Lehre zu Installations- und Gebäudetechniker*in 2025 : Lehrberuf neu: Was die InstallateurInnung will

Manfred Denk

Manfred Denk, Bundesinnungsmeister der Installateure

- © TGA Redaktion

Die Forderung: Anpassung der Ausbildungsordnung

Die Diskussion ist bekannt: Von allen Seiten kommen seit Jahren Forderungen, die Ausbildungsordnung des Installateur-Lehrberufs möge an neue technische Entwicklungen und aktuelle gesellschaftliche Anforderungen angepasst werden. Viel zu wenig würden die Lehrlinge über marktentscheidende und stark nachgefragte Themen wie Wärmepumpe, Photovoltaik oder Gebäudeautomation lernen. Vor allem aber muss dieser Schlüsselberuf für die Energiewende wieder attraktiver gemacht werden, damit auch morgen genügend Hände dafür da sind, den Gebäudesektor für die Anforderungen von morgen fit zu machen.

Nun hat die Bundesinnung der Installateure den Schritt nach vorne getan und ihren Vorschlag auf den Tisch gelegt - und der hat es in sich: Denn was die Interessensvertretung der ausführenden Betriebe hier will, ist nichts weniger als eine grundlegende Veränderung der gesamten Ausbildungsstruktur.

Die Ausgangslage: Zweistufige Modullehre bisher

Mit der Modularisierung des Lehrberufs, die vor mittlerweile 16 Jahren in Kraft getreten ist, wurde eine Lehrausbildung erfunden, die aus mehreren Etappen besteht.

Die erste Stufe umfasst das zweijährige Grundmodul "Installations- und Gebäudetechnik", das von allen verpflichtend zu absolvieren ist. Die zweite Stufe besteht aus einem einjährigen Hauptmodul, bei dem aus drei Möglichkeiten gewählt werden kann, die da wären: "Gas- und Sanitärtechnik", "Heizungstechnik" sowie "Lüftungstechnik". Nach dreijähriger Lehrzeit, also nach Absolvierung des Grund- und eines der drei Hauptmodule, kann die Lehrzeit mit der Lehrabschlussprüfung erfolgreich beendet werden.

Es besteht aber auch die Möglichkeit, in einem vierten Lehrjahr entweder ein zweites Hauptmodul oder eines von vier "Spezialmodulen" zu wählen. Die Spezialmodule heißen "Badplanung", "Ökoenergietechnik", "Haustechnikplanung" sowie "Steuer- und Regeltechnik". Das Ziel dahinter: Den Beruf möglichst in der Breite attraktiv zu machen. Damit sollten junge Frauen, die sich für schöne Bäder und Design interessieren, ebenso angesprochen werden wie ökologisch Engagierte, die sich früh auf den Bau von erneuerbaren Energieanlagen konzentrieren wollten; aber auch Tüftler, die sich für ausgefeilte technische Systeme interessieren.

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Das Problem: Modularisierung wird kaum angenommen

Während die Idee hinter der Modularisierung sehr gut war, wie Bundesinnungsmeister Manfred Denk betont, hat sich der Aufbau in der Praxis nicht bewährt. Um von hinten zu beginnen: Die Spezialmodule wurden schlicht nicht angenommen. Österreichweit konnte kaum einmal Klassenstärke für die Spezialmodule in den Berufsschulen erreicht werden, und das bei rund 4.500 Lehrlingen.

Ein zweites Problem erwies sich als noch gravierender: Rund die Hälfte der Lehrlinge absolvierte nach dem Grundmodul lediglich das Hauptmodul Gas-/Sanitärtechnik und beendete dann die Lehrzeit, ohne von dem branchenentscheidenden Thema "Heizung" in der Lehrzeit berührt zu werden. Der Großteil der anderen Hälfte entschied sich, im vierten Lehrjahr das Hauptmodul "Heizungstechnik" zu absolvieren.

Die Crux dabei: Erneuerbare Energien, Wärmepumpentechnik oder Steuer- und Regeltechnik bleibt ihnen damit verschlossen, denn diese Inhalte waren ja in die Spezialmodule gepackt worden.

Austrian Skills 2023
Blick in den Bewerb für Sanitär- und Heizungstechnik bei den Austrian Skills 2023. - © Skills Austria/Florian Wieser
Mit der neuen Ausbildungsordnung stellen wir sicher, dass wir im Kernbereich fertige Facharbeiter haben!
Manfred Denk

Der Vorschlag: Einstufige Lehre mit erneuerbaren Inhalten

Der neue Entwurf der Bundesinnung, der gemeinsam mit den Landesinnungen erarbeitet wurde, sieht nun zwei gravierende Änderungen vor, die diese Webfehler beheben sollen.

