Ingenieurbüros zu BIM : Die Zukunft des Planens
In der TGA-Branche ist der Begriff Digitalisierung eng mit der Planungsmethodik „Building Information Modeling“, kurz BIM, verbunden. Keine Tagung, keine Konferenz, bei der das Thema nicht zur Sprache kommt. Dass BIM bei Planung, Bau und Betrieb von Gebäuden eine wichtige Rolle spielen wird, darüber herrscht einhellige Meinung. Die Anwendung erfordert aber ein Umdenken im Bauprojektablauf. Ein BIM-Prozess muss von den Ausführenden gelebt werden. Und er erfordert für die Planer*innen Mehraufwand, der sich in den Honoraren nicht oder nur schlecht unterbringen lässt.
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Wir haben uns unter österreichischen Planern umgehört: Ist BIM schon im Alltag von Architekt*innen, Planer*innen und Ausführenden angekommen? Woran liegt es, dass diese innovative Planungsmethodik nicht längst zum Standard geworden ist? Unsere Umfrage zeigt: Die Implementierung in den Büros variiert sehr stark, bei allen Vorteilen von BIM – es gibt zahlreiche Kritikpunkte und auch Vorbehalte.
Wir fragten: |
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1. Welche Bedeutung hat BIM heute in Ihrem Büro? |
2. Wie weit ist die Branche bereits bei der Umsetzung dieser Planungsmethodik? |
3. Welche konkreten Vorteile bietet sie? |
4. Wo liegen die „Knackpunkte“, die dazu führen, dass es nach wie vor Vorbehalte gegenüber der Methodik gibt? Und: Wie könnte man sie ausräumen? |
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Ing. Martin Liftinger, ZFG-Projekt GmbH
1. Die Planungsmethodik ist bei uns im Büro bereits seit einigen Jahren verankert und der Stellenwert steigt ständig weiter, da immer mehr Projektbeteiligte die Vorteile an dieser Bearbeitungsweise erkennen und den richtigen Nutzen daraus ziehen. Unsere BIM-Abteilung im Unternehmen beschäftigt sich übergeordnet und losgelöst von den einzelnen Projekten mit dem weiteren Aufbau der Produktfamilien und den Spezifikationen von Abwicklungsplänen und Prozessen.
2. Es gibt ganz unterschiedliche Entwicklungsstadien; von 0 bis 99 ist alles dabei. Erfreulich ist aber übergeordnet, dass bei allen, die sich innovativ mit dieser Methodik weiterentwickeln wollen, ein Denkprozess des „Miteinanders“ eingesetzt hat und auf einigen Plattformen ein sehr konstruktiver gemeinsamer Austausch stattfindet.
3. Die Vorteile der 3D-Planung zur Koordination aller Gewerke sind schon längere Zeit Standard bei komplexeren Projekten; BIM liefert uns Grundlagen, sodass bereits alle Planungsbeteiligten im Planungsprozess zur jeweiligen Planungsphase einen Detaillierungsgrad liefern, der höhere Planungssicherheit bringt. Darüber hinaus liefert BIM viele Möglichkeiten, Planungsprozesse zu erleichtern; so können z. B. Nutzerabstimmungen direkt im digitalen Zwilling abgehalten werden oder Informationen zu einzelnen Komponenten und Räumen im Modell eingepflegt werden, was doppelte Informationshaltung in z. B. Excellisten vermeidet und somit Fehlerquellen reduziert.
