Aus TGA 4: Interview : Gebäudetechnik bekommt zu wenig Aufmerksamkeit
Die bisher an dieser Stelle interviewten Planer*innen waren zumeist Ingenieur*innen, die oft schon jahrzehntelang in einem Ingenieurbüro arbeiten. Daher war es interessant zu hören, wie ein junger Mann, der gerade das Studium an der FH Pinkafeld beendet hat, aber schon geraume Zeit im Ingenieurbüro des Vaters in Graz verantwortungsvoll tätig ist, die Ausbildung, die Branche und die Zukunftsperspektiven seines Berufsstandes sieht. DI Paul Lang, BSc. gab gerne Antworten auf die an ihn gestellten Fragen.
TGA: Herr Lang, erzählen Sie etwas zu Ihrem bisherigen beruflichen Werdegang.
Paul Lang: Ich habe in Graz maturiert und anschließend berufsbegleitend das Bachelor- und Masterstudium an der FH Burgenland am Standort Pinkafeld absolviert. Während des berufsbegleitenden Masterstudiums habe ich an der Wirtschaftskammer Steiermark die Befähigungsprüfung für Ingenieurbüros abgelegt. Seit 2020 führe ich als Geschäftsführer gemeinsam das Ingenieurbüro mit meinem Vater.
Wie bewerten Sie die Ausbildung an der FH Pinkafeld?
Lang: Das im Bachelor- und Masterstudium erworbene Wissen an der FH bildet eine solide Basis für die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten im Bereich der TGA.
War Ihre Berufswahl durch das Ingenieurbüro Ihres Vaters geprägt?
Lang: Mit zunehmendem Alter wuchs mein Interesse an der Gebäudetechnik. Dies begann durch die Ferialpraktika, die ich in der Schulzeit in den Sommerferien bei Firmen wie Heiz-Hofstätter, Fischer und Co oder Engie absolviert hatte, und intensivierte sich im Laufe des berufsbegleitenden Studiums. Diese Kombination von Theorie und Praxis war für mich besonders spannend. Die Gebäudetechnik als Fachgebiet selbst bekommt meiner Meinung nach immer noch zu wenig Aufmerksamkeit. Ich würde meinen, Maturant*innen kennen das Berufsfeld von Architekt*innen, Anwält*innen, Bauingenieur*innen oder Zahnärzt*innen. Bei dem der Haustechnikplaner*innen bin ich mir da nicht so sicher. In Graz hat man beispielsweise die Möglichkeit, Bauingenieurswesen an der TU Graz oder an der FH Joanneum zu studieren. Im Bereich der Gebäudetechnik mit Fokus auf die Installationstechnik haben wir in Graz kein derartiges Studium, weshalb in den Schulen auch nicht mit dieser Ausbildungssparte geworben wird. Daher kennen kaum Maturant*innen in dem Lebensabschnitt, in dem üblicherweise die Berufswahl getroffen wird, das spannende Aufgabengebiet der Haustechnikplanung. Durch den Beruf meines Vaters hatte ich in jungen Jahren schon informativen Zugang zur Haustechnik und so etwas hinterlässt Spuren. Eine gewisse Prägung war somit sicherlich vorhanden, wofür ich aus heutiger Sicht sehr dankbar bin.
Würden Sie Ihre Studienrichtung jungen Menschen weiterempfehlen und wo sehen Sie ein Verbesserungspotenzial im Lehrplan, in der Darbietung etc.?
Lang: Ich denke, man darf von einem Studium nicht erwarten, nach dessen Abschluss ohne weiteren Fortbildungsbedarf ins Berufsleben eintreten zu können. Gerade bei der Abwicklung von Projekten in der Funktion der örtlichen Bauaufsicht sollte man sich eher auf ein lebenslanges Lernen einstellen. Derartige Aufgabenstellungen kann ein Studium aus meiner Sicht vermutlich nur schwer abbilden. Wenn ich Verbesserungspotenzial aus meiner Sicht aufzeigen darf, dann würde ich für die Abwicklung eines Beispielprojekts im Zuge des Studiums plädieren. Dessen ungeachtet würde ich diese Studienrichtung auf jeden Fall empfehlen.
Sie führen, wie Sie anfangs sagten, seit 2020 das Ingenieurbüro Lang zusammen mit Ihrem Vater. Kommt es da nicht manchmal zu Generationsproblemen (Meinungsunterschieden)?
Lang: Meinem Vater rechne ich den hohen Freiheitsgrad bei der Gestaltungs- und Entscheidungsfindung, den er mir einräumt, sehr hoch an. Das steigert die Motivation enorm und lässt Freude an der Arbeit aufkommen. Natürlich ist man an einen gewissen Lernprozess in der Praxis gebunden. Ich halte das allerdings für essenziell in der Entwicklung eines jungen Menschen, da man in diesen Situationen sehr viel dazulernen und wachsen kann. Selbstredend treten zwischen mir und meinem Vater hin und wieder differente Ansichten auf. Durch die konstruktive Gesprächskultur, die wir miteinander pflegen, können wir dadurch oft neue Lösungsansätze erarbeiten.
