Von der Dürre zum Paradies : Das Wasserwunder von Israel
In Österreich ist Wasser eine Selbstverständlichkeit und ist jederzeit und fast überall verfügbar. Ganz anders in Israel: Das Land, das heute den 70. Jahrestag seiner Unabhängigkeit begeht, gilt als eines der trockensten weltweit. Landwirten wurde dort lange das Wasser für die Versorgung der Pflanzen abgedreht und Kinder lernten in der Schule, wie man das Wasser beim Duschen auffängt und wiederverwertet. Die Menschen bangten um die Wasserversorgung und mussten mitansehen, wie die Umgebung immer trockener wurde. Doch die Regierung reagierte gerade noch rechtzeitig und schaffte es, mit einer neuartigen Technologie gegen die Dürre anzukämpfen.
Wie Meerwasser zu Trinkwasser wird
Der Großteil des Westens Israels erstreckt sich entlang des Mittelmeers. Es stand also eigentlich genug Wasser zur Verfügung, nur konnte dieses Meerwasser natürlich nicht verwendet werden. Es wurde also nach einer Technologie gesucht, die das Salzwasser zu sauberem Trinkwasser verarbeiten konnte. Eine Lösung wurde schon bald gefunden: Mittels Umkehrosmose produzieren riesige Meerwasserentsalzungsanlagen genießbares Trinkwasser. In einer modernen Filteranlage wird das Wasser unter hohem Druck durch eine Röhre gepresst, die mit tausenden Kunstoffmembranen ausgestattet ist. Dadurch trennt sich das Wasser zu hochkonzentriertem Salzwasser, das in der Röhre zurückbleibt, und sauberem Trinkwasser, das mittels Pipeline zu den Haushalten weitergeleitet wird.
Auf der ganzen Welt gibt es nur zwölf dieser Anlagen, fünf davon in Israel. 70 Prozent des israelischen Trinkwassers können bereits aus den Entsalzungsanlagen gewonnen werden. Bis 2020 soll sogar das gesamte Trinkwasser aus diesen Anlagen kommen. Dabei schreckt das Land auch nicht vor den hohen Investitionskosten zurück: Rund 400 Millionen Euro kostet eine der Anlagen. Finanziert wird das über komplexe Partnerschaften zwischen Staat und privaten Eigentümern. Je nach Anlage können rund 500.000 Kubikmeter Frischwasser pro Tag produziert werden. Damit können eine Million Menschen in Israel versorgt werden - bei einer Bevölkerungszahl, die in etwa genau so hoch wie in Österreich liegt.
Sparsamer Umgang mit der wertvollen
Ressource
Die Einwohner Israels werden aber auch darüber aufgeklärt, wie Wasser gespart werden kann. Ein geringer Wasserverbrauch ist eine einfache Vorsorgemaßnahme gegen erneuten Wassermangel. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von Wasser liegt in Israel bei 180 Kubikmetern im Jahr. Teilweise wird sogar das Abwasser wiederverwendet. In Amerika ist der Verbrauch mit 1.630 Kubikmetern fast zehnmal so hoch. Doch der geringe Verbrauch entsteht nicht nur aus gutem Willen: Es gibt einen allgemein gültigen Wasserpreis, der für alle Bürger gleich ist. Überschreitet ein Haushalt aber sein vorbestimmtes Kontingent, müssen dort höhere Preise gezahlt werden.
Außerdem wird sogenanntes Grauwasser wiederverwendet. Dabei wird Abwasser aufbereitet und zum Beispiel in der Landwirtschaft zur Bewässerung der Plantagen und Felder genutzt. Kein anderes Land auf der Welt nutzt sein Wasser mit so viel Bedacht wie Israel. In Israels größter Kläranlage Shafdan werden die Abwässer von rund 2,5 Millionen Menschen sowie etwa 7.000 Unternehmen aus der Region um Tel Aviv gesammelt und behandelt. 130 Millionen Kubikmeter Wasser werden jährlich gefiltert und in Bioreaktoren mithilfe von Bakterien gereinigt. Danach sickert das Wasser rund 400 Tage lang durch Sand und wird dadurch auf natürliche Art und Weise gesäubert.
Verlässliche Suche nach Wasserleckagen
Eine weitere Maßnahme, um Trinkwasser zu sparen ist die Anbringung von Detektoren. In Jerusalem befinden sich überall in der Stadt Hydranten, an denen kleine Detektoren befestigt sind. Durch eine akustische Überwachung können diese Detektoren Wasserlecks erkennen. Mittels Breitbandtechnologie und GPS können sogar winzige Lecks präzise geortet werden. Dadurch verschwindet kein Trinkwasser unbemerkt in der Erde, sondern wird zuverlässig an die Bürger Israels weitergeleitet.