Planer im Portrait: Simon Handler & Manuel Ziegler : Planer werden früher eingeschaltet
Die Hacon mit derzeit neun Beschäftigten ist heuer im fünften Jahr, die sima mit acht Mitarbeitenden im dritten, was einem ordentlichen Mitarbeitenden-Zuwachs innerhalb der letzten 18 Monate entspricht. „Rund zwei Drittel der Beschäftigten sind in Wien, ein Drittel in Eisenstadt“, erklärt Manuel Ziegler, „unsere Aktivitäten liegen aber praktisch alle in Wien, wahrscheinlich zu 90 Prozent“, ergänzt Handler. Wozu noch ein schon länger laufendes Projekt in Bratislava kommt, „wo demnächst auch ein zweites Projekt der Gebäude-Simulation starten sollte“. Vor einem Jahr haben die beiden Firmen ein neues Büro am Wiener Salzgries bezogen.
Frühere Planer-Einbindung bei Energie-Themen
Zum Trend der früheren Einschaltung von Gebäudetechnik-Planern meint der 39-jährige Planer Ziegler: „Vielleicht trifft das auf unser Büro deshalb zu, weil wir eben auf die Energie-Themen spezialisiert sind“. Denn die Hacon (das steht für handler consulting) ist, laut Handler-Definition, „ein auf Energie-Technologien spezialisiertes Beratungsunternehmen“. Es gehört zu 100 Prozent der Hacon Holding, die wiederum zu 100 Prozent Simon Handler gehört. Die sima consulting ist zu jeweils 45 Prozent im Eigentum der Hacon Holding und von Manuel Ziegler, sowie zu zehn Prozent in jenem von Philipp Selitsch.
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Manuel Ziegler
„Planer bin ich deshalb geworden, weil mich die Nachhaltigkeit und die energetischen Betrachtungen immer schon interessiert haben."
An der Effizienzsteigerung mitwirken
Handler und Ziegler haben gemeinsam an der TU Wien promoviert und waren danach bei der Allplan. „Planer bin ich deshalb geworden, weil mich die Nachhaltigkeit und die energetischen Betrachtungen immer schon interessiert haben“, erläutert Ziegler im Gespräch mit TGA. Und Handler sagt dazu: „Im Gebäudebereich gibt es noch enorm viel Potential zur Effizienzsteigerung. Dieses Thema beschäftigt die gesamte Branche. Wir sind überzeugt davon, dass wir als Team einen wertvollen Beitrag zur Erreichung der längst überfälligen und dennoch sehr ambitionierten Klimaschutz-Ziele leisten können. Als Planer haben wir die Möglichkeit, an der Entstehung und Umsetzung eines Projektes aktiv mitzuwirken. Unser Ziel besteht darin, ökologische und zugleich ökonomische Projekte zu realisieren. Das funktioniert nur mit einem ganzheitlichen und interdisziplinären Planungsansatz“.
Wachstumsthema Gebäude-Simulation
„Bei der Hacon mache ich rund ein Drittel des Umsatzes mit der Bauphysik und ca. zwei Drittel mit der Energieplanung und Gebäude-Simulation. Heuer wollen wir auf einen Umsatz zwischen rund einer und eineinhalb Millionen Euro kommen“, ergänzt Handler „und wir wollen personell weiterwachsen, vor allem für die Gebäude-Simulation. Dafür gibt es aber nur eine Handvoll Leute, weil dies ein Nischenthema ist“, so Handler. Für das angestrebte Wachstum gibt es insofern eine Grenze, „als wir uns beide auch technisch mit den Projekten beschäftigen wollen und uns nicht auf die Geschäftsführer-Tätigkeit beschränken. Und: „Wir können Projekte fast jeder Größenordnung bearbeiten“.
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Simon Handler
„Ein Projekt ist nur dann erfolgreich, wenn alle Randbedingungen, alle Beteiligten und alle Prozesse wie Zahnräder ineinandergreifen. Wir sind als Bauphysik-, TGA- und Energieplaner ein Teil des großen Ganzen."
Wenn die Partie trotz fertiger Planung steht
Während die Gebäudetechnik-Planer also gut beschäftigt sind, sieht es mit der Realisierung ihrer Planungen und Simulationen aber ganz anders aus: War Handler schon mit seinen Lösungen für das Projekt PEQ21, auch bekannt als „Pilzgasse“, in Wien aufgefallen, so ist die Pilzgasse laut Handler „noch nicht in Ausführung“.