Von Ihrem Vater weiß ich, dass er einer der wenigen Planer in Österreich ist, der seit Jahren konsequent mit BIM plant. Wo könnte Ihrer Meinung nach der BIM-Planungsprozess noch verbessert werden?
Lang: Wir konnten mit der BIM-Planungsmethode mittlerweile einige Großprojekte erfolgreich realisieren. Die Weichen dafür stellte mein Vater bereits vor meinem Eintritt in das Unternehmen. Besonders stolz sind wir auf das derzeit im Bau befindliche Projekt Krankenhaus Oberwart. Mit Herstellkosten in der Installationstechnik von rund 28 Mio. Euro ist es das historisch größte Projekt in der jungen Geschichte Burgenlands. Wir durften auch bei einem heimischen Logistikunternehmen für deren Konzernzentrale die Planung und örtliche Bauaufsicht durchführen. Hier war kein Aufmaß der ausführenden Firma nötig, da wir aus dem Modell heraus die Abrechnungsunterlagen erstellt haben. Erlebnisse und Erfolge wie diese motivieren uns und unser Team zusätzlich, die hausinternen Entwicklungen laufend voranzutreiben. Potenzial liegt meiner Meinung zufolge nach wie vor in der Entwicklung von agilen Familien, der Optimierung und Standardisierung von Prozessen als auch der Verbesserung der Kommunikation.
Denken Sie schon über eine Erweiterung Ihres Ingenieurbüros nach?
Lang: Unter der Führung meines Vaters konnte das Büro über die Jahre gesund und nachhaltig wachsen. Ich strebe an, diesen Kurs beizubehalten und fortzuführen. Wir sind daher ständig auf der Suche nach potenziellen Mitarbeitenden und freuen uns auch über Initiativbewerbungen. Derzeit liegt unsere Limitation in der Knappheit gut ausgebildeten Fachpersonals. Schließlich muss für ein langfristiges Arbeitsverhältnis sowohl die fachliche als auch die persönliche Seite stimmen.
Bringt die fortschreitende Digitalisierung für Sie Vorteile und wie gehen Sie damit um?
Lang: Aktuell profitieren wir von diesen Entwicklungen, da sie uns Möglichkeiten bieten, unsere internen Prozesse zu verbessern und weiter zu standardisieren. Dies betrifft vor allem die Bereiche der internen Kommunikation, der Kollaboration innerhalb eines Projektteams, Aufgabenverteilung mit zugehörigem aktuellen Bearbeitungsstand, Dokumentationen und Archivierung. Es betrifft aber genauso die Bereiche der Zusammenarbeit mit externen Projektpartner*innen, wenn es um aktuelle Revisionen oder die Abstimmung in Wandansichten oder Deckenspiegelplänen geht.
Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Berufsstandes, erwarten Sie Veränderungen?
Lang: Wie bereits kurz erwähnt, spüren wir die zunehmende Digitalisierung. Wenn wir heute ein Projekt planen, benötigen unsere BIM-Konstrukteur*innen mittlerweile fundierte Kenntnisse in der IT. Bisher war das in diesem Ausmaß bei einer reinen AutoCAD-Planung nicht erforderlich. Das ist aktuell eine Veränderung, die in Zukunft zum Standard werden wird. Dadurch werden sich wiederum neue Aufgabengebiete und die damit verbundenen Stellenangebote ergeben. Man erwähne hierbei die Stelle der BIM-Manager*innen. Vielleicht ein wenig überspitzt ausgedrückt, aber vor ein paar Jahren gab es diesen Beruf de facto in Österreich noch nicht. Heute suchen die meisten größeren Planungsbüros oder ausführende Betriebe in deren Stellenangeboten nach Mitarbeitenden für diesen Bereich.
Ein paar letzte Fragen: Wie ist die Auftragslage, wie sieht es mit der Mitarbeitendenrekrutierung aus und könnten Sie sich vorstellen, ukrainische Ingenieur*innen (temporär) einzustellen?
Lang: Ich bin äußerst positiv überrascht über diese Frage, da wir tatsächlich erst vor wenigen Tagen die Einstellung eines ukrainischen Ingenieurs, wenn auch nur temporär, besprochen haben. Insofern können wir uns das vorstellen. Wir sind glücklicherweise für dieses Jahr gut gebucht und freuen uns über volle Auftragsbücher. Dieser Umstand ermöglicht es uns, solche Überlegungen anzustellen. Bei der Honorierung können wir teilweise einen leichten Anstieg verzeichnen. Demgegenüber stehen allerdings steigende Softwarelizenzkosten und betriebliche Effizienzeinbußen durch Corona. Zudem ist eine finanzielle Abgeltung des Mehraufwandes für eine BIM-Planungsmethodik nicht in Sicht. Wir begrüßen es sehr, dass bei der Auftragsvergabe die Qualität eine zunehmende Gewichtung bekommt.