Projekt : Brandschutz für alpines Großprojekt
Das steirische Wintersportgebiet Kreischberg nahm 2021 mit rund 40 Millionen Euro die größte Investition seiner Geschichte vor: Aus der 1992 errichteten 6er-Gondel entstand in nur 270 Tagen eine 10er-Umlaufgondelbahn mit drei multifunktionalen Stationsgebäuden. 4.000 Personen - doppelt so viele wie vorher - können nun mit der neuen „Kreischberg 10er“ pro Stunde vom Tal aus den Berg erobern. Hoyer Brandschutz übernahm im Auftrag des Murauer Büros plan-ed die Brandschutzplanung für das alpine Großprojekt und stellte dabei eins in den Fokus: Den Schutz des Seils, der Lebensader der Anlage. „Bei einem solchen Infrastrukturprojekt sind viele Faktoren zu berücksichtigen, die es woanders nicht gibt. Oft liegt die Seilbahnplanung daher in der Hand weniger spezialisierter Unternehmen“, erklärt Edwin Galler, Geschäftsführer von plan-ed.
Komplexe Betriebsgebäude
Das Ingenieurbüro Hoyer Brandschutz konzipierte dafür die Brandschutzmaßnahmen. „Bei Seilbahnen spielen diese eine große Rolle, denn wir haben es mit komplexen technischen Bauwerken zu tun. Auch die Betriebsgebäude haben den Status des ‚kleinen Lifthäuschens‘ längst hinter sich gelassen, sondern sind hochmoderne Bauten mit vielen Nutzungen“, so Geschäftsführer Werner Hoyer-Weber. Anschaulich wird das in der Talstation: Das dreigeschossige Gebäude vereint die Kassen- und Abfahrtshalle, Büros, Verkaufsflächen, Skidepots, Gastronomie- und Veranstaltungsbereiche sowie Lager und Technikräume. Um die Nutzungen brandschutztechnisch voneinander abzutrennen, unterteilte Hoyer Brandschutz die Talstation in gleich 28 Brandabschnitte. Sie sind je nach Brandlasten und Brandgefahr mit verschiedenen Maßnahmen des baulichen, anlagentechnischen und organisatorischen Brandschutzes ausgestattet.
Brandschutz in luftiger Höhe
Neben den Umbauten an der Tal-, Mittel- und Bergstation lag der Schutz des 3,8 Kilometer langen Seils im Mittelpunkt der Brandschutzplanung. Das Seilbahngesetz legt einen Schutzabstand bzw. ein Bauverbot von 12 Metern zum Seil fest. Um einer Gefährdung des Seiles über diese gesetzliche Vorgabe hinaus vorzubeugen, betrachtete Hoyer Brandschutz auch Gebäude mit einem Abstand von 20 Metern zum äußeren Seilstrang. „Die Bebauung in einem touristisch erschlossenen Raum wie dem Kreischberg ist nicht zu unterschätzen. Letztlich haben wir in einem Bereich von mehreren Hektar Größe analysiert, welche Gebäude eine Gefahr für das Seil darstellen könnten“, so Hoyer-Weber. Diese Gebäude – ob Gasthaus, Holzhütte oder Heustadel – wurden mit zusätzlichen Brandschutzmaßnahmen versehen. Bei der ehemaligen Pistengerätegarage wurde etwa die Holzverschalung durch Brandschutzpaneele ersetzt. Darüber hinaus wurde das Gebäude an die Brandmeldeanlage der Mittelstation angeschlossen.
Gondeln in Sicherheit bringen
Diese großräumige Betrachtung bannt die Gefahr der Entstehung und Ausbreitung eines Brandes in und um die Seilbahnanlage. Als weitere Schutzvorkehrung wurde diese in der sogenannten „Betriebsart Brand“ ausgeführt. Dabei werden Sicherheitsfunktionen wie Stillstand oder reduzierte Geschwindigkeit, die im normalen Betrieb sinnvoll sind, bewusst übersteuert. Diese Betriebsart wird nur im Brandfall manuell durch die Betriebsleitung aktiviert und ermöglicht die schnellstmögliche Rückführung der Gondeln in die Stationen. Im Fall der „Kreischberg 10er“ sind bei einem Brandalarm alle Fahrgäste in den 181 Gondeln so innerhalb von 10-15 Minuten im nächstgelegenen Stationsgebäude in Sicherheit.
Organisatorischer Brandschutz am Berg
Apropos 10-15 Minuten: Im Normalfall ist die Feuerwehr innerhalb dieser Zeitspanne an Ort und Stelle. Während dies auch für die Talstation zutrifft, wo der Löschangriff zu jeder Jahreszeit möglich ist, erreichen Einsatzkräfte die auf 1.771 Meter gelegene Bergstation im Sommer nur nach längerer Anfahrtszeit und im Winter gar nicht. Daraus ergeben sich erhöhte Anforderungen an den baulichen Brandschutz, aber auch im organisatorischen Bereich war ein Umdenken gefragt. So sieht das Konzept von Hoyer Brandschutz vor, dass das Personal der Bergstation für die erste und erweiterte Löschhilfe geschult wird. Hydranten, die über frostsichere Schneileitungen mit Löschwasser versorgt werden, ermöglichen ein rasches Reagieren. Zudem ist die Bergstation, wie auch die Tal- und Mittelstation, mit einer automatischen Brandmeldeanlage ausgestattet. Löst sie aus, wird ein vorab genau definiertes Alarmierungs- und Maßnahmenpaket in Gang gesetzt, um einen Brand frühzeitig zu erkennen und bereits in der Entstehung zu löschen.