4. Wesentlich ist es, dass unsere bekannten herkömmlichen Leistungsbilder den Entwicklungen durch BIM Rechnung tragen müssen. Ein BIM-Prozess muss von allen Beteiligten gelebt werden und das Modell muss als Informationsquelle genutzt werden. Wenn wir nach Leistungsbildern weiterhin zu jeder Planungsphase 2D-Pläne benötigen, so muss bewusst sein, dass dies Mehraufwendungen bedeutet und keine Effizienzsteigerung im Sinne der BIM-Methodik liefert. Der 2D-Plan ist heute noch nicht ganz wegzudenken – z. B. brauchen wir für Einreichungen diese derzeit noch, die Entwicklung muss aber auch hier weitergehen, sodass möglichst alle Anforderungen und Bedürfnisse über das BIM-Modell abgedeckt werden können. Unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung beschäftigt sich darüber hinaus mit den Schnittstellen zur standardisierten Übertragung der Massen aus dem Modell in Ausschreibungsprogramme, den Möglichkeiten zur Nutzung des digitalen Zwillings für verschiedene Simulationsprogramme und den Möglichkeiten zur Nutzung des digitalen Zwillings zur Ausführung auf der Baustelle.Foto: ZFG-Projekt GmbH
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Ing. Christoph Passecker, MSc., MBA, Haustechnik Planungsgesellschaft
1. Die Haustechnik Planungsgesellschaft beschäftigt sich seit 2016 mit dem Thema BIM. Im Jahr 2018 haben wir unser Büro vollständig auf Auto-CAD Revit umgestellt und alle Mitarbeitenden entsprechend ausgebildet. Seither werden bei uns im Büro nahezu alle Projekte im Revit und viele mit der Planungsmethode BIM abgewickelt. Erst kürzlich konnten wir ein Laborgebäude und einen Krankenhausumbau abschließen. Für unser Segment Krankenhaus, Labor und Wellnessbereich würde ich BIM als sehr wichtig einschätzen, insbesondere weil viele Aufträge nur noch an BIM-fähige Ingenieurbüros vergeben werden.
2. Ich denke, die Branche befindet sich nach wie vor am Beginn der Umsetzungsphase. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an BIM-Projekte, oftmals sind jedoch keine AIA oder AIA mit überbordenden Anforderungen bei Ausschreibungen enthalten. Daraus entstehen dann zwar sehr gute 3D-Projekte, die Zusammenführung in ein gemeinsames Modell wird jedoch nicht immer umgesetzt. Weiters gibt es nach wie vor die Herausforderung, das Modell in die Montageplanung zu überführen.
3. Aus meiner Sicht wird durch BIM die Planungsqualität maßgeblich verbessert. Man könnte auch sagen, Planen macht wieder Spaß. Durch die integrale Koordination aller Gewerke lassen sich viele Herausforderungen bereits während der Planung abklären und ermöglichen so eine raschere und unkomplizierte Bauzeit. Weiters können mit BIM viele intelligente Informationen im Modell hinterlegt werden und bieten dem Bauherrn somit schon in einem frühen Planungsstadium eine hohe Planungs- und Kostensicherheit.
4. Der Knackpunkt ist bestimmt, dass der Planungsaufwand höher ist, es jedoch vom Bauherrn oftmals nicht so eingeschätzt wird. Insbesondere bei Umplanungserfordernissen, z. B. wenn es nach der Planungsphase Entwurf zur Veränderung von Raumgruppen kommt, ist der Aufwand der Umplanung gegenüber früher wesentlich größer. Das Thema Honorarberechnung behandeln wir gerade im Fachverband für Ingenieurbüros und wollen möglichst zeitnah eine überarbeitete Honorarberechnung allen Ingenieurbüros zur Verfügung stellen. Ein weiterer Knackpunkt ist fehlendes Fachpersonal. Es wird allerdings bereits an engen Kooperationen mit HTLs und Fachhochschulen gearbeitet.Foto: Foto Weinwurm
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Ing. Daniel Friedl, BSc., Zentraplan PlanungsgesmbH
1. Die Bedeutung von BIM in der planerischen Projektabwicklung wächst kontinuierlich und von Projekt zu Projekt. Vor kurzem betraf BIM noch in erster Linie Pilot-Vorhaben und Bauten mit technisch versierten oder internationalen Bauherren, die bereits BIM-Erfahrung hatten. Mittlerweile wird bereits ein beträchtlicher Anteil an großvolumigen Planungen in BIM angefragt und umgesetzt. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurden bei uns entsprechende zusätzliche Programmumgebungen geschaffen und die Mitarbeitenden sukzessive geschult und fortgebildet, wodurch wir unseren Auftraggebern nun ein starkes Know-how bei der Umsetzung von BIM-Projekten in der gewünschten Detailschärfe anbieten können.
2. Dies ist stark vom genauen Bereich abhängig; während die meisten größeren Planungsbüros aufgrund der BIM-Anforderungen bei größeren und öffentlichen Projekten bereits viele Erfahrungen sammeln konnten, werden jene Planer*innen, die beispielsweise ihre Schwerpunkte in der Umsetzung von Wohnbauten haben, aufgrund des Preisdrucks bis dato kaum ein Projekt in BIM realisiert haben. Die selbige Situation ergibt sich auch bei den ausführenden Unternehmen. Dementsprechend könnte man es so zusammenfassen, dass die Umsetzung derzeit nur in Teilbereichen erfolgt ist, und dies aus jetziger Sicht auch längerfristig so bleiben wird.
