Dachbegrünung : So entlasten grüne Dächer das Abwassernetz

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Man findet sie bei Miele in Salzburg, auf dem Ärztezentrum in Wien Hernals oder auf der Wohnanlage in der Wiener Seitenberggasse: Begrünte Dächer werten Gebäude optisch auf, bringen in Verbindung mit Urban Gardening einen zusätzlichen Nutzen für die Bewohnerinnen und Bewohner und entlasten zudem auch noch das Abwassernetz.

In Städten müssen Grünflächen immer häufiger Wohn- und Bürogebäuden weichen. Dadurch kann Regenwasser nur im Abwassernetz abtransportiert werden und nicht im Boden versickern. Der Zuwachs an versiegelten Flächen führt aber auch zu neuen Lösungen und so wird die Dachbegrünung immer attraktiver. Neben der richtigen Pflanzenauswahl müssen dabei aber auch gesetzliche Vorgaben beachtet werden.

Richtige Begrünungsart

Wie auch bei der Fassadenbegrünung kommt es bei der Dachbegrünung auf die richtige Auswahl der Pflanzen an. Nicht jedes Dach kann mit jeder Pflanzenart versehen werden und auch nicht jedes Dach eignet sich überhaupt für die Begrünung. Dabei kommt es besonders auf die Neigung und die Tragfähigkeit des Daches an. Grundsätzlich ist die Begrünung eines Flachdaches am unkompliziertesten, da es einfach begangen werden kann.

Bei der Begrünung unterscheidet man zwischen einer intensiven und einer extensiven Dachbegrünung. Auch hier spielt die Beschaffenheit des Daches eine Rolle, hauptsächlich unterscheiden sich die Begrünungsarten aber in ihrem Pflegeaufwand. Eine intensive Dachbegrünung kann mit einer Art Garten verglichen werden, der regelmäßige Pflege braucht und bei längerer Trockenheit auch bewässert werden muss. Kann das Dach nicht manuell gegossen werden, muss hier auch ein Bewässerungssystem eingeplant werden. Diese Art der Dachbegrünung ist deutlich kostspieliger und aufwendiger, bringt aber auch einen großen Vorteil mit sich: Bei der Gartengestaltung gibt es nahezu keine Grenzen und auch der Gemüseanbau ist somit möglich.

https://youtu.be/8YHbPl3oWSg

Stehen bei den Kunden aber vor allem die Kühlung und Regenwasseraufnahme im Vordergrund, sollte man zu einer extensiven Dachbegrünung raten. Hier ist der Pflegeaufwand deutlich geringer und die extensive Begrünung kann auch auf schwieriger zugänglichen Dächern umgesetzt werden. Verwendet werden dabei widerständige Pflanzen, die nur rund ein- bis zweimal im Jahr gepflegt werden müssen. Für alle Arten der Dachbegrünung eignen sich Gräser, Rasen und kleine, nicht tiefwurzelnde Sträucher. Die Kosten für ein Gründach liegen je nach Bepflanzung zwischen 25 und 35 Euro pro Quadratmeter.

Zwiebellook fürs Dach

Damit das Dach nicht beschädigt wird, muss unbedingt auf den richtigen Schichtenaufbau geachtet werden. Ansonsten kann es zu Undichtheiten kommen. Auf dem Dach selbst sollte deshalb eine Vlies-Trennlage befestigt werden, die mit einem Durchwurzelungsschutz bedeckt wird. Darüber wird wiederum eine Dränschicht gelegt, die der Wasserableitung dient. Für den Wasserhaushalt sollte darüber noch eine durchwurzelbare Filterschicht gelegt werden, bevor die Erde aufgetragen wird.

Bei Dächern ab einer Neigung von 15 Grad müssen außerdem spezielle Schubschwellen installiert werden, damit die Begrünung nicht abrutschen kann. Bei einer Neigung über fünf Grad ist nur eine Extensivbegrünung möglich, beträgt die Neigung mehr als 30 Grad sollte man von einer Begrünung ablassen.

Regenwassernutzung und Dachbegrünung kombinieren

Hat sich die Dachbegrünung einmal vollgesogen, kann auch sie kein Regenwasser mehr aufnehmen. Daher lohnt sich die Kombination mit einer Anlage für die Regenwassernutzung. Dabei wird das Wasser über einen beruhigten Zulauf in einen Regenwasserspeicher abgegeben und von dort an Verbrauchsstellen wie den Spülkasten oder die Waschmaschine abgegeben. Das gespeicherte Wasser kann an trockenen Tagen außerdem für die Bewässerung der intensiven Dachbegrünung oder der Gartenpflanzen genutzt werden. Rund 35 Prozent des häuslichen Wasserverbrauchs können so mit Regenwasser gedeckt werden – das schont die Trinkwasservorräte und das Haushaltsbudget. Das Fassungsvermögen des Regenwasserspeichers richtet sich dabei nach der örtlichen Niederschlagsmenge, der vorhandenen Dachfläche und der Wassernutzung. Wird das Regenwasser beispielsweise nur für die Gartenbewässerung genutzt, liegt die ideale Tankgröße für einen Garten mit rund 100 Quadratmetern bei rund 1.500 Liter.

https://youtu.be/zepMV1tbk8c

Richtlinien und Förderung

Für die Dachbegrünung gibt es eine eigene ÖNORM. Die „ÖNORM L1131 für Gartengestaltung und Landschaftsbau - Begrünung von Dächern und Decken auf Bauwerken“ standardisiert die Qualität der Gründachumsetzung. Die Richtlinien dafür stammen vom Verband für Bauwerksbegrünung (VfB). Damit Förderungen aus öffentlicher Hand bezogen werden können, muss diese ÖNORM eingehalten werden.

In Wien gibt es einen eigenen Förderungsantrag für die Dachbegrünung. Die Wiener Umweltschutzabteilung fördert Begrünungs-Projekte bis zu 20.200 Euro. Der Antragsteller oder die Antragstellerin benötigt dafür einen Mehrheitsbeschluss, einen Kostenvoranschlag der Begrünungsmaßnahmen, die Baubewilligung, ein Foto der Liegenschaft sowie den Fördervertrag, der hierheruntergeladen werden kann.

Auch in Graz gibt es eine eigene Förderung für urbane Begrünung, zu der auch die grünen Dächer zählen. Das Land Niederösterreich fördert Dachbegrünungen mit der Wohnbauförderung Eigenheim - Antragstelle Förderungen NÖ. Ausführlichere Informationen zur Förderung von Dachbegrünung bietet außerdem die Umweltberatung.

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