Interivew : „Große Chancen für Testo, wenn die Innovationskraft bestehen bleibt“

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Aus den Erfahrungen der Vorgänger lässt sich bekanntlich Vieles lernen. Das weiß auch Markus Parth, derzeitiger Geschäftsführer von Testo Österreich. Er erkundigt sich in einem interessanten Format nach den Weisheiten von Oswald Prinz, der Testo Österreich 1981 mitgegründet hat: Zum 40. Geburtstag des Unternehmens interviewt er Prinz in jenem Haus im 17. Wiener Gemeindebezirk, das 38 Jahre lang der Firmenstandort von Testo Österreich war.

Markus Parth: Kannst du Dich noch erinnern, wie für Dich und Testo Österreich damals alles begann?

Oswald Prinz: Im Grunde war es einfach. Ich hatte immer die Vorstellung, mich selbständig zu machen. Damals war ich bei Kiepe-Electric beschäftigt, die die Geräte der Testotherm vertrieben haben und habe gesehen, dass es da noch deutlich mehr Potential gibt. Nach rund einem Jahr Vorbereitung haben Gerd Knospe und ich 1981 gemeinsam eine Firma für den Vertrieb und Service von Testo Geräten in Österreich gegründet. Zusammen haben wir hier im Haus Räumlichkeiten von ca. 90 m² bezogen. Ich kann mich genau erinnern, mit welcher Euphorie wir an die Sache gegangen sind. Ich habe mich als Unternehmer richtig wohl gefühlt. Selbst gestalten zu können, war für mich befreiend, und wenn ich an die Zeit denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut.

Parth: Wie waren diese ersten Jahre für Dich?

Prinz: Im ersten Jahr konnten wir die Umsätze gegenüber der früheren Vertriebsgesellschaft bereits verdoppeln. Das Aufkommen der elektrischen Messmöglichkeiten bei nicht elektrischen Größen hat uns sehr geholfen, hier waren wir mit den Testo Produkten genau am Puls der Zeit. Wir haben damals bereits die Märkte wie Heizungstechnikhandwerk, Lebensmittelindustrie, und Pharmaindustrie als Kunden bedient. Im Grunde genommen waren wir die ersten 20 Jahre nur im Aufbruch und konnten unser Geschäftsfeld ständig erweitern. Durch die Innovationen im Mutterhaus hatten wir ständig neue Produkte zur Verfügung, die wir praktisch nur noch im Markt unterbringen mussten.

Parth: Aus der Fülle der Geschichten und Anekdoten – an welche erinnerst Du dich am liebsten zurück?

Prinz: Einige Kunden sind gute Freunde geworden, mit denen ich immer noch in persönlichem Kontakt bin. Vaillant ist ein sehr guter Kunde von Testo, dazu gibt es eine schöne Geschichte. Bei der Übernahme unseres ersten Geschäftslokals wurde auch die Heizungstherme gewartet. Ich habe den Techniker gefragt, ob er denn keine Messungen durchführen würde. Darauf hat er geantwortet, dass nur Obermonteure im Besitz von Messgeräten sind und hat mir einen Kontakt genannt, den ich angerufen habe. Die Geräte wurden damals über einen Händler aus Deutschland eingekauft. Das Resultat war, dass wir ins Geschäft gekommen sind und eine bis heute anhaltende und für beide Seiten erfolgreiche Geschäftsbeziehung aufbauen konnten.

Parth: Wie hast Du die Übergabe von Gerd Knospe an seinen Sohn und jetzigen Vorstandsvorsitzenden Burkart Knospe erlebt?

Prinz: Durch die Gründung weiterer Tochtergesellschaften und den Zukauf von Firmen mit interessanten Produkten hat sich das Unternehmen sehr vergrößert und hat dadurch zwangsläufig auch die Strukturen eines Konzerns angenommen. Burkart Knospe hat die Modernisierung weiter vorangetrieben und stellt durch die Umstrukturierung in Instrumentation und Solution die Weichen für die Zukunft.

Parth: Ich trete als Nachfolger in Deine Fußstapfen. Welche Ratschläge kannst du mir mit auf den Weg geben?

Prinz: Selbst durch die herausfordernden ökologischen und technischen Entwicklungen sehe ich weiterhin große Chancen für Testo, wenn die Innovationskraft bestehen bleibt. Testo hat einen ausgezeichneten Ruf am Markt, den es zu verteidigen gilt. Nichts ist allerdings beständiger als der Wandel. Der Markt muss beobachtet werden und es muss reagiert, aber besser noch antizipiert und agiert werden.

Parth: Welche Pläne gibt es zukünftig für Dich persönlich und für das Haus, aus dem Testo 2019 ausgezogen ist?

Prinz: Ich werde weiterhin sportlich bleiben und wünsche mir Gesundheit, um das Leben weiterhin so wie jetzt genießen zu können. Wir nutzen einen Großteil des Hauses und erfreuen uns immer wieder, Gäste zu bewirten. Neben dem bekannten Weinkeller haben wir einen neuen Verkostungsraum installiert und ich freue mich auf das nächste Fest.