Forum Wasserhygiene : „Hausgemachte“ Trinkwasser-Probleme beheben
„Die Menschen realisieren nicht, dass auch Wasser ein Ablaufdatum hat und dass sie vom Wasserzähler bis zum Zapfhahn selbst verantwortlich sind“, meint der Präsident des FWH, Herbert Wimberger. Für die Initiative zur Verbesserung der Trinkwasserinstallationen in Gebäuden hat er nicht nur die relevanten wissenschaftlichen Partner und die Firmen BWT, IMI, Rehau, Transhelsa und WimTec gewonnen, sondern auch die Bundesinnung der Sanitärtechniker (Installateure) und viele weitere Verbände und Institutionen.
Wasser kann laut Univ.-Prof. Dr. med. Ojan Assadian, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, unter bestimmten Voraussetzungen zum Überträger von Krankheitserregern werden. Im Jahr 2014 erkrankten der Nationalen Referenzzentrale für Legionella-Infektionen zufolge 133 Menschen in Österreich an der Legionärskrankheit, etwa jeder 10. stirbt an den Folgen dieser schweren, durch sogenannte Legionellen hervorgerufenen Lungenentzündung. Diese Süßwasser-Bakterien können sich im Warmwasser vermehren und z.B. beim Duschen über feinste Wassertropfen (Aerosole) eingeatmet werden. Die Dunkelziffer an Erkrankungen ist laut Experten sowie belegten Legionellen-Ausbrüchen in Deutschland sogar deutlich höher.
Laut den Experten liegt die Kontaminationsquelle des Trinkwassers zumeist im hauseigenen Netz. Besondere Schwachpunkte sind selten benützte Wasserabgabestellen mit stagnierendem Wasser, Wasserspeicher mit für Bakterien günstigen Wachstumstemperaturen, oder mangelhaft gewartete Filtersysteme. Laut Univ.-Prof. Assadian sind immungeschwächte Personen wie ältere Menschen, Kinder, Sportler oder Patienten in einer Pflege- oder Gesundheitseinrichtung einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt. Erhöhtes Risiko bestünde auch saisonbedingt bei Hotels sowie nach der Ferienzeit in Schulen, Kindergärten und Tagesstätten. Drei Schritte zu hygienisch einwandfreiem Trinkwasser Um die Wasserqualität im Haus zu erhalten, empfiehlt das FWH: Stagnierendes Wasser durch Freispülen vermeiden, Kaltwasser auf maximal 20 Grad, Warmwasser auf mindestens 55 Grad Celsius temperieren, für eine regelmäßige Wartung und Reinigung der Installationen, z.B. der Brauseköpfe und Schläuche, durch professionelle Sanitärtechniker sorgen. Gerade beim Neubau ist auf eine risikominimierende Planung der Wasser-Installation und -Erwärmung durch Fachleute zu achten. „Unsere Probleme mit der Trinkwasserqualität sind in erster Linie ‚hausgemacht’“, konstatiert Wimberger und ergänzt „wir Österreicherinnen und Österreicher sind offensichtlich beim Einhalten des Serviceintervalls für unser Auto deutlich pflichtbewusster als bei der Wartung unserer Trinkwasseranlagen.“ Er will mit dem Forum Wasserhygiene „aufrütteln, damit wir unser wichtigstes Lebensmittel wieder mehr wertschätzen und bedenken, wie verletzlich wir sein können, wenn wir unser Trinkwasser schlecht behandeln“. Gehen wir mit Wasser zu bedenkenlos um? Sauberes Trinkwasser ist ein Menschenrecht und wesentliches Fundament unserer modernen Gesellschaft. Glücklicherweise verfügen wir in Österreich über ausreichend hochwertiges Trinkwasser, das vom Wasserversorger einwandfrei bereitgestellt wird. Die Annahme, dass diese Wassergüte auch innerhalb der Hausinstallation erhalten bleibt, ist jedoch häufig weit gefehlt. Mit dem Streben nach Komfort und Energieeffizienz sind die Installationen immer komplexer geworden und die Wasserqualität in den eigenen vier Wänden hat deutlich abgenommen. „Darüber hinaus sind wir Österreicherinnen und Österreicher offensichtlich beim Einhalten des Serviceintervalls für unser Auto deutlich pflichtbewusster als bei der Wartung unserer Trinkwasseranlagen“, weiß KR Herbert Wimberger, Präsident des Forum Wasserhygiene und Gründer und Geschäftsführer des niederösterreichischen Sanitärarmaturen-Herstellers WimTec.
