Aus TGA 4: Fachartikel : Forschungsprojekt SaferTex: Maximale Sicherheit für Gesundheitseinrichtungen

Im OFI Labor untersucht Dr. Christopher Hartl die Wechselwirkungen zwischen Textilien, Reinigungs- sowie Desinfektionsmitteln und medizinischen Oberflächen

Im OFI Labor untersucht Dr. Christopher Hartl die Wechselwirkungen zwischen Textilien, Reinigungs- sowie Desinfektionsmitteln und medizinischen Oberflächen.

- © OFI/Michael Pyerin

Um der Entstehung und Verbreitung von Infektionen vorzubeugen, ist es entscheidend Hygienepraktiken und die dahinterliegenden Prozesse weiter zu optimieren. Das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) hat sich deshalb im Forschungsprojekt „SaferTex“ mit einem entscheidenden Aspekt auseinandergesetzt, der bisher kaum beleuchtet wurde: Den Wechselwirkungen von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, Textilien und medizinischen Oberflächen.

Gerade in Spitälern und Pflegeeinrichtungen spielen Hygienekonzepte eine wichtige Rolle. Trotzdem sind so genannte nosokomiale Infektionen, verursacht durch Krankenhauskeime, auf dem Vormarsch. Dabei handelt es sich vielfach um gegen Antibiotika resistente Keime, die besonders für immungeschwächte Menschen sehr gefährlich werden können. Um diese und andere Keime zu eliminieren oder zumindest einzudämmen wird in Gesundheitseinrichtungen gereinigt, dekontaminiert und desinfiziert.

Das Zusammenspiel von Oberfläche, Desinfektionsmittel und Textilqualität

Ein zentraler Punkt beim richtigen Einsatz von Desinfektions- und Reinigungsmitteln ist die Beachtung von möglichen Wechselwirkungen. So können z.B. Wirkstoffe dieser Mittel in Textilien gebunden werden und stehen dann auf der zu reinigenden und desinfizierenden Oberfläche nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung. Zu beachten ist außerdem, dass sich nicht alle Materialien gleich gut desinfizieren lassen: Es macht einen Unterschied, ob die Oberfläche aus Kunststoff oder Metall besteht, ob und womit sie beschichtet ist. Und es spielt natürlich auch eine Rolle, wie stark und womit sie kontaminiert ist.

Das von der FFG geförderte Forschungsprojekt „SaferTex“ hat den Fokus auf die Auseinandersetzung mit Textilqualitäten gelegt, und dazu unterschiedliche Fragestellungen verfolgt. Was versteckt sich hinter dem Begriff „Mikrofaser“? Aus welchem Grundmaterial besteht ein Reinigungstuch: Aus 100% Polyester oder aus Mischfaser? Wie sind die Fasern verarbeitet? All diese Faktoren bestimmen die Textilqualität, und können in der Anwendung zu Unterschieden führen.

Fasst man die Erkenntnisse, die man im Rahmen des Forschungsprojekts gewinnen konnte, zusammen, lässt sich festhalten, dass sich Oberflächen besonders gut mit Tüchern aus 100 Prozent Polyester desinfizieren lassen. Bisher kamen vor allem Textilien aus Mischfasern wie Polyamid/Polyester zum Einsatz. Tücher aus 100 Prozent Polyester zu verwenden, hat noch einen weiteren Vorteil: Diese können auch leichter rezykliert werden.

Detailfoto von einem Mikrofasertuch
Unterschiedliche Textilien, die zur Reinigung und Desinfektion im medizinischen Bereich eingesetzt werden, werden am OFI analysiert. - © OFI

Schulungen für mehr Akzeptanz von Hygieneanweisungen

„Man darf nicht vergessen, auch die Untergründe, die bei der Reinigung und Desinfektion vorliegen, zu beachten. Unsere Tests haben gezeigt, dass es Oberflächen gibt, die den Wirkstoff des Desinfektionsmittels so stark aufnehmen, dass seine Wirkung fast vollständig verloren geht“, ergänzt DI Gabriele Ettenberger-Bornberg, OFI Hygiene-Expertin und Projektleiterin. „Ob Einweg- oder Mehrwegtücher verwendet werden, ob sie bereits gewaschen worden sind, oder ganz neu in den Einsatz kommen, macht ebenfalls einen Unterschied, wie wir im Projekt „SaferTex“ nachweisen konnten. Neben all diesen Aspekten, hat sich gezeigt, wie wichtig die Akzeptanz der Tücher durch Reinigungs- und Desinfektionsteams ist.“

Häufig liefern Produzenten Anweisungen dazu mit, wie Reinigungs- bzw. Desinfektionsmittel anzuwenden sind. „Für die konkrete Umsetzung fehlen Reinigungskräften aber oft ein tieferes Verständnis und Problembewusstsein. Eine niederschwellige Schulung mit pädagogischen Konzepten wäre hier sehr hilfreich“, so Ettenberger. Wie eine Schulung, die zu einer breiteren Akzeptanz von Hygieneanweisungen führen soll, aussehen kann, wurde vom OFI, Mitglied der ACR (Austrian Cooperative Research), und seinen Projektpartnern deshalb ebenfalls erarbeitet.

Die im Rahmen des Forschungsprojektes „SaferTex“ gewonnenen Erkenntnisse sollen eine Hilfestellung bei der Wahl von Desinfektionsmitteln in Kombination mit geeigneten Reinigungstextilien bieten und Hygieneverantwortliche dabei unterstützen, