Badezimmer Design : „Die Beleuchtung ist ein absolutes Trendthema im Badezimmer“
Bunt, trendig und trotzdem minimalistisch sind die Badezimmertrends 2019. Das kahle, weiße Bad soll der Vergangenheit angehören. Vielmehr soll sich das Bad wird zu einem Lifestyle-Raum entwickeln, meint Andreas Dornbracht, Vorsitzender der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft VDS. Welche Trends uns konkret erwarten und wie Planer am besten mit herausfordernden Kundenwünschen umgehen, erklärt er im TGA-Interview.
Warum geht der Trend vom weißen Badezimmer nun hin zu farbenfrohen Bädern?
Farbe ist im gesamten Interior-Bereich ein zentrales Thema. Sogar recht dominante Muster werden hier und da wieder eingesetzt. Nur im Bad traut sich niemand so recht ran. Wir finden, es ist Zeit, die Mutigen unserer Branche zu unterstützen, die sich trauen, Farbe auch im Bad zu einem Thema zu machen – und zwar nicht nur bei den Accessoires. Das Bad ist nun einmal zu einem Zimmer geworden, das gestaltet werden will.
Minimalismus ist im Wohnbereich momentan ein großes Thema. Wie passt das nun plötzlich mit poppigem Bad-Design zusammen?
Obwohl unsere Kommunikations-Kampagne zur ISH Pop up my Bathroom heißt, ist die Bandbreite der gefragten Farben im Badezimmer sehr vielfältig, harmonisch und stylisch – und eigentlich weniger poppig beziehungsweise knallig-bunt. Farbe wird im Badezimmer als bewusstes Gestaltungselement eingesetzt und weniger als modisches Element. Auch auf den ersten Einrichtungsmessen des Jahres sah man nach einem lang andauernden Trend zu betont gemütlichen Farb- und Materialkombinationen mit vielen Accessoires jetzt wieder mehr reduzierte Stylings. Das kommt dem Badezimmerdesign entgegen – entsteht doch schon durch den Einsatz von Fliesen per se eine eher cleane, minimalistische Optik. Dennoch sehen wir nach wie vor den Trend zum Lifestyle-Zimmer. Wir sehen Teppiche, Holz oder Wohnmöbel im Bad. In dem Mix aus Gemütlichkeit und Schlichtheit liegt das beste Rezept für ein farblich harmonisch abgestimmtes Badezimmer.
Welche Farbkombinationen sind 2019 besonders beliebt?
Wir haben zwölf aktuelle Farbtrends identifiziert. Die wichtigste Erkenntnis: Wenn Farbe als Gestaltungselement in einem Lifestyle-Badezimmer eine wichtige Rolle spielt, muss ein Grundton oder eine Farbkombination die Führung übernehmen. Es entsteht eine Farbcollage und alle anderen Materialien und Oberflächen müssen auf dieses Grundthema einzahlen und miteinander harmonieren. Unsere identifizierten Farbtrends reichen von Grau über Blau und Pastelltöne bis hin zu Schwarz und Gold. Und auch Weiß ist im Einrichtungsbereich immer noch eine Trendfarbe – und somit auch im Badezimmer.
Abgesehen von farbenfrohen Kombinationen: Welche Trends erwarten uns 2019 noch?
Wir werden auf der ISH 2019 bestimmt viele Lösungen für die Renovierung des Badezimmers sehen. Hier liegt ein großes Potenzial, schließlich sind viele Badezimmer in die Jahre gekommen. Auch das Gesundheits-Badezimmer ist eine wichtige Entwicklung. Da kann man schon fast von einem „blauen Faden“ sprechen – dem Wasser. Die Erkenntnisse von Sebastian Kneipp über die heilende Wirkung des Wassers sind heute wieder gefragt und werden in das moderne Bad überführt. So findet sich in der Dusche des Trendbads auch ein moderner Kneipp-Wasserschlauch für kalte Beingüsse. Und auch hinter der Wand passiert aktuell so einiges im Badezimmer.
Wie sieht es mit den Technik-Trends in der Santiär-Branche aus?
Neben immer besseren technischen Möglichkeiten des Schallschutzes verändert auch die zunehmende Digitalisierung das Handling des Wassers. Die Vorteile liegen vor allem in der kontrollierten Steuerung und Temperierung von Wasser im Bereich Waschtisch, Dusche und Badewanne, aber auch in der Inszenierung des Wassers. Das andere Innovationsfeld für das Badezimmer ist die Beleuchtung. Sie dürfte ein absolutes Trendthema werden, denn die hier zu erwartenden Neuerungen sind effektvoll und fallen garantiert ins Auge. Eine professionelle Lichtplanung gewährleitet nicht nur ein funktionales Licht für die unterschiedlichsten Anforderungen, sondern unterstützt durch den gezielten Einsatz von dekorativem Licht den wohnlichen Charakter eines Bades.
Welche Trend-Highlights werden wir auf der ISH 2019 zu sehen bekommen?
Wir wohnen gerne – und zwar auch im Bad. Dessen Gestaltung wird insgesamt wohnlicher und damit auch immer deutlicher von den allgemeinen Einrichtungstrends beeinflusst. Gleichzeitig dürfen aber auch neue technische Entwicklungen im Bad nicht fehlen.
