Vorarlberg : Klimaschutz-Allianz fordert "Aus für Gas" und PV-Verpflichtung
Vorarlberg gilt als Vorzeigeland bei Klimaschutz, Energieautonomie und nachhaltiger Bautechnik. Dabei bleibt das westlichste Bundesland auch nicht stehen: Alle drei bis vier Jahre wird die Vorarlberger Bautechnikverordnung überarbeitet, nicht zuletzt um genau diese Themen voranzutreiben. Die Bautechnikverordnung schreibt die aktuellen Mindeststandards im Neubau und bei der Sanierung von Gebäuden für die kommenden Jahre fest. Doch heuer ist rund um diesen Ablauf ein Konflikt ausgebrochen, der zeigt dass noch mehr ginge am Bau: 18 Organisationen und Unternehmen, die sich für den Klimaschutz engagieren, haben nun eine gemeinsame Stellungnahme zur geplanten Novelle eingebracht und fordern deutlich schärfere Maßnahmen als im Entwurf vorgesehen.
Zu den Unterzeichnern gehört die Creme-de-la-Creme der Vorarlberger Bau- und Gebäudetechnik-Szene: Die Architekten Carlo Baumschlager, Roland Gnaiger, Johannes Kaufmann und Hermann Kaufmann, der Bauunternehmer Hubert Rhomberg und der Bürgermeister von Mäder, Rainer Siegele. Auch Unternehmen wie DOMA Solartechnik, Enercret, Morscher Bau, das Planungsteam E-Plus und Weider Wärmepumpen unterstützen die kritische Stellungnahme. Auch Organisationen wie die ARGE Erneuerbare Energie, die Gemeinwohlökonomie Vorarlberg und das Klimabündnis unterstützen die Forderungen.
"Den vorliegenden Entwurf des Landes sehen wir kritisch", sagt der Obmann des Vereins KlimaVOR!, Christof Drexel. "Um die Energieautonomie zu erreichen, müssen wir unseren Gebäudebestand nach und nach auf den optimalen Standard bringen. Die Landesregierung muss mit der anstehenden Novelle ambitionierte Maßnahmen setzen, sonst gefährdet sie das Ziel der Energieautonomie."
Klimaschutz rechnet sich
Die Klimaschutzallianz fordert daher sowohl im Neubau als auch in der Sanierung höhere technische Standards. "„Klimaschutz rechnet sich", betonen die Unterstützer der Stellungnahme. "Alle Studien zeigen: Wer mit hoher Qualität baut, hat über die Lebenszeit eines Gebäudes die geringsten Kosten. Die Maßnahmen sind also auch betriebswirtschaftlich vernünftig. Volkswirtschaftlich sind sie ohnehin sinnvoll, da sie Arbeitsplätze schaffen und die regionale Wertschöpfung steigern."
Die vom Verein KlimaVOR! erarbeitete und von den anderen Unternehmen und Organisationen unterstützte Stellungnahme enthält sechs konkrete Forderungen zur Bautechnikverordnung. Wichtigster Punkt ist die sofortige Senkung der Treibhausgasemissionen von Neubauten auf maximal 10 Kilogramm CO2-Equivalent pro Quadratmeter und Jahr. Gasheizungen im Neubau wären dann kaum mehr wirtschaftlich. Ab 2023 soll dieser Wert auf 8 gesenkt werden.
Zweite wichtige Forderung sind strengere Grenzwerte für Bauteilsanierungen: "Wir halten die massive Reduktion der Grenzwerte schon aus wirtschaftlichen Gründen für dringend erforderlich. Der Entwurf würde für Vorarlberg weit schlechtere Qualitäten zulassen als der Rest Österreichs. Zudem sind die empfohlenen Werte Voraussetzung für die Erreichung der Ziele zur Energieautonomie."
Sinnvoll ist nach Ansicht der Experten auch eine Verpflichtung zur Installation einer Photovoltaikanlage: "Der erforderliche, massive Ausbau erneuerbarer Energien kann nur gelingen, wenn jedes Dach, das eine wirtschaftliche Umsetzung einer Photovoltaikanlage zulässt, auch tatsächlich genutzt wird." Hier sehen die Experten ebenfalls die Wirtschaftlichkeit gegeben: "Eine Photovoltaikanlage rechnet sich meist innerhalb weniger Jahre."