Umfrage-Story : Wie wird Gebäudetechnik zukunftsfit?

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„Von der Idee bis zur Fertigstellung eines Bauprojekts vergehen oftmals sieben bis acht Jahre. In dieser Zeit ändert sich im Bereich Technik einiges“, ist sich Walter Hammertinger, Geschäftsführer des Immobilienbetreibers Value One, der Problematik der zukunftsfitten Gebäude bewusst. Für Planer und Bauunternehmen heißt es deshalb: Vorausdenken. „Ich muss heute darauf achten, dass ich Dinge, die ich heute noch nicht kenne, später umsetzen kann“, meint Hammertinger. Es ist eine Realität, mit der die gesamte TGA-Branche konfrontiert ist: Technologiezyklen sind wahnsinnig schnell, ein Gebäude am neuesten Stand der Technik zu halten wird immer schwieriger. Bauunternehmer, Planer und Facility Manager müssen rasch auf neue Technologien reagieren und gleichzeitig weit genug vorausplanen.

Eine ungewohnte Situation für Bauunternehmen, meint Hammertinger: „Unsere Branche ist eher statisch. Wir bauen immer noch mit denselben Elementen wie vor 60 Jahren. Da passen die Innovationszyklen im Technologiebereich eigentlich gar nicht zu dem was wir machen.“ Während eine Schalung seit Jahrzehnten auf dieselbe Art mit Beton aufgeschüttet wird, unterliegt die Gebäudetechnik einem ständigen Wandel.

Leerrohre sind Pflicht

Damit ein Gebäude auch in 25 Jahren noch dem Stand der Technik entsprechen kann, kommt man um Leerverrohrungen nicht herum, ist sich Walter Hammertinger sicher. Damit wird sichergestellt, dass zukünftig Gebäudetechnik nachgerüstet werden kann und eine stets aktuelle Gebäudeautomation möglich ist. „Im Endeffekt ist eine Lehrverrohrung nur ein Plastikschlauch im Beton. Für den Planer ist es aber eine richtige Denkaufgabe, immerhin will der Kunde sein Geld ja auch lohnend eingesetzt wissen“, erklärt der Value One-Geschäftsführer. Für den Experten sind Lehrverrohrungen in jedem Gebäude ein Must-have, denn nur so kann dem Kunden auch nach der Fertigstellung eine immer aktuelle Gebäudetechnik geboten werden.

Über die hohe Relevanz von Lehrrohren im Neubau ist sich auch Günther Ohland, Gründer der Smart Home Inititative Deutschland, bewusst: „Es ist wichtig, dass das Gebäude zukunftsfähig erweiterbar bleibt. In Österreich werden glücklicherweise häufig Leerrohre eingebaut, in Deutschland ist das seltener der Fall. Damit kann ich dem Kunden aber das Nachrüsten vereinfachen. Ansonsten besteht natürlich immer die Möglichkeit, mit Funk nachzurüsten. Ich denke, dass künftig ohnehin 80 bis 95 Prozent des Smart Homes über Funk gesteuert werden.“

Bewährte Technologien werden ergänzt

In einem Punkt ist sich Günther Ohland sicher: Manche Technologien werden sich auch in Zukunft nicht verändern: „Ein Rollo-Aktor wird in 30 Jahren dieselbe Aufgabe haben wie heute: Er wird das Rollo rauf und runter fahren. Auch ein Lichtschalter wird in Zukunft dasselbe machen wie heute.“ Dem stimmt Walter Hammertinger zu: „Ich glaube, die Basics werden immer die gleichen sein. Ein Außenrollo wird immer dieselbe Aufgabe haben: Schatten spenden. Statt bewährte Systeme zu ersetzen, werden diese wahrscheinlich multifunktionaler. Dann sorgt das Rollo nicht nur für Beschattung, sondern erzeugt gleichzeitig Solarstrom.“ Das Gedankenspiel des Immobilien-Experten geht sogar soweit, dass der Nutzen eines Gebäudes zukünftig nicht mit dem Nutzer, sondern mit dem Gebäude selbst zusammenhängt – Nutzen soll gemietet werden. „Denken Sie zum Beispiel an ein Büro: Am Arbeitsplatz will ich eine Beleuchtung von 500 Lux. Wie dieses Licht erzeugt wird, ist egal, darum muss sich der Auftragnehmer kümmern. Als Nutzer ist mir nur wichtig, dass ich diese 500 Lux habe und zwar solange, bis ich das Büro wechsle“, erklärt Hammertinger im Gespräch mit TGA. Damit ist egal, welcher Kunde das Büro bezieht, er erhält jederzeit den idealen Nutzen. Denn im Gegensatz zu fest verbauten Lampen, können gemietet Lichter einfach ausgetauscht und damit an neue Kunden angepasst werde – ohne Ressourcenverschwendung und möglichst effizient. „Wenn mir eine Lampe nicht gehört und ich nur die Lux brauche, kann sie, sobald sie von mir nicht mehr benötigt wird, einfach an den nächsten Kunden weitervermietet werden. Damit wird die Kreislaufwirtschaft gefördert“, so Walter Hammertinger.

Hersteller müssen an Kompatibilität arbeiten

Während die Mietbeleuchtung derzeit ein noch relativ weit entferntes Zukunftsthema ist, macht sich ein wichtiger Gedanke innerhalb der Gebäudeautomation immer breiter: Hersteller müssen weg vom Einzelkämpfer-Denken und ihre Systeme miteinander kompatibel machen. Die gemeinsame Kommunikation ist eines der wichtigsten Elemente der Gebäudetechnik, denn nur so können Systeme bestmöglich miteinander gekoppelt werden. „Wir müssen ehrlich sein: Niemand kann in allem Experte sein. Deshalb macht es doch viel mehr Sinn, wenn jeder in seinem Spezialgebiet arbeitet und sein System über Open Source kompatibel macht“, so Hammertinger. Spezialisten müssen miteinander kommunizieren und gemeinsam eine breitgefächerte Lösung anbieten, anstatt gegeneinander zu arbeiten. „Es geht um einen gewollten Austausch und nicht um einen gezwungenen. Hiervon ist die gesamte Branche betroffen, wir müssen dringend an gemeinsamen Lösungen arbeiten.“ Kundenwünsche können mit Spezialisten am besten erfüllt werden und genau das sollte das Ziel der Hersteller sein.