Trinkwasser : ÖVGW: Wetterextreme forderten heuer Österreichs Wasserversorger heraus

Hände, die unter einen Wassterstrahl gehalten werden.
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Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen im Jahr 2019 konnte sich die Bevölkerung in Österreich darauf verlassen, dass rund um die Uhr sauberes, klares, qualitativ hochwertiges und gesundes Trinkwasser aus dem Wasserhahn floss.

„Die derzeit größte Herausforderung für die Wasserversorger sind die zunehmenden Wetterextreme. Die Folgen des Klimawandels sind auch in einem wasserreichen Land wie Österreich deutlich zu spüren. Deshalb müssen wir rasch handeln und gemeinsam mit der künftigen Bundesregierung Perspektiven zur Zukunftssicherung der Trinkwasserversorgung und Gewässer entwickeln. Es gilt jetzt, entsprechende Anpassungsmaßnahmen an die neuen klimatischen Gegebenheiten zu ergreifen. Nur so kann die hohe Qualität der öffentlichen Wasserversorgung, wie wir sie kennen, langfristig gewährleistet werden“, betont ÖVGW-Präsident Franz Dinhobl. Über die Schwierigkeiten, die der Klimawandel für Wasserversorger mit sich bringt, hat Dinhobl auch im Wissensdurst-Podcast gesprochen:

Der Sommer 2019 war der zweitwärmste seit Messbeginn 1767 – er lag um 2,7 Grad über dem Mittel und knapp hinter dem Rekord von 2003. Zudem war er mit 30 Prozent weniger Niederschlag einer der trockensten Sommer der Messgeschichte. Der Anstieg der Hitzetage pro Jahr und ein damit verbundener steigender Wasserverbrauch lassen erwarten, dass in Zukunft mehr Ressourcen zur Abdeckung des Spitzenbedarfs an Trinkwasser benötigt werden. Auch die Intensität der Niederschläge ändert sich und mit ihnen die Grundwasserstände. Außerdem drohen Nutzungskonflikte zwischen Industrie, Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung, sollte es infolge des Klimawandels weiterhin gehäuft zu längeren Trockenperioden kommen.

Trinkwasserversorgung muss Vorrang haben

„Um die Branche zukunftsfest auszurichten und die Herausforderungen konsensual zu lösen, muss der Dialog mit allen Anspruchsgruppen sichergestellt werden. Die parlamentarische Enquete des Bundesrates 2019 zum Schutz des Trinkwassers war ein wichtiger und notwendiger Schritt. Es muss langfristig überlegt werden, wie die Trinkwasserversorgung in unserem Land für kommende Generationen gesichert und die Ressource Wasser in Zukunft aufgeteilt wird. Klar ist: Im Falle von konkurrierenden Wassernutzungen muss der Trinkwasserversorgung Priorität eingeräumt werden“, so Dinhobl. Die ÖVGW forderte daher bereits seit Jahren Untersuchungen zu dieser Thematik und begrüßt, dass nun das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT) die Studie „Wasserschatz Österreichs“ beauftragt hat. Diese stellt den derzeitigen tatsächlichen Wasserbedarf für Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft und Trinkwasserversorgung den verfügbaren Grundwasserressourcen gegenüber und gibt auch eine Prognose bis 2050. Dadurch wird eine wichtige fachlich fundierte Grundlage für zukünftige Planungen und Vorsorgemaßnahmen geschaffen.

Leistungsstarke Branche

Um das hohe Niveau der österreichischen Trinkwasserqualität halten zu können, wurden in den letzten Jahren enorme Anstrengungen unternommen und jährlich rund 247 Millionen Euro in die Trinkwasserversorgung investiert. Anlageninvestitionen und Anlagenbetrieb tragen mit 1,1 Milliarden Euro Bruttowertschöpfung zum österreichischen Bruttoinlandsprodukt bei und generieren einen heimischen Produktionseffekt von über 2,1 Milliarden Euro. Um die Infrastruktur in der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung aufzubauen, wurden bisher insgesamt rund 61 Milliarden Euro aufgewendet.

Wichtige Weichen gestellt

Die Wasserbilanz zeigt, dass uns jährlich rund 86 Milliarden Kubikmeter Wasser zur Verfügung stehen. Der jährliche Wasserbedarf liegt momentan bei 2,35 Milliarden Kubikmeter, wobei fast zwei Drittel auf die Industrie entfallen, knapp ein Drittel von Haushalt und Gewerbe genutzt wird und etwa fünf Prozent in die Landwirtschaft fließen. Von der theoretisch verfügbaren Wassermenge verwenden Österreichs Haushalte weniger als ein Prozent. In den vergangenen Jahrzehnten wurde in Österreich verstärkt in die Verbesserung der Grundwasserqualität und vorausschauenden Grundwasserschutz investiert. Die österreichischen Wasserschutz- und Wasserschongebiete umfassen mittlerweile eine Gesamtfläche von etwa 5.500 Quadratkilometer - das entspricht in etwa 13 Mal der Grundfläche Wiens.

„Die Trinkwasserversorgung ist von sauberen Grundwasserressourcen abhängig. Daher müssen wir mit größter Sorgfalt darauf achten, dass die Qualität unserer Gewässer weiterhin erhalten bleibt. Auch die aktuelle Entscheidung des Europäischen Gerichtshof trägt hierzu bei und ist ein wichtiger Schritt zum besseren Schutz vor Nitrateinträgen im Grundwasser“, so Dinhobl. Das aktuelle EuGH-Urteil vom 3. Oktober 2019 unterstützt die langjährigen Bemühungen der ÖVGW hin zu einem nachhaltigen Grundwasserschutz. Der EuGH hat festgestellt, dass öffentliche Wasserversorger, Personen, die ihr Trinkwasser aus Hausbrunnen beziehen, sowie Gemeinden künftig vom zuständigen Ministerium umfassende Maßnahmen zur Nitratreduktion im Grundwasser verlangen können.