KIT und TU Darmstadt sanieren : Dieses Wohngebäude erhielt eine Klimahülle
Energetische Gebäudesanierung ist oftmals eine große Herausforderung: Neben der Steigerung der Energieeffizienz müssen Architekten auch gestalterische und baukulturelle Aspekte berücksichtigen. Möglich sind die Bewahrung des ursprünglichen Erscheinungsbildes, eine behutsame Transformation oder eine Überformung zu einem komplett neuen Äußeren.
Keine herkömmliche Sanierung möglich
Im Rahmen des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Forschungsprojektes Dammerstock 2020 wurde die zunächst kaum für möglich gehaltene Sanierung eines Wohngebäudes aus dem Jahre 1946 in der überregional bekannten Karlsruher Siedlung untersucht. Eine Voruntersuchung ergab, dass eine Sanierung wirtschaftlich und technisch schwierig ist – auch der aktuelle Zuschnitt der Wohnungen ist nicht zukunftsfähig. Zwar besteht kein Denkmalschutz, das Gebäude hat jedoch aufgrund seiner Entstehungsgeschichte einen wissenschaftlichen und kulturhistorischen Wert. Hinzu kommt, dass aus baurechtlichen Gründen zwar ein Abriss, aber kein Neubau möglich ist.
Ziel des Forschungsprojektes: Die kosten- und materialeffiziente Bauweise der Nachkriegszeit an die aktuellen Anforderungen anzupassen, die charakteristische Architektur zu erhalten bzw. wieder zu ihrem Ursprungsentwurf zurück zu führen und zudem bei den geplanten Baumaßnahmen zu berücksichtigen, dass das Gebäude nur über Fußwege zu erreichen ist. Herkömmliche Sanierungsmethoden erwiesen sich als ungeeignet.
Unmögliches möglich machen
Die Wissenschaftler des KIT und der TU Darmstadt – eine interdisziplinäre Gruppe aus Architekten, Ingenieuren, Bauphysikern und Gebäudetechnikern – entwickelten deshalb eine neue Klimahülle, die dem Bestand übergestülpt wird. Hierdurch kann das Gebäude innerhalb der transparenten Hülle weitgehend in seiner Struktur und Materialität seinem historischen Erscheinungsbild entsprechend erhalten werden. Gleichzeitig kann modernsten Anforderungen an Gebäudehülle und Energiestandards entsprochen werden. Feuchteschutz, Wärmeschutz, Schallschutz, Brandschutz und Standsicherheit werden nach aktuellen Standards gewährleistet. Darüber hinaus entstehen zeitgemäße, qualitativ hochwertige Wohnungen, die mit ihren verglasten Vorbereichen räumlich aber auch funktionell und atmosphärisch eine sinnvolle Erweiterung finden. „Die Forschungsgruppe hat hier ein Konzept entwickelt, das nicht nur eine denkmalgerechte Sanierung ermöglicht und innovative Antworten hinsichtlich Tragwerk, Gebäudetechnik und Energie bietet“, fasst Thomas Haug, Sprecher der Forschungsgruppe aus dem KIT, zusammen.
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