Er hatte dort Bauteil-Aktivierung der massiven Stahlbeton-Decken, Erdwärme, Wärmepumpen, Dach- und Bauwerksbegrünung sowie Photovoltaik auch in der Fassade kombiniert. Geplant hatte Architekt Georg Soyka. „Von der Abwicklung her war das ganz Besonderes und wir waren schon Ansprechpartner in der Wettbewerbsphase“. Wozu er grundsätzlich festhält: „Wenn man so früh beigezogen wird, kann man noch viel beeinflussen“.
Auch andere Projekte, die längst fertig geplant sind, harren aufgrund der aktuellen Baukrise weiterhin der Realisierungen. So etwa die Wohnbebauung „Am Rain“ in der Nähe von IKEA-Nord in Wien: „Das war ursprünglich ein Süba-Projekt, für die wir einiges gemacht haben, das an die ÖSW verkauft wurde. Wir haben alle Planungen gemacht: Für rund 500 Wohnungen auf vier Bauplätzen und mit drei Bauträgern haben wir die Temperierung über Bauteil-Aktivierung, eine Grundwasser-Wärmepumpen-Anlage mit Rückspeisung und eine relativ umfangreiche PV-Anlage geplant“. Auch in Abtissendorf beim Grazer Flughafen wird noch nicht gebaut, dort laufen die Planungen aber noch. Der Entwurf des Energiekonzeptes für rund 50.000 m² sei fertig, Bauträger seien ÖSW und ARE, er wüsste aber nichts von einem Baustart, so Handler.
Spezialisierung als wirtschaftlicher Glücksfall
„Ein Projekt ist nur dann erfolgreich, wenn alle Randbedingungen, alle Beteiligten und alle Prozesse wie Zahnräder ineinandergreifen. Wir sind als Bauphysik-, TGA- und Energieplaner ein Teil des großen Ganzen. Die Entwicklungen am Immobilienmarkt haben in der jüngsten Vergangenheit dazu geführt, dass sich viele Projekte zeitlich verzögern und aktuelle nicht zur Umsetzung kommen. In vielen Fällen scheitert es an der Finanzierung der Projekte und wir wissen, dass die Bauträger mit voller Kraft daran arbeiten, dass die Projekte wieder fortgesetzt werden können“, stellt Simon Handler fest. Und Ziegler ergänzt: „Bei den von uns abgeschlossenen Planungen haben wir dadurch aber keine finanziellen Einbußen, weil wir eben spezialisiert sind. Das ist aber auch ein Glücksfall“.
Ein Beispiel für ein Projekt, bei dem die Realisierung von innovativen Energiekonzepten sich als nicht ganz einfach erweist, ist das Stadtviertel-Projekt Kurbadstraße in Wien-Oberlaa. Hier mussten die ursprünglich geplant gewesenen Tiefenbohrungen eingestellt werden, weil man auf Gaseinschlüsse gestoßen war. Jetzt gibt es eine Kombination von Wärmepumpen-Anlage und Fernwärme, wobei die Bodenplatte der Garage als Wärmequelle genutzt wird, „und wir den Wärme-Entzug für die Warmwasser-Bereitung und die Wohnungs-Kühlung nutzen“. Allerdings gibt es trotz umweltfreundlicher Energielösung Proteste gegen den Bau: Die Umweltschutzorganisation „Alliance for Nature“ drängt auf eine UVP für das gesamte Stadtentwicklungs-Konzept in Oberlaa.
Sanierung von Altbauten
In einer gesunden Projektumgebung werde jeder Beteiligte im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag leisten. „So auch wir als Planer. Wir pflegen mit all unseren Kunden ein partnerschaftliches Verhältnis. Auch in herausfordernden Zeiten“. Wie etwa bei zwei Sanierungsprojekten von Altbauten: Einerseits wurde für das denkmalgeschützte „Das Artmann“ in der Oberen Donaustraße in Wien mit seinen 75 Eigentumswohnungen und vier Penthouses die gesamte Energieplanung erstellt, wobei Donauwasser als Quellenergie für die Wärmepumpe verwendet wird, andererseits wurden für die Sanierung eines Bürogebäudes am Donaukanal die Gebäude-Simulation und die Bauphysik geplant, samt Flächen-Heiz- und Kühlsystem und Aktualisierung der Gebäudehülle. Vorläufig lautet die Energiekennzahl HWB 47,4 kWh/m2a – ein Beispiel dafür, was erreichbar ist, wenn die Planer frühzeitig eingebunden werden.
Anmerkung der Redaktion: Der Text wurde gegenüber der ursprünglichen Version am 2. Oktober 2024 an drei Stellen geringfügig verändert, um Zahlen und missverständliche Formulierungen zu korrigieren.