Zum einen wird die Struktur vereinheitlicht: Statt der bisherigen Aufteilung in Grund- und Hauptmodule, bei der Gas-/Wasser und Heizung getrennt sind, wird eine einheitliche Ausbildung für "Gas-, Sanitär und Heizungstechnik" vorgeschlagen. Diese Ausbildung soll 3,5 Jahre dauern und sicherstellen, dass alle ausgelernten Installateur*innen mit dem gleichen praxisrelevanten Wissensstand über alle notwendigen Inhalte auf den Arbeitsmarkt treten. Es kann also dann nicht mehr passieren, dass ein GW-Installateur ohne Heizungskenntnisse ausgelernt ist. Manfred Denk: "Das entspricht der Praxis in unseren Betrieben. Mit dieser Ausbildungsordnung stellen wir sicher, dass wir im Kernbereich fertige Facharbeiter haben!"

Die zweite Änderung betrifft die Inhalte. In diesem neuen, einheitlichen Grundmodul werden die Themen rund um Gas- und Ölheizungen zurückgefahren. "Sicherheitsrelevante Themen bleiben natürlich", betont Denk, denn die zukünftig ausgelernten Installateur*innen werden auch in Jahrzehnten noch an älteren Heizungsanlagen arbeiten und von Druckproben bis zur Heizöllagerung alles Notwendige wissen müssen. Statt der fossilen Inhalte werden aber wesentlich mehr erneuerbare Energietechnologien, also insbesondere Wärmepumpen und Biomasse, in die Grundausbildung aufgenommen. Auch Inhalte aus der Photovoltaik, die in der Praxis der Gebäudetechniker*innen eine zunehmend große Rolle spielt, werden hier ihren Platz finden. Grundkenntnisse zum Umgang mit F-Gasen sowie Digitalisierungsthemen finden ebenso Eingang in die neue Ausbildungsordnung.

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Die Ergänzung: Green Skills und Digitalisierung in einem Spezialmodul

Nach der 3,5-jährigen Grundausbildung bekommen engagierte Lehrlinge dann die Möglichkeit, ein 6-monatiges Spezialmodul anzuhängen. Dieses Spezialmodul heißt "Klima- und Automatisierungstechnik" und soll insbesondere eine Vertiefung in den Technologien rund um Gebäudeautomation, Smart Home und Digitalisierung bieten. Dieses Spezialmodul wird anstelle der bisherigen vier kaum genutzten Spezialmodule treten und insbesondere die Inhalte des bisherigen Moduls "Steuer- und Regeltechnik" enthalten; die Inhalte der ehemaligen Spezialmodule "Haustechnikplanung" sowie "Ökoenergietechnik" werden sozusagen ins Grundmodul integriert.

„Ich bin mir sicher, dass wir mit der neuen Ausbildungsordnung die Grundlage für eine zukunftsweisende und sinnstiftende Ausbildung der österreichischen Installations- und Gebäudetechnikerinnen und -techniker schaffen, damit noch mehr junge Leute mit unserem zukunftssicheren Beruf einen proaktiven Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten“, zeigt sich Bundesinnungsmeister Denk überzeugt: "Unsere Fachkräfte von morgen sollen lernen, qualitätsorientiert, ressourcenschonend und nachhaltig zu arbeiten. Sie sollen den Klima- und Umweltschutz durch das Umsetzen der gesetzlichen Verpflichtungen quasi in die Gebäude installieren. Schließlich sind unsere Mitarbeiter grundlegend dafür verantwortlich, dass Energieeffizienz in der Gebäudetechnik umgesetzt wird."

Manfred Denk
"Zukunftsweisende, sinnstiftende Ausbildung schaffen": BIM Manfred Denk. - © Messe Wels

Der Fahrplan: Fertigstellung 2024, Ausbildungsstart 2025

Das Ziel ist es, mit der neuen Lehrausbildung bereits im September 2025 starten zu können. Nach der Fertigstellung der Ausbildungsordnung beginnen die Begutachtungsrunden und Verhandlungen mit dem Sozialpartner, bevor der neue Lehrberuf vom Ministerium verordnet werden kann.

Intensive Abstimmungsgespräche werden auch mit den Landesberufsschulen geführt. Für diese bringt die neue Ausbildungsordnung eine klare Vereinfachung, sagt Denk: "Die Ausbildung lässt sich durch den Wegfall der Trennung in Grund-, Haupt- und Spezialmodule wesentlich besser und einfacher organisieren." Durch die Verlängerung auf 3,5 Jahre bleibt die Zahl der Unterrichtsstunden und damit die Auslastung des Lehrkörpers in etwa gleich wie bisher. Ein erwartbarer Nebeneffekt ist zudem, dass die Wirtschaft angesichts einer praxisnäheren Ausbildung die Berufsschulen sehr gerne mit Schulungsgeräten und Lehrmaterialien für neue Technologien unterstützen wird.