3. Aus Sicht der Planer*innen ergeben sich derzeit im Vergleich mit einer üblichen integralen Planung keinerlei klare Vorteile, sondern vielmehr Mehraufwände. Dies zum einen aufgrund der zusätzlich zu befüllenden Informationen entsprechend des gewünschten Detaillierungsgrades, zum anderen aufgrund des größeren Zeitaufwandes bei der Implementierung von Änderungswünschen. Auch muss man erwähnen, dass für ein BIM-Projekt sämtlich fachlich Beteiligte, also auch Architektur, Statik, Bauphysik etc., einen guten Wissensstand benötigen und im Idealfall dieselbe Software verwenden sollten, um Schnittstellenprobleme und verlorene Aufwände zu vermeiden. Die tatsächlichen Vorteile eines BIM-Projekts ergeben sich jedoch für den Auftraggeber. Bedingt durch die bei korrekter Umsetzung im Modell eingepflegten Auslegungsdaten, Angaben zu Typen und Fabrikaten, deren Wartungsintervallen, ggf. sogar bis hin zu den Herstellkosten, kann die Wartung und Instandhaltung erheblich erleichtert und auch dokumentiert werden. Voraussetzung hierfür ist jedoch auch, dass die zuständigen Wartungstechniker das für BIM notwendige Wissen aufweisen und sämtliche Veränderungen an der Anlage auch korrekt im Modell eingepflegt werden. Dies ist leider bislang nur in Ausnahmefällen gegeben, wodurch der Umstieg auf BIM derzeit auch AG-seitig teilweise noch gebremst wird. Sobald dieser Vorteil und die damit einhergehende Ersparnis in der Wartung größerer Anlagen erkannt wird, wird aus meiner Sicht aber auch eine noch größere Triebkraft für BIM-Projekte entstehen.
4. BIM steckt in Österreich nach wie vor in den Kinderschuhen. Dies führt teilweise zu unterschiedlichen Auffassungen und Auslegungen der am Projekt beteiligten Personen und Planer*innen. Manche halten BIM nach wie vor für eine übliche dreidimensionale Planung und sehen die damit verbundenen Vorteile und Aufwände nicht. Auch die wichtige Rolle der BIM-Koordination wird in Österreich bei vielen Projekten nicht ausreichend wahrgenommen. All dies sowie diverse programmspezifische Herausforderungen beim Abgleich von Modellen über mehrere Planungsbeteiligte bis hin zu Online-Modellen wird sich jedoch meines Erachtens nach in den kommenden Jahren mit steigender Erfahrung von selbst ergeben. Ein gewisser Hindernisgrund für die vollständige Implementierung von BIM ist auch, dass sich Projekte, welche nur einen geringeren Detaillierungsgrad aufweisen, kaum bzw. nicht sinnvoll abbilden lassen. Hieraus ergibt sich, dass die klassische Planung – egal ob 2- oder 3-dimensional – auch weiterhin erforderlich bleiben wird, um eine wirtschaftliche Planung zu ermöglichen. Als Möglichkeit, den Prozess bei BIM-Planungen zu verbessern, sehe ich eine Verschiebung in der Gewichtung der Leistungsphasen. Durch gezielte Verlängerung der Konzept-, Vorentwurfs- und Entwurfsphase könnten die hierzulande üblichen späten Änderungen in der Planung verringert, und mit vergleichbar geringem Aufwand realisiert werden. Speziell in der BIM-Umgebung kann hierdurch in der späteren Führungs-, aber auch in der Werks- und Montageplanung effizient gearbeitet und der Gesamtplanungszeitraum auf die gewohnte Dauer begrenzt werden.Foto: Zentralplan PlanungsgesmbH
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Ing. Robert Schmitzer, A3 jp-haustechnik
1. Eine sehr wesentliche Bedeutung für die Zukunft, und wir sind seit Jahren auf der Suche/Abstimmung für den besten Partner von Ingenieurbüros!
