Gefährliches Wasser : „Die Menschen realisieren nicht, dass auch Wasser ein Ablaufdatum hat"

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Auch wenn das Trinkwasser vom Wasserversorger in sehr guter Qualität geliefert wird, heißt das noch nicht, dass es in dieser Qualität auch aus der Leitung kommt. Bei nicht sachgemäßem Umgang kann es im Gebäude verkeimen und zu einem Gesundheitsrisiko werden. Kommen Konsumenten zu Schaden, drohen Planern, Errichtern und Betreibern von Trinkwasserinstallationen rechtliche Konsequenzen. Nur 19 Prozent der Österreicher tauschen Duschköpfe und -schläuche regelmäßig aus. Zudem ist in nur rund 5 Prozent der Mietverträge geregelt, dass die Wasserleitungen nach Abwesenheit durchgespült werden müssen. „Das ist ein alarmierendes Signal und zeigt, dass die Mietverträge dringend angepasst werden müssen, um den Mieter auf seine Pflichten aufmerksam zu machen!“, warnt Herbert Wimberger, Präsident des Forums Wasserhygiene.

51,4 Prozent der Österreicher lassen das Wasser nach längerer Abwesenheit nicht laufen. Als Gründe dafür wurden Wasserverschwendung oder Kostengründe genannt. „Hier wird an der falschen Stelle gespart – das Bewusstsein für die Risiken durch schlechte Wasserqualität muss zwingend steigen!“, resümiert Wimberger. Bereits im Vorjahr zeigte eine Studie, dass zwei Drittel des in Österreich getrunkenen Wassers aus der Leitung kommen, jedoch knapp 60 Prozent der Österreicher nicht wissen, dass Wasser wie jedes Lebensmittel verderben kann. „Die Menschen realisieren nicht, dass auch Wasser ein Ablaufdatum hat und dass sie für die Trinkwasserqualität im Gebäude selbst verantwortlich sind“, betont Herbert Wimberger.

Risikofaktor Legionellen

„Im Wasser können sich unter bestimmten Bedingungen Bakterien, wie Legionellen, rasch vermehren. Werden beim Duschen verkeimte Wassertröpfchen eingeatmet, können diese eine teils schwerwiegende Lungenentzündung, die Legionärskrankheit, auslösen“, warnt Alexander Indra, Leiter des Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. Im Jahr 2017 erkrankten der Nationalen Referenzzentrale für Legionella-Infektionen zufolge 218 Menschen in Österreich an der Legionärskrankheit. Die Letalität lag 2017 bei 4,6 Prozent. Die Dunkelziffer an Erkrankungen ist laut Experten deutlich höher. Die bekannten Fälle an Legionärskrankheit haben sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. „Das kann an der erhöhten Detektionsrate durch Schnelltests sowie an der gestiegenen Melderate durch die Labormeldepflicht seit 2014 liegen. Die Trinkwasserhygiene im Gebäude erhält zu Recht immer mehr Aufmerksamkeit“, betont Indra das steigende Bewusstsein. Und das ist auch dringend notwendig: Laut Studie werden rund 85 Prozent aller Wellnesseinrichtungen im Privatbereich nicht ausreichend genutzt und sind hinsichtlich einer Verkeimung anfällig.

Branchenmaßnahmen für die Trinkwasserhygiene

Die Bewusstseinsbildung und Qualifizierung der Fachwelt sind wichtige Schritte zur Qualitätssicherung des Trinkwassers im Gebäude. „Gemeinsam mit dem Forum Wasserhygiene haben wir ein Qualifizierungsprogramm zum Trinkwasser-Hygienetechniker entwickelt, um die Branche entsprechend zu sensibilisieren und zu qualifizieren. Über 800 Fachleute haben das Programm bereits durchlaufen – und das wurde auch höchste Zeit! Wie wir in der Praxis leider immer wieder mit Erschrecken feststellen, werden in vielen Gebäuden oft noch nicht einmal die wesentlichsten Grundlagen für eine gute Trinkwasserhygiene beachtet“, betont Alfred Laban, Bundesinnungsmeister Stellvertreter der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker. Das Ziel müsse es sein, die Kunden über die Risiken durch schlechte Trinkwasserhygiene aufzuklären und entsprechende Lösungen – von der Planung über die Installation bis zur Wartung - zu bieten, stellt Laban fest.

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