ISH 2021 : "Die ISH 2021 auszusetzen, war keine Option"

Wolfgang Marzin.
© Messe Frankfurt GmbH/Sutera

Herr Marzin, bitte fassen Sie noch einmal kurz zusammen, in welchem Format die ISH digital 2021 stattfindet.

Wolfgang Marzin: Wie der Name der diesjährigen Veranstaltung schon vermuten lässt, findet die ISH 2021 ausschließlich digital statt. In enger Absprache mit der Branche haben wir schon im vergangenen Herbst umgeplant. Wir haben uns gegen eine hybride Veranstaltung und für ein rein digitales Format entschieden. Im Mittelpunkt stehen die dringend benötigte Business-Plattform und der Wissensaustausch. In erster Linie lebt das Format von den Ausstellern und deren Produktpräsentationen, aber auch vom absolut interessanten Rahmenprogramm. An den fünf Veranstaltungstagen wird es einen attraktiven Mix aus Fachvorträgen, Podiumsdiskussionen und Produktshows geben, der zum Teil live aus den Aufnahme-Studios der Messe Frankfurt in die ganze Welt gesendet wird.

Darüber hinaus stellen wir auf der ISH digital Plattform gebündelt verschiedene Funktionen zur Verfügung: Ein KI-gestützter Matchmaking-Prozess erstellt auf Basis von Interessen Kontaktempfehlungen und vernetzt so die richtigen Aussteller mit den richtigen Besuchern. Durch eine Chatfunktion, Video-Gespräche und digitale Konferenzräume kann persönlich kommuniziert und interagiert werden. Mit diesem Format bieten wir nicht nur der Branche eine Plattform, sich zu treffen und auszutauschen, sondern können so auch internationale Kunden erreichen. Das war ein wichtiger Aspekt für Aussteller sowie Besucher und damit ein Arbeitsauftrag für uns, den wir gerne angenommen haben.

Auf welche Highlights freuen Sie sich ganz besonders?

Marzin: Die ISH ist mit ihren Kernthemen Wasser, Wärme, Klima seit jeher eine Messe mit gesellschaftlicher Relevanz. Die Corona-Pandemie hat uns das noch einmal klar vor Augen geführt. Das zeigt sich auch an den diesjährigen Top-Themen der Messe. Mit dem Green Deal, der Lüftungstechnologie für saubere und gesunde Raumluft in Innenräumen und der Hygiene-Welle im Sanitärbereich werden brandaktuelle Themen diskutiert. Aus diesem Grund wird auch in diesem Jahr die Politik auf der ISH digital vertreten sein.

Ich freue mich, dass Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier an der Eröffnung der Messe am 22. März teilnehmen wird. Weitere Highlights sind das ISH Technologie- und Energie-Forum, das beispielsweise über Biomethan und Wasserstoff im Wärmemarkt als grüne Alternative zum Öl spricht oder das Klima Forum, das unter anderem Lüftungstechnik präsentiert, die das Infektionsrisiko in Innenräumen minimiert. Die Trendschau „Pop up my Bathroom“ stellt unter dem Titel „Inside | Outside“ neben den aktuellen Designtrends, auch zentrale Branchenthemen wie Sanierung und Hygiene in öffentlichen Sanitäranlagen und Privathaushalten in den Fokus. Zudem zeigt sie, welche Technologien Bäder künftig smarter machen.

Die ISH spiegelt schon immer den Zeitgeist wider und ist auch 2021 Innovationstreiber für die SHK-Branche. Ich bin sehr gespannt, mit welchen Produktneuheiten unsere Aussteller in diesem Jahr aufwarten. Außerdem freue ich mich, dass wir mit der ISH digital als Messe Frankfurt zeigen können, dass wir auch große Weltleitmessen digital veranstalten können. Kleinere Veranstaltungen wie die Cleanzone, Formnext, SPS oder Hypermotion hatten schon ihre Feuerprobe. Das Feedback von Ausstellern und Besuchern war unter den gegebenen Umständen sehr positiv.

