Meinung : Was die Gebäudetechnik von Taylor Swift lernen kann

TGA-Redakteurin Lena Wechselberger
© WEKA Industrie Medien

Es gibt aktuell kein Entkommen: Taylor Swift ist überall. Ob die US-Amerikanerin Rekord nach Rekord in der Musikbranche bricht (darunter etwa ihr vierter Grammy für bestes Album – Frank Sinatra, Paul Simon oder Stevie Wonder blieben dahinter zurück), Football-Fans mit weniger als 90 Sekunden Bildschirmzeit pro Spiel an den Rand der Verzweiflung bringt oder zur "Person of the Year" der New York Times ernannt wird – die Bekanntheit der 34-Jährigen ist unbestrittenen auf ihrem bisherigen Höhepunkt. Am 19. April erscheint ihr – inklusive Re-Recordings – 15. Studioalbum "The Tortured Poets Department" (TTPD).

Aber was hat diese Ankündigung jetzt in einem Fachmagazin für Gebäudetechnik zu suchen?
Die Auflösung gibt's am Ende!

Dass der klassische TGA-Leser (absichtlich nicht gegendert) das Thema Taylor Swift wohl mit einem Lächeln quittiert und abwinkt, ist nicht weit hergeholt. Neben einem gut gemeinten Musiktipp und persönlicher Neigung der TGA-Onlinechefin ist es jedoch bekanntlich wichtig, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Ob Sie es hören wollen oder nicht: Gerade was Multi-Channel-Marketing – und nennen wir es mal Kund*innen-Bindung – betrifft, ist Swift Vollprofi, oder wenn man denn so möchte: Mega-Influencerin. Jetzt gibt es in der SHK-Branche inzwischen eine kleine Anzahl an erfolgreichen Influencer*innen, viele Unternehmen und Betriebe können sich jedoch ein Vorbild an der Multi-Channel-Marketingstrategie des Popstars nehmen. Dafür wagen wir einen Blick in die Vermarktung hinter ihrem kommenden Album-Release.

Möglichst breit, aber nicht entkoppelt

Swift ist für ihre jahrelange Vorausplanung und das Verstecken von Hinweisen zu ihrer Musik bekannt, ihre Fans – die sogenannten Swifties – sind Meister*innen im Dekodieren und Aufstellen von Theorien, die sich in etwa genauso häufig als korrekt wie weit daneben erweisen. Das neue Album setzt neben klassischer Out-of-Home-Werbung mit Plakaten auf Billboards & Co. und Ankündigungen via Beiträgen auf Social Media, aber auch auf clevere Kooperationen mit großen Unternehmen. Die einzelnen Marketing-Maßnahmen für die Release-Woche funktionieren zwar für sich alleine, ihre volle Wirkung entfalten sie jedoch in Kombination.

Eine Kooperation mit Apple Music verrät etwa täglich ein Wort, indem einzelne Buchstaben in alten Songtexten Swifts großgeschrieben sind – am Ende soll ein Satz dabei herauskommen. Um herauszufinden, in welchem ihrer 237 Songs das Wort versteckt ist, versorgt Swifts Fan-Account auf Social Media mit kleinen Hinweisen. Das Plus an Extra-Streams für alte Songs ist ein netter Nebeneffekt, der durch eigens erstellte Playlists weiter gepusht wird.

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Damit nicht nur Apple-Kund*innen erreicht werden, gibt es ein gemeinsames Pop-up mit Spotify in Los Angeles. Dort wurde eine Bibliothek installiert, die mit vielen kleinen Gimmicks, Easter Eggs, Fotomöglichkeiten und täglich neu veröffentlichten Songtexten aus dem neuen Album aufwartet. Auch Social Media darf im Marketing-Mix nicht fehlen: Geht man auf Taylor Swifts Instagram-Seite und aktualisiert diese, wird der Titel des neuen Albums auf der oberen Bildschirmhälfte sichtbar, ein Release-Countdown folgt (für die Autorin dieser Zeilen parallel dazu auch ein starkes Endorphin-Plus). In der Vergangenheit gab es ebenfalls große Kooperationen mit Google. Ein bisschen internationaler wurde es mit dem Anbringen von übergroßen QR-Codes in mehreren Städten: darunter Chicago, London, Paris und Berlin. Das Scannen der Codes ergab einzelne Buchstaben, die schlussendlich auf ein kommendes Musikvideo hinwiesen.
@varietymagazine

Taylor Swift has a Spotify library installation in Los Angeles leading up to her release of “The Tortured Poets Department” this Friday.

♬ peace sped up - r & m <3 ⸆⸉

Raum für neue Ideen

Natürlich sieht Marketing, insbesondere Social Media, für das Handwerk anders aus. „Social Media im Handwerk ist nicht Hochglanzfotos", bringt es etwa Franjo Sestak, SHK-Influencer und Geschäftsführer eines bayrischen Installationsbetriebs, auf den Punkt. Die Inhalte, die Produkte, die Kund*innen und die Kanäle mögen andere sein – dennoch zeigen die Marketing-Maßnahmen rund um TTPD ganz klar, dass eine durchdachte und breit angelegte Strategie mehr als nur einer Plattform und einem Ziel gerecht werden kann: Marketing darf Spaß machen. Sie müssen Ihren Kund*innen deshalb zwar nicht auf eine Schnitzeljagd für ihren nächsten Rabattcode schicken – spielerische Elemente machen sich jedoch gut.

Außerdem ist der Anspruch nicht derselbe: Während ästhetische Inszenierung für Swift funktionieren, ist gerade im Handwerk Authentizität Gebot Nummer 1 auf Social Media. SHK-Influencer, Podcaster und Geschäftsführer der österreichischen PAW-Niederlassung Herbert Bachler bringt es auf den Punkt: „Das Wichtigste ist, authentisch zu sein. Lieber ein schlechtes Video, und es ist authentisch, als die schönsten Videos ohne Inhalt.“ Also: Ins Tun kommen!

Allzu häufig verlässt man sich bei Marketing-Strategien auf das individuell bewährte "Schema X", im Trubel des Tagesgeschäfts kann Zeit für kreative, neue Herangehensweisen durchaus rar sein. Sich Inspiration von unverhofften Quellen zu holen (sei es durch aufmerksames Hören eines bestimmten neuen Albums oder einfach nur durch Analysieren der Herangehensweisen anderer), kann dabei helfen, Ideen und Inspiration für eigene Marketingziele zu finden. Um das Marketing-Genie einer gewissen Sängerin zu schätzen zu wissen, muss man nämlich gar kein Swiftie sein 😉

>> Wenn Sie bis hierher durchgehalten haben, sind Sie tatsächlich begeistert von Marketing! Als Belohnung im Taylor Swift-Style finden Sie hier einen Artikel rund um SHK-Influencer*innen.

Taylor Swift, echt jetzt?

Ja jetzt! Keine Sorge, natürlich entlasse ich Sie nicht ohne ein paar persönliche Songtipps für den Feierabend, Arbeitsalltag – oder eine dieser ganz spezifischen Situationen:

  • Fehler beim Planen gemacht? ⇨ "Don't blame me" – Taylor Swift
  • Zu heiß auf der Baustelle? ⇨ "Cruel Summer" – Taylor Swift
  • Zu kalt im Büro? ⇨ "Cardigan" – Taylor Swift
  • Warten auf den Vertragsabschluss? ⇨ "Blank Space" – Taylor Swift
  • Biomasse-Fan? ⇨ "Out of the woods" – Taylor Swift
  • Chef ist sauer? ⇨ "You Need to Calm Down" – von ... eh schon wissen