Innovation : Grauwasser für die Lebensmittelproduktion?
Ist Duschwasser eigentlich – wenn es dann mal zur Reinigung gedient hat und zum Grauwasser wird – eigentlich „verlorenes“ Wasser? Es müsste zumindest nicht vergeudet sein, wie jetzt die TU Berlin vorzeigen will.
Denn auch wenn in Deutschland kein Trinkwassermangel herrscht – 188 Milliarden Kubikmeter Trinkwasser stehen jährlich zur Verfügung –, hat es in den vergangenen beiden Jahren für die Landwirtschaft viel zu wenig geregnet. Und ganze 70 Prozent des Frischwasserreservoirs weltweit werden für den Ackerbau benötigt.
Auch 2020 zeichnet sich wieder ab, dass es zu trocken für die Böden sein könnte. Dieser April war laut Deutschem Wetterdienst sogar der dritttrockenste seit Messbeginn in Deutschland.
Grund genug, findet die Technische Universität Berlin, das verfügbare Wasser sorgsam zu nutzen. Und hier müssen Dusche und Ackerbau einander nicht ausschließen. Forscher testen jetzt eine neue Methode der Hydrokultur für ihre vertikale Farm „Shower-Tower 61“.
Sport, Duschen, Gemüse pflanzen
Für die Pflanzen in der Farm, die allesamt ohne Erde auskommen und nur in einer wasserbasierten Lösung gedeihen, soll behandeltes recyceltes Abwasser aus den Duschen der anschließenden Beach Volleyball-Anlage verwendet werden. Damit soll das Duschwasser also der Lebensmittelproduktion zugutekommen.
Die Farm befindet sich zu diesem Zweck in acht Säulen, je zwei Meter hoch, die sich direkt am Rücken der Duschen befinden. Bevor das Wasser von oben in die Säulen tropft, wird es behandelt und mit Nährstoffen angereichert.
Laut Grit Bürgow von der TU Berlin, an der Entwicklung der Infrastruktur beteiligt, soll mit dem Projekt unter anderem eine wichtige Frage beantwortet werden – ob es überhaupt möglich ist, Duschwasser so zu behandeln, dass es völlig sicher für die Lebensmittelproduktion ist. Dafür muss es der DIN-Norm für Gießwasser entsprechen.
Ist das Projekt erfolgreich, könnte damit ein wichtiger Schritt in unserer täglichen Wassernutzung getan werden. Denn wie auch die Berliner Wasserbetriebe es formulieren: „Wasser sorgsam nutzen statt sparen.“