ISH 2019 : „Unser System kann errechnen, wann mit Schimmelbildung zu rechnen ist“

© RYSTA GmbH

Mit außergewöhnlichen Ideen aus Gebäude- und Sanitärtechnik stellten sich im Dezember fünf Startups der Jury des Startup-Pitchs der ISH. Die Jury bestand aus Vertretern der ISH und den Trägerverbänden Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie BDH, Fachverband Gebäude-Klima FGK, Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft VDS, Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik VdZ und Zentralverband Sanitär Heizung Klima ZVSHK sowie Energieloft, einem Innovationsnetzwerk für Energiethemen.

Als Gewinner behauptete sich Rysta, ein Unternehmen, das mit einem smarten Sensor Raumparameter erfasst und daraus Handlungsempfehlungen ableitet. Neben der praktischen Anwendung zur Messung der Luftfeuchtigkeit zur Schimmelprävention, sah die Jury in dem Sensor weitere Anwendungspotentiale, zum Beispiel in der Verknüpfung mit Regelungstechnik. Damit hat sich das Unternehmen den ersten Stand im Startup-Areal der ISH gesichert. Was der Sensor von Rysta genau kann und für welche Anwendungsbereiche er sich eignet, erklärt Geschäftsführerin Julia Gebert im TGA-Interview.

TGA: Nun handelt es sich bei Rysta um einen smarten Multisensor. Welche Parameter misst das Gerät genau?

Julia Gebert: Der Raumsensor misst die Temperatur, Feuchtigkeit, Licht, Vibration, Schall und Druck. Diese Parameter werden dann an die Rysta-Cloud gesendet, analysiert und dem Kunden auf verschiedenen Benutzeroberflächen, etwa in einer App, zugänglich gemacht. Dabei gilt bei uns das Motto ‚Smart Data statt Big Data‘. Das heißt wir können bereits vorab bestimmen, welche Messergebnisse relevant sein werden und welche nicht.

TGA: Für welche Anwendungsbereiche eignet sich die Rysta-Technologie?

Julia Gebert: Es gibt eine Vielzahl an Anwendungsfällen für die sich unser Sensor anbietet. Wir haben uns aber auf ein ganz spezifisches Problem fokussiert: Die Schimmelprävention. Gerade bei Neubauten oder in sanierten Gebäuden haben Bewohner und Eigentümer häufig mit Schimmel zu kämpfen. Unser Sensor misst daher kontinuierlich in bestimmten Abständen die Temperatur und Feuchtigkeit im Innenraum. Außerdem binden wir Wetterdaten ein. Unser System kann errechnen, wann Schimmelbildung droht und den Bewohner vorwarnen. Durch rechtzeitiges Lüften kann dieser dann vermeiden, dass Schimmel entsteht.

TGA: Das bedeutet aber auch, dass die Daten des Bewohners ununterbrochen gesammelt werden. Wie sieht das bei Mietwohnungen aus? Wer hat Zugriff auf die Daten?

Julia Gebert: Die detailreich aufgeschlüsselten Raumdaten erhält nur der Bewohner selbst. Dieser kann sich dann den genauen Verlauf der Luftqualität ansehen und wird gewarnt, wenn die Gefahr zur Schimmelbildung gegeben ist. Der Vermieter erhält deutlich weniger Daten, die ihm einen Gesamtüberblick über die Raumluftqualität geben. Besteht dringender Handlungsbedarf kann der Eigentümer auf den Mieter zugehen und ihn auf die für Schimmelwachstum kritischen Luftbedingungen hinweisen.

TGA: Der Sensor kann nicht nur mit dem WLAN vernetzt werden, er kann auch über eine SIM-Karte mit dem mobilen Netz verbunden werden. Für wen ist diese Funktion gedacht?

Julia Gebert: Der Betrieb mittels SIM-Karte und Akku eignet sich vor allem für das Baustellenmonitoring. Dieser Anwendungsbereich entstand durch Zufall: Eigentlich war geplant, den Sensor nach einer Sanierung in Absprache mit dem Sanierungsunternehmen zu installieren. Schnell stellte sich heraus, dass der Sensor auch während des Baus hilfreiche Parameter herausfiltern kann. Einerseits können so Temperatur und Feuchtigkeit gemessen werden. Dadurch kann der Bauleiter beispielsweise feststellen, ob der Putz bereits ausgetrocknet ist und die Bauarbeiten fortgesetzt werden können. Andererseits misst der Sensor auch Schall und Vibration. So kann der Projektleiter auch aus der Distanz feststellen, ob wie im Projektplan vorgesehen mit den einzelnen Arbeitsabläufen begonnen wurde oder ob sich ein Unternehmen verspätet und die nächsten Arbeitsschritte damit verlegt werden müssen. Ohne den Sensor müsste dafür immer eine Person zur Überwachung da sein. So kann ein Projektleiter von seinem Büro aus mehrere Projekte überwachen.

TGA: Dank Ihrem erfolgreichen Pitch in Berlin dürfen Sie den Rysta-Sensor nun auf der ISH 2019 präsentieren. Was erwarten Sie sich von der Fachmesse?

Julia Gebert: Da wir großes Potenzial in der Kombination mit Regelungstechnik sehen, freuen wir uns, einige Marktführer im Bereich Lüftungs- und Gebäudetechnik kennenzulernen. Bisher waren wir großteils auf Bau- und Immobilienmessen vertreten. Auf der ISH werden sich bestimmt einige Synergien in neuen Bereichen ergeben.

Startup-Areal als Vorteil für alle

Auf dem Startup-Areal der ISH Frankfurt erhalten junge Unternehmen während der Messe eine Plattform, um ihre Innovation Marktführern, Industriegrößen, Mittelständlern und anderen Startups vorzustellen und so neue Netzwerke aufzubauen. Innerhalb einer Speeddating Veranstaltung haben die Startups außerdem in achtminütigen persönlichen Gesprächen mit Geschäftsführern ihre Ideen vorzustellen und die Unternehmer so von sich zu überzeugen.

Rysta und viele weitere Startups aus dem Bereich Gebäude- und Sanitärtechnik werden sich vom 11. bis 15. März 2019 zentral auf dem ISH-Messegelände mit ihren Messeständen präsentieren. Neben dem Austausch im Areal und dem Speeddating, können sich Fachbesucher und Aussteller bei der Happy Hour oder beim Startup-Frühstück kennenlernen. „Mit den zahlreichen neuen Sonderformaten spricht die Messe besonders den potentiellen Nachwuchs für die SHK-Branche an. Auf dem Sonderareal kommen die etablierten Branchenplayer mit neuen Köpfen zusammen – davon profitieren letztlich alle“, erklärt Kerstin Vogt, Leiterin der VdZ-Geschäftsstelle.

Auf der ISH 2019 in Frankfurt präsentieren über 2.400 Aussteller die Highlights aus dem Unternehmen. Sowohl Aussteller als auch Besucher kommen aus aller Welt: 2017 stammten 64 Prozent der Aussteller und 40 Prozent der Besucher aus dem Ausland. Zur ISH 2019 ist Frankreich das Partnerland. Damit wird der internationale Austausch während der Messe weiter gefördert. Bereits 2017 war Frankreich die drittgrößte internationale Besuchernat