E-Control : 1. Halbjahr 2022: Wechsel von Strom- und Gaslieferanten nimmt ab

Ein Heizkörper-Regler auf Euro-Scheinen. Förderung

Die aktuelle Situation auf dem Energiemarkt macht einen Lieferantenwechsel bei Strom und Gas weniger attraktiv für österreichische Haushalte und Unternehmen. Fast 50.000 Wechsel weniger vermerkt die aktuelle Marktstatistik der E-Control.

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132.433 Strom- und Gaskund*innen – das umfasst sowohl Haushalte als auch Unternehmen – haben heuer in der ersten Jahreshälfte ihren Lieferanten gewechselt. Das geht aus der aktuellen Marktstatistik der Energieregulierungsbehörde E-Control hervor. „Das sind deutlich weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, als sich 182.087 Kund*innen einen neuen Strom- oder Gaslieferanten gesucht hatten", ordnet Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand E-Control, die Zahlen ein. Diese Entwicklung sei eine logische Folge der derzeitigen Situation am Energiemarkt, fährt Urbantschitsch fort.

Vor allem jene Kund*innen, die noch „alte“ Bestandskundentarife haben, ziehen einen Lieferantenwechsel derzeit nicht in Betracht.
Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand E-Control

Strom wird eher gewechselt als Gas

Der Grund dahinter: Neukundentarife seien derzeit deutlich teurer. Mit einem Sinken der Preise könne man auch in den nächsten Monaten noch nicht rechnen, bedauert Urbantschitsch. Bei Strom liegt die Zahl der Wechsler im ersten Halbjahr bei 104.366 (darunter 69.093 Haushalte) Kund*innen, den Gaslieferanten wechselten 28.067 Kund*innen (darunter 25.061 Haushalte). Die Wechselraten betrugen damit im heurigen ersten Halbjahr 1,7 Prozent bei Strom und bei 2,2 Prozent bei Gas.

Die "Spitzenwechsler"

Am häufigsten wechselten ihren Stromlieferanten im ersten Halbjahr im Verhältnis zur Kundenanzahl die Oberösterreicher*innen mit 2,3 Prozent (23.985 Kund*innen) und die Niederösterreicher bei Gas mit 3,8 Prozent (11.010 Kund*innen). Am zweithäufigsten wechselten bei Strom die Niederösterreicher ihren Lieferanten, und zwar mit 2,2 Prozent (18.954 Kund*innen) und bei Gas die Oberösterreicher mit 2,4 Prozent (3.374 Kund*innen). An dritter Stelle folgt sowohl bei Strom als auch bei Gas das Burgenland mit 1,7 Prozent (3.717 Kund*innen) bei Strom und bei Gas mit 2,3 Prozent oder 1.228 Kund*innen. „Das Bundesland mit der geringsten Wechselbereitschaft war bei Strom Vorarlberg mit einer Wechselrate von 0,6 Prozent bei Strom und bei Gas mit je 1,4 Prozent ebenfalls Vorarlberg und Wien“, weiß Urbantschitsch.

Raumwärme birgt großes Energiesparpotenzial

Seit Monaten befinden sich die Energiepreise auf Rekordniveau und gleichzeitig ist die ausreichende Versorgung mit Energie europaweit in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Langfristig gesehen gibt es ein breites Verständnis der weiteren Vorgehensweise: Ausbau der Erneuerbaren, Substitution der fossilen Energieträger, Diversifikation von Bezugsländern, lokale und regionale Energieproduktion, etc. Aber wie kann man kurzfristig die Energiekosten senken? Der kurzfristig einzige wirklich erfolgsversprechende Faktor: Energiesparen.

Der Vorstand der E-Control Alfons Haber betont in diesem Zusammenhang: „Im Bereich der Raumwärme liegen die größten Potenziale bei der Absenkung der Raumtemperatur, dem richtigen Lüften von Räumen, der Wartung und Pflege von Heizsystemen, etc. Auch beim Stromverbrauch helfen die altbekannten Maßnahmen: Abschalten von Geräten (auch Abschalten des Stand-by-Modus), Tausch von Beleuchtungskörpern, sinnvolles und effizientes Befüllen von Waschmaschine, Kühlschrank und co." Bis längerfristige Maßnahmen greifen, seien es kurzfristig die jahrzehntelang bekannten Maßnahmen, die die Energiekosten nachhaltig senken können.

Gut zu wissen

Auch die EU hat bereits reagiert und verpflichtet die Mitgliedsländer zum Energiesparen – vorrangig bei Gas, wo der Verbrauch zwischen dem 1. August 2022 und dem 31. März 2023 um 15 Prozent reduziert werden soll. Als Vergleichswert gilt dabei der Durchschnittskonsum im gleichen Zeitraum der vergangenen fünf Jahre. Bei den Vorgaben handelt es sich aktuell um Empfehlungen, bei weitreichenden Versorgungsengpässen sollen sie verpflichtend werden.