Dahinter steht der Wunsch des Badnutzers nach einem modernen, Lifestyle-geprägten Badezimmer.
Wie groß ist die Wechselwilligkeit der Deutschen, wenn es um ihr Bad geht?
Auch in Deutschland ist der Wunsch nach einem neuen Badezimmer groß. Laut aktueller Studie der VDS planen 16,7 Millionen Deutsche ab 18 Jahren konkret Veränderungen beziehungsweise Anschaffungen im Bad. 6,2 Millionen davon streben eine Komplett- oder Teilrenovierung an, während 10,5 Millionen einzelne Ausstattungsgegenstände austauschen wollen. Zu den Favoriten gehören demnach alle Produkte rund um den Waschplatz, eine bodengleiche Dusche und der altersgerechte Umbau. Wir werden auf der ISH viele Neuheiten sehen, die das Badezimmer wohnlicher machen und unseren Alltag im Bad vereinfachen.
Sind smarte Toiletten und sprechende Spiegel ein großes Zukunftsthema oder eher ein netter Gag?
Also, sprechende Spiegel sind sicherlich Geschmackssache, und Sie sprechen damit ja eher ein Gadget an als den eigentlichen Innovationsgehalt. Auch das Beispiel des sprechenden Kühlschranks wird natürlich gerne herangezogen, um die Effekte der Digitalisierung auf unsere Produktwelt ein bisschen zu verniedlichen. Ich denke, die langfristigen Veränderungen und die künftigen Endverbraucherbedürfnisse werden sich erst noch zeigen. Da muss man offen bleiben. Ich persönlich halte das Dusch-WC für einen Quantensprung im Bereich Intim-Hygiene. In Asien gehört das Dusch-WC bei der Ausstattung eines modernen Badezimmers quasi zum guten Ton, und auch in Europa nimmt die Verbreitung stetig zu. Hotels haben Dusch-WCs bekannt gemacht, und das gute Gefühl und der Hygienekomfort bei seiner Verwendung sprechen sich schnell herum. Parallel dazu haben die Sanitärhersteller WCs ohne Spülrand entwickelt, die eine Reinigung erheblich erleichtern.
Was bedeuten die neuen Trends für Planer und Installateure? Worauf müssen sie sich vorbereiten?
Wir beobachten nun schon seit zwei, drei Jahren bei Anbietern von Sanitärprodukten weltweit eine Veränderung der Produktwelt, die das Mix & Match befördert. Bauherren können sich ihr Wunschbad aus einer großen Anzahl von einzelnen Modulen wie zum Beispiel Konsolenplatten für Waschtische, Stauraum-Module, Badewannen, Heizkörper etc. zusammenstellen. Diese Vielfalt zeigt sich natürlich auch in den verfügbaren Dekoren, Oberflächen und Materialien. Neben vorgestellten Anwendungsbeispielen kann der Badplaner, Architekt, Interior Designer oder Handwerker für seinen Kunden daraus ein stimmiges Gesamtkonzept entwickeln. Und das umfasst dann nicht mehr nur die eingesetzten Sanitärprodukte, sondern auch die Wand- und Bodengestaltung sowie die Ausstattung des Badezimmers mit Lifestyle-Produkten, etwa einem Teppich, einem designorientierten Sessel oder mit einem trendigen Dusch-WC. Und mit dieser Zielsetzung kommt automatisch Farbe ins Bad. Die professionelle Beschäftigung mit Farbe ist natürlich komplex, aber auch eine Chance für Planer und Installateure, einen Mehrwert zu generieren und sich zum Beispiel von Online-Anbietern abzugrenzen.
Die Badezimmergestaltung wird immer komplexer, gleichzeitig verstärkt sich der Fachkräftemangel. Wie kann die Branche damit umgehen?
Neben der Küche verlangt das Badezimmer wohl die komplexeste Planungs- und Umsetzungsleistung in der Wohnung. Ja, man könnte meinen, man bräuchte einen Badmanager, um das Badezimmer planen zu können: Es müssen verschiedene Handwerker koordiniert und wasserführende Produkte fest eingebaut werden. Wir stehen sicherlich vor enormen Veränderungen. Neben den zunehmend komplexeren Produkten und Systemen vor und hinter der Wand sowie der zunehmenden Digitalisierung steht auch der kreative Aspekt beim Badbau beziehungsweise bei der Badsanierung im Fokus. Ein Handwerker, der sowohl den Einbau als auch eine Lifestyle-orientierte Badplanung anbietet, ist in meinen Augen ein Held. Er muss sich fortwährend weiterbilden, um auf dem aktuellen Wissensstand des Möglichen zu bleiben. Aber genau diese anspruchsvollen und kreativen Berufe werden von der Jugend ja auch gefordert. Ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft mit der Vielfalt und Kreativität des Badplaners zunehmend junge Menschen für das Thema Bad begeistern können – wir müssen über diese Vielfalt nur immer wieder sprechen.
https://youtu.be/cKiu2hgkEww