Genau hier setzt das Forum Wasserhygiene, die neue Initiative zur Verbesserung der Trinkwasserinstallationen in Gebäuden, an. BWT, IMI, Rehau, Transhelsa und WimTec haben gemeinsam mit wissenschaftlichen Partnern und Institutionen diese interdisziplinäre Plattform gegründet, um Wasser wieder mehr Wert zu geben. Auswirkungen mangelhafter Trinkwasserhygiene Wasser kann unter bestimmten Voraussetzungen zum Übertragungsmedium für Krankheitserreger werden. Im Jahr 2014 erkrankten der Nationalen Referenzzentrale für Legionella-Infektionen zufolge 133 Menschen in Österreich an der Legionärskrankheit, etwa jeder 10. stirbt an den Folgen dieser schweren, durch sogenannte Legionellen hervorgerufenen Lungenentzündung. Legionellen sind Süßwasser-Bakterien, die sich im Warmwasser vermehren und z.B. beim Duschen über feinste Wassertropfen (Aerosole) eingeatmet werden. Die Dunkelziffer an Erkrankungen ist laut Experten sowie belegten Legionellen-Ausbrüchen in Deutschland deutlich höher. In Österreich werden derzeit weniger als 10 % der Fälle von Legionärskrankheit als solche diagnostiziert (Quelle: Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, kurz: AGES). Wenngleich diese Infektion rechtzeitig erkannt mit Antibiotika therapiert werden kann, darf sie nicht unterschätzt werden. Dem Erhalt der Trinkwasserqualität im eigenen Haushalt muss damit eine hohe Priorität zukommen, denn die Infektionsgefahr kann zu Hause durch einfache Maßnahmen eingedämmt werden. Risikofaktoren in der Trinkwasserinstallation oft unbekannt In der Regel liegt die Kontaminationsquelle hinter der Übergabestelle des Trinkwassers, also im hauseigenen Netz. Besondere Schwachpunkte sind selten benützte Wasserabgabestellen mit stagnierendem Wasser, Wasserspeicher mit für Bakterien günstigen Wachstumstemperaturen, oder mangelhaft gewartete Filtersysteme. Im stehenden Wasser und bei Temperaturen zwischen 25 und 45 °C vermehren sich die Bakterien besonders gut. Daher ist die Stagnation eine der Hauptursachen für bakterielle Vermehrung. Stagnation kann durch großzügig geplante Wasserauslässe, die dann doch nicht verwendet werden, durch mangelhaft koordinierte Baumaßnahmen oder durch zu geringe Wasserentnahme verursacht werden. „Der in Österreich grundsätzlich richtige, fest verankerte Wasserspar-Gedanke ist leider für die Trinkwasserhygiene kontraproduktiv.“, erklärt Univ.-Prof. Dr. med. Ojan Assadian, DTM&H, wissenschaftlicher Leiter des Forum Wasserhygiene, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene und Universitätsprofessor an der University of Huddersfield (GB) und ergänzt: „Zu geringe Wasserentnahmen können aber auch bei Nutzungsunterbrechungen in jedem Haushalt und jedem öffentlichen Gebäude auftreten. Ob saisonbedingt in Hotels, in der Ferienzeit in Schulen, Kindergärten und Tagesstätten oder urlaubs-, arbeits- oder krankheitsbedingt in privaten Wohnungen. Stagnation und damit der fehlende Spüleffekt des Wasserinstallationssystems sollte unbedingt vermieden werden.“ Hinzu kommt, dass für Trinkwasserinstallationen verwendete Materialien in öffentlichen und privaten Immobilien oft nicht mehr den heutigen Ansprüchen genügen. Je länger das Wasser in den Leitungen steht, desto mehr Schwermetalle werden z.B. aus alten Rohren gelöst, die dann in den menschlichen Körper gelangen.
Immungeschwächte Personen wie ältere Menschen, Kinder, Sportler oder Patienten in einer Pflege- oder Gesundheitseinrichtung sind allgemein einem höheren Infektionsrisiko ausgesetzt. Warum also die nachdrückliche Forderung von Trinkwasser-Experten, der Trinkwasserqualität in den eigenen vier Wänden mehr Aufmerksamkeit zu schenken? „Unser Gesundheitssystem ist stark im Umbruch. Immer mehr Behandlungen werden ambulant durchgeführt und Patienten so früh wie möglich in ihre Wohnungen entlassen. Daher müssen im privaten Bereich dieselben Standards der Wasserhygiene gelten wie in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen!“, bekräftigt Assadian. Was Konsumenten tun können Der Vermeidung von Stagnation durch ungenutzte oder unzureichend gebrauchte Wasserabgabestellen muss oberste Priorität zukommen. Für selten oder unregelmäßig genutzte Armaturen sollte daher ein individueller Spülplan erstellt werden, der einen regelmäßigen Wasseraustausch sicherstellt. Denn die österreichischen Regelwerke schreiben bei stark reduzierter Wasserentnahme besondere Maßnahmen vor, um eine Gefährdung der Nutzer zu verhindern. Bereits 24 Stunden können kritisch sein. Nach längerer Abwesenheit ist es empfehlenswert, das Wasser bei maximaler Temperatur für einige Minuten laufen zu lassen.
