Interview : „Veranstaltungen finden nicht mehr so statt, wie wir es gewohnt waren“

© Messe Nürnberg

Am 24. und 25. Juni hätte dieses Jahr die Feuertrutz in Nürnberg stattfinden sollen – dann kam Corona. Erst wollte Stefan Dittrich, Leiter der fränkischen Brandschutz-Fachmesse, die Veranstaltung Ende September als Präsenztermin durchführen, dann entschloss er sich aber doch für ein virtuelles Konzept. Warum diese Entscheidung fiel und welche Auswirkungen die Absage der ISH 2021 auf das kommende Messejahr hat, erzählt er im TGA-Interview.

TGA: Die Feuertrutz findet dieses Jahr nicht als Präsenzmesse, sondern als virtuelles Event statt. Warum haben Sie sich als Veranstalter für ein digitales Format entschieden?

Stefan Dittrich: Die Unsicherheit unserer Aussteller aufgrund der Corona-Pandemie war im Frühjahr deutlich spürbar. Nach vielen guten und offenen Gesprächen mit unserem Messebeirat und einer Vielzahl Ausstellern zeichnete sich ab, dass wir eine Feuertrutz vor Ort nicht wie gewohnt realisieren konnten. Wir werden keine Feuertrutz gegen den Willen der Branche durchführen, das war von Anfang an für uns klar. Jedoch war die Nachfrage nach einer Plattform sich auszutauschen, Produkte zu präsentieren und mit Kunden zu reden sehr groß. Also haben wir uns kurzerhand entschlossen, Alternativen zu prüfen und entschieden, die Feuertrutz digital stattfinden zu lassen. Genau den gewünschten Dialog und Expertenaustausch können wir so der Branche anbieten.

TGA: 2011 fand die Feuertrutz erstmalig statt, seither wurde sie jährlich als Präsenzmesse veranstaltet. Wie gelingt nach dieser Zeit der plötzliche Umstieg auf ein digitales Konzept?

Stefan Dittrich: Es musste tatsächlich sehr schnell gehen. Wir haben die Feuertrutz 2020 am Messeplatz Nürnberg am 15. Juli abgesagt und haben nach wenigen Tagen, am 3. August, mit der Vermarktung der digitalen Feuertrutz begonnen. Das war schon ein heftiger Switch, aber wir wollten dieses Jahr in jedem Fall eine Plattform für den Austausch für unsere Kunden schaffen. Uns war es wichtig, der Branche die Möglichkeit zu geben sich zu treffen.

TGA: Wie sieht das Konzept der digitalen Feuertrutz aus?

Stefan Dittrich: Kurz gesagt, so einfach und so kundenfreundlich wie nur möglich. Es wird beispielsweise keine virtuellen Messestände oder Hallen geben. Die Plattform funktioniert ähnlich wie die bekannten Business-Netzwerke. Es gibt eigene Profile für die Hersteller. Hier können diese ihre Produkte der Fachwelt präsentieren. Die wichtigste Funktion ist das Matchmaking. Beim Einstieg in die Plattform wird mit wenigen Klicks von jedem Teilnehmer ein Profil erstellt und somit passende Kontakte vorgeschlagen. In Chats und Videocalls können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer miteinander sowie mit den Ausstellern direkt in Kontakt treten und sich austauschen.

TGA: Welche Rückmeldungen gibt es bisher von den Ausstellern?

Stefan Dittrich: Wir hatten beim Umstieg auf das digitale Konzept mit rund 50 Ausstellern gerechnet. Mittlerweile sind es schon 70 und wir haben immer noch bis 30. September Zeit. Wir werden also weiter mit potenziellen Unternehmen sprechen, um ihnen zu zeigen, welche Vorteile die digitale Feuertrutz dieses Jahr für sie hat. Wir bereiten unsere Kunden gut auf das neue Format vor, zeigen ihnen die Plattform indem wir neben Einzelgesprächen auch Online-Seminare anbieten. Unsere Kunden haben sich das Event komplex vorgestellt und waren im Endeffekt überrascht, wie unkompliziert die Plattform ist, wie einfach man sich positionieren kann und neue Geschäftskontakte und Bestandskunden treffen kann.

TGA: Denken Sie, dass sich digitale Messen auch nach der Pandemie durchsetzen können?

Stefan Dittrich: Die Feuertrutz ist ein Klassentreffen, ein Erlebnis, das durch kein digitales Event ersetzt werden kann. Ich kann mir vorstellen, dass vielleicht digitale Ergänzungen oder hybride Formate die Pandemie überdauern, und dort wo sie Sinn machen eine Ergänzung darstellen können. Aber eine komplette Alternative zu Präsenzmessen sind sie nicht. Allein der persönliche Austausch, den gerade so viele vermissen, ist digital nicht abbildbar – auch das lernen wir gerade aus der Krise und das bekommen wir von Ausstellern und Besuchern gleichermaßen gespiegelt.

TGA: Kommendes Jahr soll die Feuertrutz wieder als Präsenzmesse stattfinden. Wie sicher sind Sie sich mit dem Termin Ende Juni 2021?

Stefan Dittrich: Ich bin überzeugt, dass die Feuertrutz im Juni stattfinden kann. Am Caravan Salon in Düsseldorf hat man gesehen, dass Messen auch in Pandemie-Zeiten funktionieren. Ich kann natürlich nicht voraussagen, wie die Situation nächsten Sommer sein wird, aber wir planen bereits mehrere Szenarien ein, um die Messe auch unter besonderen Bedingungen veranstalten zu können. Aus meiner Sicht können uns nur behördliche Vorschriften oder ein fehlendes Commitment unserer Aussteller daran hindern, die Feuertrutz 2021 durchzuführen.

TGA: Auch die ISH hätte kommendes Jahr wieder als Präsenzmesse stattfinden sollen. Nun hat sich die die Messe Frankfurt aber gegen ein analoges Format und für ein virtuelles Konzept ausgesprochen. Was bedeutet das für die Messebranche und für Sie?

Stefan Dittrich:Die Nürnberg Messe befindet sich aktuell im sehr engen Austausch mit ihren Kunden. Wir spüren momentan ein großes Interesse an unseren geplanten Leitmessen des 1. Quartals 2021, sind bestens vorbereitet, was das Thema Hygiene und Sicherheit vor Ort betrifft und bekommen hierzu positive Rückmeldungen. Deshalb planen wir aktuell unsere Messen und Kongresse unverändert und mit hohem Elan für 2021. Das gilt auch für die Feuertrutz 2021 in Nürnberg.

TGA: Und ganz allgemein: Wie wird Corona das Messewesen 2021 verändern?

Stefan Dittrich: Wir müssen als Messe-Experten lernen, mit den Auswirkungen einer Pandemie wie Corona umzugehen. Das bedeutet, dass Veranstaltungen auf Sicht nicht mehr so stattfinden, wie wir es bisher gewohnt waren. Aber wir werden uns anpassen und die Messe-Branche wird wieder laufen lernen. Das Feedback unserer Kunden zeigt, dass Messen wichtig für ihr Business sind. Deshalb freuen wir uns auf die Feuertrutz 2021 in Nürnberg.

Vielen Dank für das Gespräch!

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