Energiewende : Wege in die Wasserstoff-Wirtschaft
Die Energiewende braucht Grünen Wasserstoff, damit der Ausstieg aus fossilen Energieträgern gelingt, lautet die Argumentationslinie des Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW). Was momentan fehle, sei eine (österreichische) Strategie. Eine aktuelle Expertenrunde gibt dem Verband recht.
Raus aus fossil
Die Expertenrunde aus Wissenschaft und Industrie zum Thema „Wasserstoff und klimaneutrale Gase in Europa: Österreichs Beiträge & Chancen“ diskutierte im Juni 2021 Wege in die Wasserstoff-Wirtschaft. Einig waren sich die Experten darin, dass der Ausstieg aus fossilen Energieträgern nur mit grünen und klimaneutralen Gasen - insbesondere Wasserstoff - gelingen kann. Für den Ausbau brauche es eine europäische Strategie und Lösung unter Mitwirkung Österreichs – nicht zuletzt, um einen möglichst großen Wasserstoff-Markt zu schaffen.
Matthijs Soede, Wasserstoff-Koordinator der Europäischen Union, hält etwa den künftigen Wasserstoff-Preis für entscheidend dafür, ob und wie zügig den Ausbau vorankommt: Bis 2030 müsse ein Preis von zwei US-Dollar je Kilogramm Wasserstoff angepeilt werden. Dort liege der Wendepunkt, um einen Ausbau im großen Stil wirtschaftlich sinnvoll und für Investoren attraktiv zu machen.
Zeit- und Kostenfaktor
Laut Hans Rasmusson, Generalsekretär von ERIG, dem gemeinnützigen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk für die europäische Zusammenarbeit, „braucht das Erreichen der Klimaziele eine ganzheitliche Energiewende, an der alle erneuerbaren Gase beteiligt sein müssen – also Wasserstoff, Biogas und Biomethan“. In der öffentlichen Debatte spiele Gas für die Energiewende zwar keine große Rolle, in der Realität aber schon. Denn angesichts der großen Menge an Grüner Energie, die bis 2040 benötigt wird, spielt vor allem der Zeitfaktor eine entscheidende Rolle. Und während der Ausbau von Ökostrom Zeit braucht, steht die Gasinfrastruktur für Grünes Gas theoretisch schon jetzt bereit. Laut aktuellen Berechnungen kann die Energiewende in der Europäischen Union mit Grünem Gas um 220 Milliarden Euro günstiger realisiert werden als eine rein elektrische Lösung.
„Bei technischen Entwicklungen wie etwa Wasserstoff gibt es immer tausend Probleme. Wir müssen sie einfach lösen, und das Energiesystem neu denken – in Wien, Österreich und in der Europäischen Union“, findet Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme und Stellvertretender Generaldirektor der Wiener Stadtwerke. Auch die Stadt Wien hat sich die Erreichung der Klimaneutralität bis 2040 zum Ziel gesetzt. Wasserstoff soll dabei vor allem im Energie- und Mobilitätsbereich eine wichtige Rolle spielen.
Schlussfolgerung
Es müsse ein Umdenken in der Energiepolitik geben – das Energiesystem solle dafür als Ganzes und nicht als voneinander getrennte Gas- und Stromsilos begriffen werden, erläutert die Expertenrunde weiter. Der Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft könne nur im großen Stil funktionieren und verlange internationale Kooperation. Nachdem in der EU aktuell die Weichen für grünen Wasserstoff gestellt werden, brauche Österreich dringend eine Wasserstoff-Strategie. „Wir warten schon alle gespannt auf die Veröffentlichung“, merkt Weinelt abschließend an.