Auch die Einhaltung der richtigen Temperaturen spielt eine große Rolle – ein wichtiger Grundsatz lautet: Kaltwasser muss kalt und Warmwasser muss warm sein. Das bedeutet, dass Warmwasser nach 30 Sekunden mindestens 55 °C haben muss, Kaltwasser sollte nach 30 Sekunden nicht wärmer als 20 °C sein. Daher sollte die Warmwasseranlage (Boiler) bei mindestens 60 °C betrieben werden. Kalt- und Warmwasserleitungen sind ausreichend zu isolieren. Darüber hinaus sind Brauseköpfe, Brauseschläuche und Strahlregler regelmäßig zu reinigen, zu desinfizieren oder auszutauschen. Die Verantwortung für diese Maßnahmen liegt beim Betreiber einer Trinkwasseranlage, je nach Wohnsituation ist das der Hauseigentümer oder der Vermieter. Forum Wasserhygiene engagiert sich für Trinkwasserqualität „Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel und muss wieder etwas wert sein.“, erklärt Herbert Wimberger. Dazu braucht es eine sensibilisierte Bevölkerung und ein qualifiziertes Fachhandwerk. Genau hier setzt die neue Initiative zur Verbesserung der Trinkwasserqualität im Gebäude an: Die Firmen BWT, IMI, REHAU, Transhelsa und WimTec haben gemeinsam mit Partnern der Wissenschaft wie der Österreichischen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, der FH Campus Wien, dem Austrian Institute for Technology (AIT), dem Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) und vielen anderen den Verein Forum Wasserhygiene gegründet.
„Wir wollen aufrütteln, Bewusstsein für die Risiken einer nicht hygienegerecht betriebenen Trinkwasser-Installation schaffen und Lösungen anbieten. Darüber hinaus haben wir in Kooperation mit der FH Campus Wien und der Bundesinnung der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker ein eigenes Seminarprogramm entwickelt, in dem wir das nötige Fachwissen vermitteln.“, berichtet Vereinspräsident Herbert Wimberger. Es gehe darum, den Menschen ihre Verantwortung für ihr eigenes Trinkwasser bewusst zu machen. Diese Verantwortung ist unter anderem in der Trinkwasserverordnung sowie in diversen Normen zur Planung, Ausführung und dem Betrieb von Trinkwasser-Installationen fest verankert. „Wasser ist Wert und wir müssen uns bewusst sein, dass dieser Wert in seiner qualitativen Erhaltung etwas kostet“, stellt Wimberger fest. Unser Trinkwasser wird streng kontrolliert „Die Tatsache, einfach den Wasserhahn aufdrehen zu können und täglich frisches, gesundes Wasser zu haben, ist in Österreich eine Selbstverständlichkeit. Voraussetzungen dafür sind jedoch zahlreiche Arbeitsschritte von bestens ausgebildeten Fachkräften und eine ausgefeilte Infrastruktur.“, betont Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Zerobin, Präsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) und Betriebsvorstand der MA31 – Wiener Wasser. An die 300 Millionen Euro fließen jährlich in die Realisierung, Erneuerung und Instandhaltung der Wasserversorgungsanlagen – ein wesentlicher Beitrag für Österreichs Wirtschaft und somit heimische Unternehmungen. Neben diesen Investitionen ist die hohe Wasserqualität von der Quelle bis zu den Haushalten das Ergebnis laufender Überwachungsmaßnahmen durch die Wasserversorger. Doch der Einflussbereich der Wasserversorger endet beim Wasserzähler. „Trotz der umfangreichen Anstrengungen wissen wir aus Erfahrung, dass das Wasser den Konsumenten an den Wasserabgabestellen oft in mangelhafter Qualität zur Verfügung steht. Denn viele Menschen sind nicht darüber informiert, wie Trinkwasseranlagen hygienegerecht betrieben werden.“, erklärt Zerobin. Erster Österreichischer Trinkwassertag am 17. Juni 2016 Im Jahr 2016 findet erstmals der sogenannte TRINK’WASSERTAG statt. Der von der ÖVGW ins Leben gerufene landesweite Aktionstag soll den hohen Wert einer sicheren Wasserversorgung unterstreichen. Das österreichische Trinkwasser wird aus Quell- und Grundwasser gewonnen, es ist von höchster Qualität und fast immer in ausreichender Quantität vorhanden – Versorgungsengpässe sind selten. Das ist europaweit und international betrachtet keine Selbstverständlichkeit. Nur die wenigsten wissen, dass dieser Komfort erst rund ein Jahrhundert alt ist und eine riesige Infrastruktur dahintersteckt. Der TRINK´WASSERTAG bietet Gelegenheit zu erfahren, welche vielfältigen Leistungen notwendig sind, damit täglich bestes Wasser in ausreichender Menge in die Haushalte fließt. Zahlreiche Versorgungsbetriebe werden sich an den Aktivitäten zu diesem Festtag beteiligen und diesen Tag sehr individuell gestalten.