Aus TGA 9: Kolumne : Brachliegendes BIM-Potential

Porträtfoto von Christoph Passecker
© David Pichler

Liebe Leserinnen und Leser!

In der vergangenen TGA Ausgabe 06/2021 wurde das Thema „BIM“ intensiv behandelt und einige Interviews mit Geschäftsführern von österreichischen Ingenieurbüros durchgeführt. In der Zeit zwischen Jänner und Mai 2021 wurde eine Umfrage zur Erhebung des Status quo hinsichtlich der Anwendung von BIM unter den Mitgliedern des Fachverbandes der Ingenieurbüros und Ziviltechnikerkammer durchgeführt und diese im Detail ausgewertet

Das Hauptziel der Umfrage war es zu hinterfragen, inwieweit die planenden Mitglieder bereits BIM im Unternehmen einsetzen, welche Software zur Anwendung kommt und welche Erfahrungen bislang gesammelt werden konnten. Bei der Umfrage haben 303 Ingenieurbüros und 256 Ziviltechnikerbüros teilgenommen. Die meisten Ingenieurbüros haben aus der Steiermark, gefolgt von Wien teilgenommen. Etwas dahinter, jedoch auch stark vertreten waren Niederlassungen aus Oberösterreich und Tirol.

Die Mehrheit der Befragten von den Ingenieurbüros sind dem Bereich der technischen Gebäudeausrüstung, also dem Fachgebiet Elektrotechnik (24,75%) und Installationstechnik (24,42 %) zuzuordnen. Dicht gefolgt von den Fachgebieten Maschinenbau (15,84 %) und Innenarchitektur (14,42 %). Die nachfolgenden Fachgebiete hielten jeweils unter 10 %. Die Umfrage hat ergeben, dass Ingenieurbüros BIM bereits zu etwa 32 % nutzen und ca. 28 % an der Anwendung von BIM interessiert sind. Die restlichen knapp 40 % nutzen BIM aktuell noch nicht. Das bedeutet, dass hier ausreichend Potential für BIM gegeben ist.

Im Falle einer Angebotsanfrage wurde etwa bei 41 % der Ingenieurbüros bis dato eine Nutzung von BIM nicht in Betracht gezogen. Im Gegensatz dazu wurde als vorrangiger Anlass am Interesse von BIM Eigenmotivation, also intrinsische Motivation, der handelnden Personen bekanntgegeben. Anfragen von Geschäftspartnern stufte man nur als nachrangige Gründe zum Befassen mit dem Thema „BIM“ ein.

Interessant war auch die Auswertung zur Frage, welches Dateiformat für den Austausch von Bauwerksmodellen verwendet wird. Der Großteil der Befragten gab hierzu keine Antwort, was darauf schließen lässt, dass offene Dateiformate nur wenig ausgetauscht werden. Hinsichtlich der Verwendung von IFC- Files gaben ca. 34 % der Ingenieurbüros bekannt, dass das Dateiformat „IFC“ im Unternehmen regelmäßig verwendet wird. Als größte Hürde, um sich mit BIM überhaupt auseinanderzusetzen, wurden zusätzlichen Kosten, fehlende Zeit und Mangel an qualifiziertem Personal am Markt identifiziert. Zu guter Letzt spielt auch die mangelnde Nachfrage durch Auftraggeber eine wesentliche Rolle.

Überraschenderweise scheint das Fehlen von Normen, Standards und Richtlinien sowie fehlende Ausbildungsmöglichkeiten nicht als Game-Stopper wahrgenommen zu werden. Es hat sich zwar in den letzten Jahren einiges zum Thema „BIM“ getan, aber es ist – gelinde gesagt - noch ausreichend Luft nach oben vorhanden. Wir, der Fachverband für Ingenieurbüros, wollen unsere Mitglieder auf alle Fälle tatkräftig bei der Implementierung von BIM in Unternehmen unterstützen und stehen gerne bei Fragen zur Verfügung!

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