Aus TGA 11: Kolumne : Multikausale
Rohstoffknappheit führt zu Preissteigerung

Porträtfoto von Christoph Passecker
© David Pichler

Liebe Leserinnen und Leser!

In vielen Medien liest man von Rohstoffknappheit und immensen Preissteigerungen. Will man bei einem renommierten Baufachgeschäft eine größere Menge Holz oder Kunststoffteile erwerben, wird man auf eine Lieferzeit bis ins späte Jahr 2022 hingewiesen. Sieht man sich die Baukostenveränderung am Standort Wien für Lüftung und Klima von August 2020 bis August 2021 im Baukostenveränderungsrechner der Wirtschaftskammer Österreich an, ist eine Veränderung von +1,45 % bei Lohn und fast +20 % bei Sonstigem/Material ablesbar.

Nachdem es sich bei genannter Baukostenveränderungsberechnung um eine durchschnittliche Berechnung handelt, liegen in der Realität die Preisanpassungen leider oftmals schon weit über 20 %. Bei Blech für Lüftungskanäle befinden sich diese beispielweise meist schon über 35 %. Die Konsequenz daraus ist, dass bei geplanten Projekten, die ein wirtschaftliches „Go“ vor einem Jahr hatten, nun die dramatische Preissteigerung zu einer Überarbeitung des Projektes oder sogar zu einem „Planungsstopp“ führen kann.

Man kann daher zu diesem Thema leider festhalten, dass Ingenieurbüros von dieser Entwicklung massiv betroffen sein können. Auch bei der Bauabwicklung von Projekten führen die Preissteigerungen und Rohstoffknappheit zu Herausforderungen. Einerseits kann die Rohstoffknappheit zu einem massiven Zeitverzug und somit zu einer verspäteten Fertigstellung des Projektes führen und andererseits kann die Preissteigerung zu unzumutbaren Nachteilen für einen der beiden Vertragspartner führen.

Es wird daher sowohl bei langfristigen Festpreisangeboten als auch bei veränderlichen Preisen zu der einen oder anderen Diskussion kommen oder ein neuer Nährboden für rechtliche Auseinandersetzungen geschaffen. Zur Kompensation der Rohstoffknappheit wird empfohlen, eine möglichst lange Dispositionszeit den ausführenden Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Hier ist jedoch darauf zu achten, dass die Planungszeit darunter nicht leidet.

Hinsichtlich der unzumutbaren Preissteigerung wird es für beide Vertragspartner derzeit sinnvoll sein, veränderliche Preise vertraglich zu vereinbaren. Zum jetzigen Zeitpunkt weiß wohl keiner, wie sich die Preise weiterentwickeln, und dies würde für einen der Vertragsparteien auf alle Fälle zu einem erheblichen Nachteil führen.

Aufgrund der derzeitigen Marktsituation ist es aus meiner Sicht unumgänglich, Verträge entsprechend um Preisanpassungen von Roh- bzw. Baustoffen zu ergänzen. Bei diesen unerwarteten Preissteigerungen und Rohstoffverknappungen werden – wie so oft im Leben – beide Vertragspartner aufgefordert sein, einen fairen gemeinsamen Kompromiss zu erarbeiten.