netzwerks 1a-Installateure. Eine der spektakulärsten Maschen: „Die Betrüger sind dreist. Sie erstellen Webseiten, die nur am Wochenende existieren und auch die vermeintlichen Notfall-Telefonnummern sind am Montag plötzlich wieder verschwunden. So kann ihnen niemand auf die Schliche kommen.“ Apfelthaler weist darauf hin, dass solche Betrugsseiten meist am Impressum zu erkennen sind: „Wenn kein Impressum vorhanden ist, sollte man die Finger davon lassen.“

Geht es um einen seriösen Notdienst, weiß der Geschäftsführer von 1a-Installateure, wovon er spricht, denn sein Notdienst wurde von der Arbeiterkammer Niederösterreich hinreichend geprüft und als absolut seriöse Hilfe zu marktüblichen Preisen eingestuft. Doch welcher Preis ist seriös, wenn die Heizung genau am Sonntag ausfällt? Die Arbeiterkammer gibt hier klare Empfehlungen ab: Bei Installateuren liegt der durchschnittliche Stundensatz an normalen Werktagen bei 91 Euro, eine Partiestunde von Monteur und Helfer liegt bei 140 Euro. Zusätzlich fallen innerhalb eines Radius von 25 Kilometer Fahrtkosten von 98 Euro an. Etwas höher sind die Preise, wenn es um das Heizsystem geht. Für den Einsatz an einer Gastherme sind für den Techniker 122 Euro pro Stunde fällig. „Ein Notfall ist aber immer außerhalb der normalen Betriebszeiten, hier fallen also Zuschläge an“, erklärt AK-Konsumentenschützerin Manuela Delapina. „Der Überstundenaufschlag liegt normalerweise bei 50 Prozent, an Feiertagen können es bis zu 100 Prozent sein.“ Auch die Konsumentenschützerin empfiehlt, sich nicht auf die erstbeste Anzeige im Internet zu verlassen und auf den Unternehmens-Webseiten nach einem Impressum zu suchen.

Aus Kundensicht ist es am besten, bereits am Telefon zu fragen, in welchem Rahmen sich die Kosten bewegen werden und wie hoch der Preis maximal werden kann. Auch die Fahrtkosten sollten bereits während des Telefonats geklärt werden. „Bei manchen Unternehmen gilt Wegzeit als Arbeitszeit, andere haben eine Fahrtkostenpauschale oder sogar einen günstigeren Tarif für die Nahzone“, so Delapina. Bei den 1a-Installateuren werden die Empfehlungen der Arbeiterkammer umgesetzt: „Wir geben immer bereits im Telefongespräch einen unverbindlichen Richtwert an, damit es für die Kunden am Ende nicht zu einer bösen Überraschung kommt. Wir bieten unsere Leistungen zum ortsüblich angemessenen Preis an und verlangen normale Wochenendzuschläge“, so Paul Apfelthaler. Er weiß aber auch von Fällen, bei denen ganz eindeutig von Abzocke gesprochen werden kann: „Am 23. Dezember wurde bei einer Kanalverstopfung wahllos der erstbeste Notdienst gerufen. Für die zwei Stunden Einsatz zahlte die Kundschaft am Ende über 2.700 Euro.“

Solch horrenden Preise wollen Betrüger meist auch gleich bar ausbezahlt haben. Als Installateurs-Unternehmen sollte das unbedingt vermieden werden und auch Kunden sollten sich darauf nicht einlassen, so Manuela Delapina: „Wird der Betrag sofort in bar und ohne Rechnung verlangt, sollten sich Kunden unbedingt weigern. Übt das Gegenüber Druck aus, kann auch die Polizei zu Hilfe gezogen werden. Kunden sollten jedenfalls immer eine Rechnung oder einen Erlagschein verlangen.“ Ohne Rechnung gibt es keinen Beweis dafür, dass die Summe tatsächlich bezahlt wurde. Bei exorbitant hohen Preisen kann auf Wucher geklagt werden, aber nur wenn eine passende Beweislage vorhanden ist.

Unseriöses Handeln kann für Unternehmen schnell zum Imagekiller werden. „Die Kunden wissen sich mittlerweile zu wehren und tun das vor allem auf Social Media gerne“, weiß Paul Apfelthaler. Deshalb ist es für Betriebe eher schädlich, zu hohe Preise zu verlangen und generell unprofessionell zu arbeiten. „Jeder Konsument erwartet in der Haustechnik sofortige Hilfe, wenn diese nötig ist. Unternehmen sind hier aufgefordert, seriös zu handeln“, meint Apfelthaler.