2. Eigentlich sehr verhalten. Ich rede aber nur von Ingenieurbüros. Die ausführenden Firmen sind da wesentlich weiter.
3. Der Druck vonseiten der Architektur ist enorm und der statische Teil eines Gebäudes ist „relativ“ leicht umzusetzen. Leider fehlt aber jegliches Verständnis, dass die TGA ein enorm komplexer Baustein ist. Wir sehen derzeit noch keine Vorteile in der BIM-Methodik, außer dass es enorm viel Zeit und Geld kostet.
4. Ein wesentlicher Punkt ist sicher der, dass es bei uns in der Planung Führungspläne gibt und die ausführenden Unternehmen daraus Werkpläne zeichnen müssen. Zum Zeitpunkt der Ausschreibung und Führungsplanung stehen teilweise keine Fabrikate fest. Auch sollte in einem Führungsplan egal sein, welches Fabrikat der Anlagenkomponenten, z. B. Volumenstromregler, Raumregler etc., eingebaut wird. Wichtig ist, dass sie richtig dimensioniert und platziert sind. Das sollte Schwerpunkt eines Ingenieurbüros sein. Aus derzeitiger Sicht geht das für unser Verhältnis zu stark ins Detail, was enorme Kosten verursacht und eigentlich nicht Umfang der TGA-Planung sein sollte. Wir sind für Idee, Energiekonzepte o. ä. verantwortlich, ohne die Planer*innenstellung abwertend zu betrachten, Ich habe höchsten Respekt vor den Techniker*innen, welche diese Pläne produzieren, und glaube, dass viele Planer*innen diesen Umfang in der Praxis nicht beherrschen. Vielleicht sollte man über den Planungsumfang laut Gebührenordnung nachdenken. Die Weiterbearbeitung der Entwurfspläne zu den Werkplänen könnte bei den ausführenden Unternehmen angesiedelt werden. Selbstverständlich gegen Bezahlung. Diese sind bestens qualifiziert und auch ausgestattet. Es ist einfach enorm frustrierend, wenn CAD-Techniker*innen stundenlang an einem Plan bis ins letzte Detail arbeitet und dann wird alles umgedreht. Bei den Architekt*innen gibt es genug Ideengebende, die Wettbewerbe gewinnen und wo die Detailplanung bei Baumeister/Baufirmen o. ä. Personen liegen. Vielleicht wäre das in der TGA auch ein gangbarer Weg. Leider lässt sich dies aber mit der detaillierten Planqualität und der Architektur/Generalplanung, welche mit BIM arbeiten, nicht vereinbaren.Foto: A3 jp-haustechnik
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Ing. Werner Hoyer-Weber, Hoyer Brandschutz
1. Wir haben recht früh begonnen, uns mit BIM zu befassen, und arbeiten seit 2018 aktiv damit – den Startschuss bildeten zwei Hochhausprojekte in Wien. Während wir im Bereich der Haustechnikplanung bei den Löschanlagen schon in BIM modellieren, entscheidet sich in der klassischen Brandschutzplanung für die Architektur gerade, wo es hingeht. Die Frage wird sein, ob wir nur Informationen liefern, die von der Architektur übernommen werden, oder ob und wie wir selbst im Modell arbeiten. Der Bedarf ist jedenfalls groß, BIM-Fähigkeit wird von Auftraggebern mittlerweile oft vorausgesetzt. Ich investiere daher laufend in die Ausbildung meines Planungsteams und wir sind aktuell auch an mehreren BIM-Projekten beteiligt.
2. Ich würde sagen, dass wir uns noch mitten in der Pilotphase befinden, wo sich die einzelnen Beteiligten bei Bauprojekten – ob es die Auftraggeber und Bauherren sind, die Planungsteams oder die Nutzer*innen und das FM – sukzessive ausprobieren, neue Arbeitsweisen erproben und Erfahrungen sammeln. Was funktioniert, was funktioniert nicht, was hat wirklich einen Nutzen und was ist letztlich vielleicht doch nur Selbstzweck? Denn mit BIM kann ich schnell eine große Menge an Daten generieren, aber die Frage ist ja immer, welchen Zweck ich damit genau verfolge und welche Anforderungen erfüllt werden sollen.
