Im Jänner vergangenen Jahres eröffnete in Hamburg die Elbphilharmonie. Das imposante Gebäude steht auf rund 1.700 Stahlbetonpfählen und beinhaltet drei Konzertsäle, ein Hotel, 45 Wohnungen sowie eine Plattform in 37 Metern Höhe mit 360 Grad-Panorama über die Stadt. Herzstück des Gebäudes ist dabei der Große Saal, der auf einer Höhe von 50 Metern platz für 2.100 Konzertbesucher bietet. Für die Haustechnik der Elbphilharmonie sorgte Jörg Kegel, Geschäftsbereichsleiter und Experte im Bereich der Gebäudeautomation bei M+P Counsulting. Im TGA-Interview erklärt er vor welche Herausforderungen er bei der Planung und Abnahme gestellt wurde und wie sich die Gebäudeautomation in Deutschland entwickeln wird.
TGA: Sie sind Experte für Gebäudeautomation und eines Ihrer spannendsten Projekte bisher war die Elbphilharmonie. Inwieweit spielt die Gebäudeautomation dort eine Rolle?
Kegel: Die Gebäudeautomation spielt dort eine ganz bedeutende Rolle. 2013 begann ich als Planer für das Gebäude zu arbeiten. Eine besondere Herausforderung aber auch spannende Aufgabe waren der Brandschutz und die MSR-Technik für den Großen Saal. Am schwierigsten gestalteten sich am Ende dann aber die Inbetriebnahme und das Abnahmeverfahren. Das Ganze dauerte länger als geplant aber am Ende konnten wir alle Termine einhalten und bei der Eröffnungsfeier hat dann alles funktioniert - auch wenn wir daran zwischenzeitlich nicht geglaubt haben.
Was konnten Sie aus diesem beeindruckenden Projekt mitnehmen?
Wir haben einige Lehren aus der Planung Haustechnik in der Elbphilharmonie mitnehmen können. Da die Inbetriebnahme und das Abnahmeverfahren sehr zeitintensiv waren und einige Ressourcen gefressen haben, haben wir uns gefragt, wie das Verfahren optimiert werden kann. Wir wollen zukünftig auf eine automatisierte Inbetriebnahme und Abnahme der haustechnischen Anlagen setzen. Bisher müssen Sollwerte und Parameter von Mitarbeitern eingestellt und überwacht werden. In der Automatisierung dieser Prozesse sehen wir eine große Zeitersparnis und damit hohes Potenzial.
Gebäudeautomation ist nicht nur im öffentlichen sondern vor allem auch im privaten Bereich ein aktuelles Thema. Laut einer neuen Studie ist der deutsche Smart Home-Markt zwar gut ausgebaut, die Nachfrage aber sehr gering. Womit hängt das zusammen?
Das liegt vor allem daran, dass der Markt überlastet und unübersichtlich ist. Es gibt sehr viele verschiedene Produkte und durch diesen Produkt-Dschungel muss sich ein Nutzer erstmal durcharbeiten. Bisher fehlt eine ideale Komplettlösung, die dem Kunden das Smart Home ohne viel Aufwand zugänglich macht. Gleichzeitig bedeutet der hohe technische Aufwand natürlich aber auch hohe Kosten. Viele Kunden stellen deshalb die Wirtschaftlichkeit der Systeme in Frage.
Wie würde denn die ideale Lösung für Endkunden aussehen?
Die Hersteller müssten sich genau mit den Wünschen der Kunden auseinandersetzen und dann einen ganz einfachen Standard anbieten können. Also eine Komplettlösung, die einfach zu bedienen aber auch kostengünstig ist. Ein funktionierendes Komplettsystem im digitalen Bereich ist zum Beispiel Apple. Hier können alle Geräte einfach miteinander vernetzt werden. Apple ist ein System, das rundum gut funktioniert. So etwas ähnliches bräuchte es auch in der Smart Home-Branche.
Jörg Kegel wird am 24. Oktober zu Gast bei der TGA-Konferenz sein und dort das Projekt Elbphilharmonie vorstellen. Alle weiteren Informationen zur Veranstaltung finden Sie hier.