Trinkwasser : Diese Herausforderungen kommen auf die Wasserwirtschaft zu
Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) begrüßte rund 230 Experten zum Symposium Wasserversorgung am 29. und 30. Jänner, um aktuelle Themen der Wasserwirtschaft zu diskutieren. Für die ÖVGW steht die Sicherung der Qualität des Grundwassers und die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser auch in Zeiten des Klimawandels im Fokus.
Studie zu Auswirkungen erhöhter Grundwassertemperaturen
Die Folgen des Klimawandels stellen die Wasserversorger vor große Herausforderungen. Es ist zu erwarten, dass auch die Temperatur des Grundwassers ansteigen könnte und sich somit die mikrobielle Zusammensetzung verändert. Für die Trinkwasserversorger ist in diesem Zusammenhang relevant, ob sich dadurch auch die Temperatur im Verteilnetz auf dem Weg zum Endverbraucher ändert. Um auch in Zukunft die Versorgung mit mikrobiologisch einwandfreiem Trinkwasser gewährleisten zu können, hat die ÖVGW gemeinsam mit dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus die Universität für Bodenkultur mit einer Studie zum Thema „Auswirkungen erhöhter Wassertemperaturen bei der Trinkwassergewinnung, -speicherung und -verteilung“ beauftragt. In diesem Forschungsprojekt wird die Qualität des Trinkwassers in Abhängigkeit von der Wassertemperatur im Sommer und im Winter untersucht. Aktuell gibt es keine Hinweise darauf, dass es Veränderungen der Temperaturen im Verteilnetz gibt. „Die ÖVGW wird an dem für die Trinkwasserversorger wichtigen Thema dranbleiben, damit im Bedarfsfall rechtzeitig Maßnahmen gesetzt werden können", betont ÖVGW-Präsident Franz Dinhobl, der über dieses Thema bereits im TGA Wissensdurst-Podcast gesprochen hat.
Studie „Wasserschatz Österreichs“
Ein weiteres Thema liegt der ÖVGW besonders am Herzen: Die Nutzung der Grundwasserressourcen. Österreichs an sich reiche Wasservorkommen sind unterschiedlich verteilt. In den letzten Jahren führten Hitzeperioden regional und saisonal vereinzelt zu abnehmenden Grundwasserständen. Die ÖVGW begrüßt daher, dass das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus die Studie „Wasserschatz Österreichs“ durchführen lässt. Diese stellt die tatsächlichen Wasserentnahmen den bewilligten Wasserrechten für Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft und Trinkwasser gegenüber und berechnet gleichzeitig wie viel Wasser eines bestimmten Grundwasserkörpers nutzbar ist. Unter Einbeziehung von klimatischen Entwicklungen ist das Ziel, anhand der Forschungsergebnisse, eine nachhaltige Bewirtschaftung der Grundwasservorkommen auch über 2050 hinaus zu sichern und eine Übernutzung zu verhindern. „Die Trinkwasserversorger tragen die Verantwortung dafür, dass die Ressource Wasser allen Menschen zur Verfügung steht. Daher müssen sie bei Bedarf einen Ausgleich zwischen wasserreichen und wasserarmen Gebieten schaffen. Der Trinkwasserversorgung muss im Falle von konkurrierenden Wassernutzungen immer Priorität eingeräumt werden. Diese langjährige Forderung der ÖVGW findet sich auch im neuen Regierungsprogramm“, betont Franz Dinhobl.
Neufassung der EU-Trinkwasserrichtlinie
Die Neufassung der EU-Trinkwasserrichtlinie hat zum Ziel, die 20 Jahre alte Richtlinie an den aktuellen Stand der Entwicklungen anzupassen. Die geplanten Maßnahmen im ersten Entwurf der EU-Kommission hätten zur Folge gehabt, dass der Untersuchungsaufwand sich für die Trinkwasserversorger massiv erhöht hätte – mit einer Kostensteigerung um das 70-fache. Durch die Initiative der ÖVGW konnten 2019 schließlich wichtige Nachbesserungen erzielt werden. Die Hauptforderungen der ÖVGW – die Beibehaltung des bisherigen Untersuchungsumfanges und die Unterteilung in Parameter und Indikatorparameter – können bereits als erfüllt angesehen werden. Es ist zu erwarten, dass der neue Text im ersten Quartal 2020 vom Europäischen Rat und Parlament angenommen wird. Nach der Übersetzung in die jeweiligen Landessprachen, die aus heutiger Sicht vor dem Sommer vorliegen wird, haben die Mitgliedsstaaten zwei Jahre Zeit zur Umsetzung.
EuGH-Urteil zum Schutz des Grundwassers gegen Nitrateintrag
Diskutiert wird darüber, welche Auswirkungen das EuGH-Urteil auf den Schutz des Grundwassers gegen Nitrateintrag hat. „Die Trinkwasserversorgung ist von sauberen Grundwasserressourcen abhängig. Obwohl das Grundwasser in Österreich von sehr guter Qualität ist, gibt es in manchen Gebieten Grundwasserverunreinigungen aufgrund von Nitratbelastungen und Pflanzenschutzmitteln. Um in den betroffenen Gebieten das Grundwasser besser zu schützen, müssen die Landwirtschaft und die Trinkwasserversorger den bestehenden konstruktiven Dialog vertiefen und Maßnahmen setzen, um die Qualität in den betroffenen Gebieten zu verbessern“, so Franz Dinhobl, Präsident der ÖVGW.