3. Aus meiner Sicht liegt der größte Vorteil von BIM in der erhöhten Planungssicherheit, da die digitalen Modelle eine Vielzahl an Daten mit hohem Detaillierungsgrad beinhalten. Aus der Sicht des Brandschutzes ist das gerade an der Schnittstelle von der Planung zur Ausführung von großem Vorteil, da schon mit hoher Präzision und so geplant wird, wie auch gebaut werden soll. Dadurch gibt es bei den ausführenden Firmen weniger Interpretationsspielraum und weniger Fehlerquellen. Die Visualisierung im 3D-Modell unterstützt uns auch dabei, die architektonische Grundidee schneller zu verinnerlichen. So können wir gerade bei komplexeren Gebäuden den Brandschutz zielgerichteter planen.
4. BIM ist mit einer enormen Erwartungshaltung gestartet, die der Praxis nicht immer standgehalten hat. So war anfangs die Annahme, dass Projekte mit BIM schneller und kostengünstiger abgewickelt werden. Dass beides nicht zutrifft, wissen wir mittlerweile alle. Was wir aber definitiv haben, ist eine noch nie dagewesene Planungsqualität und ein neues, zukunftsfähiges Werkzeug, mit dem wir uns weiterhin intensiv befassen müssen. Es braucht neue Prozesse und ein neues Teamwork, damit sich diese Qualität entfalten kann und wir effektiver ins Arbeiten kommen. Dabei sollten man sich nicht erwarten, dass wir in kürzester Zeit von 0 auf 100 beschleunigen. Vielmehr geht es darum, an den jeweils nächsten Prozentpunkten zu arbeiten und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Am Ende des Tages muss es auch unser Ziel sein, die Komplexität der BIM-Projekte und die größere Kompetenz, die damit verbunden ist, wirtschaftlich abzubilden. Das bedeutet, dass wir in der Planung besser argumentieren, aber auch die Auftraggeber ihre Honorargestaltung überdenken müssen. Denn oft wird noch mit Projekten ohne BIM verglichen. Grundsätzlich plädiere ich dafür, den Nutzen von BIM nicht nur auf die Planungsphase zu beschränken. Für mich war eigentlich von Beginn an klar, dass wir einen höheren Planungsaufwand haben werden, der sich aber in einer höheren Qualität der Umsetzung widerspiegelt. Das bedeutet weniger Kosten und Zeitaufwände für Sanierungen, für Reparaturen und Nachbesserungen und dann in weiterer Folge einen laufenden Nutzen für Betrieb und Facility Management. Dieser Gesamtnutzen für das Gesamtprojekt, diese gesteigerte Nachhaltigkeit in den Gebäuden ist für mich das tatsächliche Ziel von BIM.Foto: Robert Tober - www.toro.cc
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Komm.-Rat Johann Wallner, P.H.I Technisches Planungsbüro
1. Bei mehreren aktuellen Projekten ist die BIM-Planung bereits Grundvoraussetzung. Für einen Planungsauftrag liegen wir zwischen 20 und 30 Prozent.
2. Die gesamte Branche ist unterschiedlich gelagert. Öffentliche Auftraggeber verlangen BIM zu 100 Prozent; internationale Auftraggeber zu ca. 80 Prozent; nationale Auftraggeber zu ca. 20 bis 30 Prozent.
3. Bei einer konkreten 3D-BIM-Planung wird die Kollisionsplanung erstellt. Bei einer hundertprozentigen Ausführung ist auch die FM-Vorbereitung besser und übersichtlicher.
4. Die Projektbeteiligten sind es leider gewohnt, in der Planung laufend Vorgaben zu verändern. Dadurch wird eine erhebliche Mehrarbeit durch die BIM-Planung ausgelöst. Durch die konsequente Planungsvorbereitung ohne laufende Änderungen ist BIM ein hervorragendes Mittel, um jede Art von Gebäudeplanungen abwickeln zu können. Leider ist auch die Schnittstellenproblematik durch die unterschiedlichen Architekturprogramme mit den BIM-Erweiterungsmodulen nicht zu vernachlässigen. Kaum eine übermittelte Datei kann bedenkenlos und ohne gravierende Nacharbeit eingespielt und verwendet werden. Scheinbar haben wir das Problem wie vor 25 Jahren mit CAD, dass die Schnittstellenproblematik einen Zeithorizont von ca. fünf Jahren benötigt.Foto: P.H.I. Technisches Planungsbüro
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Ing. Günther Karres, Technisches Büro Karres
1. Generell ist festzustellen, dass bei größeren Bauvorhaben von Seiten der Bauherrschaft, aber auch von Seiten der Architektur, die Bearbeitung des Projektes in BIM gewünscht wird. Schon allein aus diesen Gründen ist es notwendig, sich innerhalb des Büros mit diesem Thema kritisch auseinanderzusetzen und die nötige Infrastruktur sowie die erforderliche Schulung der Mitarbeitenden zur Verfügung zu stellen.
