Heizmarkt : Fernwärme – beliebt, aber gefährdet?

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Fernwärme ist und bleibt die beliebteste Heizform der Österreicher. Umfragen des Meinungsforschungsinstituts marketmind attestieren der Fernwärme seit Jahren die höchsten Imagewerte unter den gängigen Heizformen. So auch im aktuellen Durchlauf: Befragt wurden Privathaushalte, die einen Fernwärmeanschluss haben und auch solche, die andere Heizenergieformen nützen, sowie Bauträger. Das Ergebnis: Privathaushalte wie auch Bauträger gaben der Fernwärme die beste Gesamtbeurteilung: 74 % der befragten Verbraucher sehen Fernwärme als „sehr positiv“ oder „positiv“. 84 % der Bauträger vertreten dieselbe Einschätzung.

Mehr als eine Million Haushalte in Österreich nutzen umweltfreundliche Fernwärme. Das Gute daran: Bereits über 50% der Fernwärme werden aus biogenen Brennstoffen und Abwärme aus der Reststoffverwertung erzeugt und sind somit erneuerbar und CO2-frei. Dadurch wird auch das Klima geschont.

Funktionsfähig ohne fossile Energie

„Bis 2040 wird die Fernwärme zu Gänze klimaneutral sein – sofern die Regierung mitmacht“, betont Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme und stellvertretender Generaldirektor der Wiener Stadtwerke. Aufgrund dessen hagelte es in letzter Zeit Vorwürfe gegen das Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) - mehr dazu später.

Fernwärme kann laut Studien auch ohne fossile Energie auskommen. Das flexible System erlaubt den Einsatz von unterschiedlichen Energieträgern, was bereits heute geschieht: Ob Biomasse oder Erneuerbares Gas, ob industrielle oder gewerbliche Abwärme, Geothermie, Solarthermie, Wärme aus der Müllverbrennung – „kein anderes System ist so flexibel beim Einsatz von unterschiedlichen erneuerbaren Energieträgern und gleichzeitig so sicher, sauber und zukunftsfähig wie Fernwärme“, erklärt Weinelt.

Etwa die Hälfte der 100 größten Städte Österreichs wird mit Fernwärme versorgt. Neue, klimafreundliche Technologien werden laufend in das Fernwärmesystem integriert. All das wirkt wesentlich an der Verringerung der Treibhausgasemissionen und der Reduktion der fossilen Abhängigkeit Österreichs mit. Allein in Wien werden durch Fernwärme pro Jahr Emissionen von 1,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart – das entspricht dem jährlichen Schadstoffausstoß aller Wiener Privat-PKWs.

EAG bremst Ausbaupläne

Der Ausbau der Fernwärmeversorgung trägt einen wichtigen Anteil zur Dekarbonisierung des Wärmemarktes bei. Aktuell bremst laut Verband ausgerechnet das EAG, das kürzlich den Ministerrat passierte und nun ins Parlament geht, die Ausbaupläne. Darin ist das Auslaufen des Wärme- und Kälteleitungsausbaugesetzes (WKLG) ohne ein Ersatzfördersystem für Wärmenetze, Wärmespeicher und Fernkälteanlagen vorgesehen.

Das bedeute laut dem Fachverband einen herben Rückschlag für die Dekarbonisierung der Wärme- und Kälteversorgung Österreichs. „Statt Anreize zu schaffen wird weiterhin die Rechts- und Planungssicherheit, die Investitionsbereitschaft der Versorger und damit die Innovationskraft der Unternehmen außer Acht gelassen – das erschwert das unternehmerische Planen“, schließt Weinelt.