Warum hat sich die Messe Frankfurt für eine digitale ISH entschieden? Sie hätten 2021 unter den aktuellen Umständen auch aussetzen und sich auf die Veranstaltung 2023 konzentrieren können.

Marzin: Die ISH 2021 auszusetzen, war keine Option. Wir sehen uns als Partner der SHK-Branche und stehen vor allem in diesen herausfordernden Zeiten an ihrer Seite. Die Branche hat uns signalisiert, dass sie dringend eine Business-Plattform benötigt, denn die Geschäfte laufen gut. Deshalb haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt, trotz der aktuellen Pandemielage eine gute Lösung zu finden. Die Entscheidung für eine digitale ISH war absolut richtig – auch wenn die Messe anders als gewohnt und in kleinerem Rahmen stattfinden wird. Da dürfen wir uns nichts vormachen.

Mit dem KI-gestützen Matchmaking, den Livestreams und unterschiedlichen Kommunikationsfunktionen kann die Plattform jedoch vieles abbilden, was sich die Branche wünscht. In diesem Jahr ist eben alles etwas anders. Aber aus meiner Sicht erwachsen daraus auch eine Menge neue Chancen. Unser Geschäftsmodell basiert natürlich auf der persönlichen Begegnung. Sich wieder real zu treffen, daran arbeiten wir, auch unseren Ausstellern zuliebe. Und dennoch werden wir sicher einiges von dem, was wir gerade alle lernen und noch lernen werden, „mitnehmen“ für eine ISH 2023 – dann wieder auf dem Frankfurter Messegelände.

Herr Marzin, werden Sie bei der digitalen ISH selbst auch „vor Ort“ sein?

Marzin: Davon können Sie ausgehen. Wenn wir Partner der SHK-Branche sein wollen, müssen wir auch wissen, was sie bewegt. Deshalb war ich in den vergangenen Jahren in den Messehallen präsent und habe Gespräche mit Kunden geführt. Das werde ich auch 2021 bei der digitalen ISH beibehalten, mich einloggen und die Plattform nutzen, um mich zu vernetzen. Wenn ich ehrlich bin, freue ich mich einfach auf den persönlichen Austausch. Das vermisst aktuell jeder – auch ich.

Ein Blick in die Zukunft: Welche Rolle werden digitale Formate bei Messen und Veranstaltungen künftig spielen?

Marzin: Rein digitale Veranstaltungen werden uns bis in das Frühjahr 2021 in jedem Fall begleiten. Für die zweite Hälfte des Jahres planen wir wieder Veranstaltungen vor Ort auf dem Messegelände. So zum Beispiel die Fachmesse für Lüftung und Luftqualität, Indoor-Air. Sie findet auf Wunsch der Branche in diesem Jahr einmalig in der Halle 12 auf unserem Gelände statt. Digitalisierung hat es uns in den letzten Monaten trotz eines Veranstaltungsverbotes erlaubt, Menschen digital zusammenzubringen und ihnen eine Business-Plattform anzubieten. Wir sind sehr froh und dankbar für diese Möglichkeit.

Wie bereits erwähnt, sehe ich digitale Elemente in Zukunft als wichtige Ergänzung für physische Messen. Das eröffnet neue Potenziale: Aussteller und Besucher können ihr Messeerlebnis noch individueller gestalten, Marken sind über die Messe hinaus online präsent, Besucher aus dem Ausland können bei Terminüberschneidung früher abreisen und von zu Hause aus digital teilnehmen. Im Herzen bin ich aber durch und durch Messemacher: Das Digitale kann die persönliche Begegnung nicht vollends ersetzen. Darf es auch nicht. Deshalb freue ich mich schon jetzt, die Welt künftig wieder in Frankfurt am Main begrüßen zu dürfen.