2. Aus der Praxis ist festzustellen, dass schlagwortartig der Begriff BIM sowohl von Seiten der Auftraggeber als auch von Seiten der Architektur gerne verwendet wird, ohne dass jedoch die sich daraus ergebenden Konsequenzen im Detail bekannt sind. Aktuell hapert es dann an der Umsetzung. Die Sonderfachleute und der Ausbau-Mittelstand sieht bislang „wenig bis gar nichts“ vom vielbeschworenen BIM-Zeitalter. Ärgerlich dabei ist die Doppelmoral der Auftraggeber und der Architektur, die zwar fordern, BIM einzusetzen, jedoch selbst damit nicht vorankommen. Zweifellos entstehen beim Umstieg auf BIM sowohl beim Ankauf als auch bei der Schulung hohe Kosten. Diese sind jedoch honorarordnungsmäßig in keiner Weise abgedeckt. Aus unserer Praxis kann berichtet werden, dass Projekte mit hoher Verve in BIM begonnen wurden, im weiteren Planungsfortschritt jedoch wieder auf eine normale Planung reduziert wurden. Diesbezüglich darf bei BIM nicht unterschätzt werden, dass, um eine wunschgemäße Umsetzung erzielen zu können, ein wesentlicher Arbeitsanfall und eine Bringschuld sowohl beim Auftraggeber als auch bei Architekt*innen gegeben ist. Dieser wird meistens von Haus aus sträflich unterschätzt.
3. Eigentlich bietet BIM jede Menge Chancen. Doch bei der Umsetzung von Theorie in die Praxis hapert es gehörig. Vom vielbeschworenen BIM-Zeitalter ist man aktuell ein gutes Stück entfernt. So ist die aktuelle Lage. Die Hoffnung bei der Anwendung von BIM ist, damit effizienter und schneller zu sein. So ist die Theorie der Methode, die von unzähligen Expert*innengruppen zur Nutzung empfohlen worden ist. Alltag auf dem Bau ist dies absolut noch nicht. „Von außen kommt nichts“. Wie erwähnt, kommt es meistens bei der Ausführung zu einem massiven Bruch. In der Ausführungsphase muss man dann wieder ins analoge Zeitalter zurückkehren, weil die betrauten Firmen die neue Methode nicht anwenden konnten. Die Auftraggeberseite und die Architektur sind noch bei der Grundlagenermittlung.
4. BIM wird von Auftraggeberseite als auch von Architekturseite als bedeutendes Element herausgestellt, damit das Bauen effizienter und schneller wird. Wenn man ein Bauprojekt zunächst in allen Details und mit Computerunterstützung plant und dies unter möglichst allen Beteiligten abspricht und auf „Kollisionen“ überprüft, soll die eigentliche Erstellung deutlich problemloser über die Bühne gehen. Dazu ist es aber notwendig, dass die Bringschuld der Auftraggeber und der Architektur erfüllt wird. Da gibt es einen erheblichen Nachholbedarf bei den Mitarbeitern als auch bei der Ausstattung. Bei der Vergabe von mit BIM geplanten Bauvorhaben stellt sich immer wieder heraus, dass die ausführenden Unternehmen mit den digitalen Unterlagen wenig bis gar nichts anzufangen wissen, am liebsten hätten sie, wenn man sie an der Hand nimmt und durch den digitalen Dschungel führt. Dafür sind die zur Zeit herrschenden Vergütungsformen jedoch nicht geeignet.Foto: Technisches Büro Karres
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DI Christoph Urschler, TBH Ingenieur GmbH
1. Unser Büro beschäftigt sich schon länger mit der BIM-Thematik und der damit verbundenen digitalen Transformation. Vor allem im Bereich der Sonderplanungen wird verstärkt mit BIM gearbeitet. Dabei konnten wir im Laufe unterschiedlicher Bearbeitungen feststellen, dass auch ein Umdenken im Bereich der Arbeitsprozesse stattgefunden hat. Dabei meine ich, dass durch den Einsatz von BIM eine engere Kooperation zwischen AG und AN erforderlich ist. Dies betrifft vor allem die Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA/S). Weiters ist durch den Einsatz von BIM eine höhere Massensicherheit und eine verbesserte Ausschreibungstiefe gewährleistet.
