Führungsposition : Bezahlung oder Führungsstil: Was macht einen guten Chef aus?

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„Communication is key“, ist Andreas Klaudus überzeugt. Der Trainer und Berater im Bereich Kältetechnik hat die Erfahrung gemacht, dass die richtige Kommunikation und Wertschätzung im Unternehmen ausschlaggebender sind als monetäre Anreize. „Das Gehalt bildet natürlich eine gewisse Grundvoraussetzung und sollte angemessen sein. Um Mitarbeiter langfristig zu halten, muss aber vor allem die persönliche Ebene stimmig sein.“

Wie wichtig der Führungsstil ist, um Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, bestätigt auch eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts Respondi im Auftrag von meinestadt.de unter 2.085 Fachkräften mit Berufsausbildung. Demnach haben 30,2 Prozent der deutschen Fachkräfte schon einmal wegen eines Vorgesetzten gekündigt. Als Grund für die Unzufriedenheit mit dem Chef werden dabei „cholerische Anfälle wegen Nichtigkeiten“ und das „Anschreien vor versammelter Mannschaft“ angegeben. Diese Art von Führungsstil stößt Andreas Klaudus sauer auf: „Ich denke nicht, dass patriarchische Systeme mit wortlauter Kommunikation notwendig sind, um ein Team zu leiten.“ Vor allem in kleinen Unternehmen können cholerische Führungskräfte Mitarbeiter vergraulen. In Betrieben mit weniger als 50 Mitarbeitern haben 36 Prozent aus Frust über schlechte Führungskompetenzen gekündigt. Bei Unternehmen mit mehr als 500 Angestellten ist der Anteil mit 25,4 Prozent deutlich geringer.

Kleine Unternehmen können einfacher kommunizieren

Dabei haben Vorgesetzte in personalschwachen Unternehmen einen wesentlichen Vorteil, meint Klaudus: „Als Führungskraft sollte man für seine Mitarbeiter erreichbar sein, um sich Problemen annehmen zu können. Das ist in kleinen Betrieben natürlich wesentlich einfacher als in einem großen Konzern.“ Für die Leiter großer Teams hat Klaudus deshalb einen Tipp parat: „Fixe Termine können hier sehr hilfreich sein. So wird auch Mitarbeitern in großen Unternehmen ein Gespräch mit dem Chef ermöglicht.“ Nimmt sich der Vorgesetzte Zeit, wird der Belegschaft eine gewisse Wertschätzung vermittelt, die laut Klaudus essentiell für einen guten Führungsstil ist: „Man sollte sich als Chef auf die Expertise der Mitarbeiter verlassen und ihnen das Gefühl geben, dass sie für die Organisation bedeutend sind. Häufig machen Führungskräfte den Fehler, alles besser wissen zu wollen. Als Chef muss man auch vertrauen können.“ Immerhin würden die Mitarbeiter auch eingestellt, um ein gewisses Knowhow ins Unternehmen zu bringen, ergänzt der Experte. Die hohe Relevanz von Wertschätzung im Unternehmen, bestätigen auch die Umfrage-Teilnehmer: Als schönstes Erlebnis im Unternehmen gibt der Großteil der Befragten an, vor den Kollegen vom Chef gelobt worden zu sein.

Wertschätzung bedeutet aber nicht nur Lob, sondern auch aktives Miteinbeziehen in Entscheidungsprozesse. Sich Meinungen und Ideen anzuhören, bringt außerdem auch dem Vorgesetzten Vorteile: „Man kann sich so unterschiedliche Perspektiven einholen und die Mitarbeiter aktiv in den Prozess miteinbeziehen“, rät Andreas Klaudus. Die endgültige Entscheidung muss letzten Endes der Vorgesetzte treffen, es liegt aber auch an ihm, diese Entscheidung zu kommunizieren. „Man kann es nicht recht machen, aber man kann es an alle kommunizieren“, so der Experte. Für Angestellte ist es einfacher, sich auf neue Aufgaben und Umstellungen einzulassen, wenn sie die Hintergründe verstehen. Der Vorgesetzte sollte sie deshalb an seinen Visionen teilhaben lassen.

Der richtige Führungsstil entwickelt sich damit weg von einer autoritären Struktur, hin zu einem System, das auf Kompetenz und Kommunikation setzt. Vor allem bei jüngeren Mitarbeitern bewirkt ein autoritärer Führungsstil oft auf Widerstand. „Man muss sich dabei auch fragen, wodurch man Autorität gewinnen will. Will ich Macht ausüben im Sinne einer Hierarchie? Dann werde ich Mitarbeiter nicht lange halten können“, ist Klaudus überzeugt. Wichtiger sei es deshalb, Autorität durch Kompetenz zu gewinnen. „Wenn deine Mitarbeiter dich als guten Chef ansehen, folgen sie dir von sich aus.“ Es geht als Vorgesetzter nicht darum, allwissend zu sein. Wichtig ist gute Führungskompetenz zu beweisen und Ideen und Entscheidungen gut kommunizieren zu können. Die große Schwierigkeit liegt darin, klare Grenzen zu setzen. Von einem zu freundschaftlichen Umgang zwischen Chef und Mitarbeitern ist der Trainer wenig überzeugt: „Freundlich ist in Ordnung, dabei müssen aber Grenzen festgesteckt werden. Trotz aller Freundlichkeit müssen bestimmte Anforderungen gestellt und vor allem kommuniziert werden.“

Fachkräfte sind mäßig zufrieden

Die Teilnehmer der Respondi-Umfrage zeigen sich mit ihren Chefs dabei zufrieden – vor allem im Handwerk. Während die Durchschnittsnote bei 2,67 liegt, schneiden Handwerk-Chefs mit 2,43 ab. Deutlich schlechter ist das Ergebnis im Bereich Logistik, dort liegt der Durchschnitt bei 2,77. Ein branchenübergreifend zufriedenstellendes Ergebnis sieht jedoch anders aus, denn immerhin bewerten 20,1 Prozent der Fachkräfte ihre Vorgesetzten mit „ausreichend“ oder „ungenügend“.

Das Problem liegt bei vielen Unternehmern nicht in zu wenig Kommunikation, sondern in der falschen. Wünsche und Vorstellungen müssen klar ausgesprochen werden, um Missverständnisse zu vermeiden. „Direkte Kommunikation kann zu Beginn überfordernd und streng wirken, ist im Endeffekt aber sehr förderlich. Nur so können Anforderungen unmissverständlich kommuniziert und von den Mitarbeitern verstanden werden“, meint Andreas Klaudus abschließend.