Interview : „Es geht jetzt wieder richtig los“
Seit 32 Jahren führt Robert Breitschopf seinen eigenen Installateur-Betrieb im 4. Wiener Gemeindebezirk. Die Corona-Krise ist auch für ihn eine neue Herausforderung, mit der der Wiener Innungsmeister aber umzugehen weiß.
TGA: Herr Breitschopf, wie sind Sie mit Ihrem Betrieb in Wien bisher durch die Corona-Krise gekommen?
Robert Breitschopf: Relativ gut, muss man sagen. Wir haben Urlaube und Gutstunden abgebaut und konnten damit die Zeit ganz gut überbrücken. Auf Kurzarbeit mussten wir aber trotzdem zwischenzeitlich zurückgreifen, im April lag die Auslastung im Betrieb bei rund 75 Prozent. Im Juni werden wir aber schon wieder eine normale Auslastung haben.
TGA: Laut einer Umfrage von Prontopro macht sich nach dem Lockdown nun ein wahrer Handwerker-Boom bemerkbar. Spüren Sie das auch in Ihrem Betrieb?
Robert Breitschopf: Gerade ist es richtig schlimm, ja. In den letzten Monaten war die Auftragslage natürlich ruhiger, die Leute waren verhalten und haben die Aufträge großteils verschoben oder sogar storniert. Jetzt sollen die aufgestauten Aufträge möglichst rasch abgebaut werden, das ist natürlich turbulent. In der Regel bin ich an einem Tag bei zwei Kunden, heute war ich bei fünf. Die Leute beginnen nun wieder mit der Planung und holen Angebote ein. Dadurch bin ich auch zuversichtlich, dass die Wiener Installateure die Krise recht gut überleben werden. Bisher sind mir keine Kollegen bekannt, die Pleite gegangen sind oder kurz davorstehen.
TGA: Die verstärkte Nachfrage nach Handwerkern lässt dabei auch den Fachkräftemangel noch deutlicher werden, oder?
Robert Breitschopf: Ja, das wird nochmal verstärkt, aber das ist ja auch schon seit Jahren Thema. Wir haben schon vor einigen Jahren das Zukunftsforum der Bundesinnung und andere Lehrlings-Initiativen gestartet. Die Regierung will Betrieben nun einen Bonus auszahlen, wenn sie Lehrlinge aufnehmen. 1.000 Euro gibt es, sobald man den Lehrling in den Betrieb holt, weitere 1.000 Euro bekommt man nach einer Behaltefrist ausbezahlt. Wegen 2.000 Euro wird aber niemand einen Lehrling aufnehmen. Der Lehrling ist zehn Wochen im Jahr in der Schule, öfter krank als erwachsene Dienstnehmer und kostet dem Betrieb Lehrgeld in Form von Schäden, die während der Ausbildung unweigerlich auftreten.
TGA: Nun mag der Lehrlings-Bonus vielleicht nicht die richtige Unterstützung sein, wie sieht es aber mit den Corona-Hilfsmitteln aus? Sehen Sie sich da genug unterstützt?
Robert Breitschopf: Die Corona-Krise ist für uns alle eine Herausforderung und eine nie dagewesene Situation. Ich finde, dafür hat die Regierung wirklich viel gemacht und sich bemüht, ob es im Einzelfall reicht oder nicht, ist ein anderes Kapitel. Als Installateur hat man da vielleicht auch leicht reden, denn für uns gibt es immer eine gewisse Beschäftigung in Form von Wartungen und Reparaturen. Schwieriger ist es da in der Gastronomie, die ja während des Lockdowns auf null heruntergefahren wurde. Es gibt bei den Regierungsmaßnahmen sicherlich Verbesserungspotenzial, aber es wurde viel gemacht und auch entsprechend nachgebessert, wenn nötig.
TGA: Wie werden die neuen Maßnahmen wie das Maskentragen und die Abstandsregelung von den Kunden aufgenommen?
Robert Breitschopf: Masken tragen die Kunden nur selten, der Abstand wird aber brav eingehalten. Die Kunden verlassen meist auch den Raum und lassen uns in Ruhe arbeiten. Hier ist auch das Vertrauen in die Handwerker wieder deutlich größer geworden.
TGA: Wie ist die Stimmung derzeit bei den Wiener Installateuren? Wie blicken sie in die Zukunft?
Robert Breitschopf: Vorsichtig optimistisch. Mir sind zwei stark betroffene Betriebe bekannt, die durch den Rost des Corona-Hilfspakets fallen, dort gibt es natürlich Schwierigkeiten. Für manche kommen auch die Steuerbegünstigungen zu spät. Glücklicherweise erholt sich aber die Auftragslage nun wie gesagt und wir werden noch schauen müssen, wie wir die Auftragssituation bewältigt bekommen. Es geht jetzt wieder richtig los.
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