2. Grundsätzlich kann ich nicht über die ganze Planungsbranche urteilen, jedoch stelle ich fest, dass immer mehr Büros den Vorteil von BIM erkannt haben und den Einsatz in der Planungsmethodik forcieren. Wichtig ist auch zu erwähnen, dass die gesamte „BIM-Kette“ durchgängig gut funktionieren muss. Dies beginnt beim AG und endet im besten Fall im Bereich der Betriebsführung (Facility Management). Der Einsatz von BIM eignet sich nicht nur hervorragend im Neubau, sondern auch bei Bestandsanlagen (3D-Scanner). Damit können die Gebäudetechnikanschlusspunkte sehr rasch bewertet und identifiziert werden (wenn Neubau- und Bestandsanlagen zu koordinieren sind). Wir beschäftigen uns auch immer intensiver mit F&E-Arbeit und sind im Projekt BIM-Bestand auch damit konfrontiert (für die Interessierten: www.bimbestand.org).
3. Die zuvor beschriebene Planungsmethodik bietet Vorteile im Neubau und Bestand. Wird die „echte“ BIM-Methodik angewandt und ist eine Durchgängigkeit von Daten vorhanden, so können alle Prozesse im Planungsbereich davon profitieren (Massen, Informationen, Ausschreibungsunterlagen, Betriebsführung (Facility Management) usw.) Weiters ist hervorzuheben, dass bereits im Vorentwurf von Projekten eine höhere Planungstiefe vorhanden ist. Dies beschreibt einen besonderen Vorteil, nämlich jenen, dass durch die Vorinformationen andere Schnittstellen wie Statik/Brandschutz davon profitieren können (Durchbruchsplanung usw.). Damit lassen sich auch unnötige höhere Folgekosten vermeiden.
4. Ganz offen denke ich, dass Vorbehalte zur BIM-Methodik daraus resultieren, dass kein durchgängiges Prozessverständnis vorliegt und viele Beteiligte von unterschiedlichen Dingen sprechen. Dies bedeutet, dass es beim Einsatz eines BIM-Prozessmodells, welches allen von vornherein bekannt ist, zu keiner Verunsicherung in der Anwendung kommt. Demnach unterteilt sich mein Verständnis in eine Anforderungsdefinition, eine Informationsbeschaffung, eine Daten- und Prozessmodellierung und die oftmalige Anwendung in Projekten.
Im Forschungsprojekt Meta-TGA haben wir uns mit Prozessmodellen beschäftigt. Jene wurden in einem Leitfaden publiziert und können somit interessierten BIM-Anwender*innen zur Verfügung gestellt werden (vom AG bis zur Betriebsführung).Foto: TBH Ingenieur GmbH
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Ing. Bernhard Hammer, MBA, equadrat
1. Wir haben vor ca. zwei Jahren auf BIM mit REVIT umgestellt. REVIT haben wir deswegen gewählt, weil wir durchgehend alle TGA-relevanten Anlagen damit planen können. Gerade in der Planung von Gewerbe- und Industrieanlagen ergeben sich für uns wesentliche Vorteile Planung.
2. Aus unserer Wahrnehmung haben vor allem größere Planungsunternehmungen darauf umgestellt, die Masse der Ingenieurbüros arbeitet nach wie vor „konventionell“. Der Grund dafür liegt, wie wir an unserer eigenen Entwicklung sehen, darin, dass BIM schulungsintensiv und damit auch sehr kostenintensiv in der Einschulung ist.
3. Die Vorteile liegen sicher in der detaillierten Planung und damit in Ausgabe der TGA-Massen. Das bedeutet aber in der Vorentwurfs-Phase bereits einen hohen Bearbeitungsaufwand. Änderungen in der Planung können leichter nachgeführt werden.
4. Der Knackpunkt liegt in der Schnittstelle mit der Architektur. Die IFC-Schnittstelle ist bei weitem noch nicht ausgereift. Architekt*innen nutzen meist Archi-CAD. Damit gestaltet sich die Übernahme immer zur großen „Lotterie“. Die Industrie hat mit ihren Produktfamilien bereits gut nachgezogen.Foto: equadrat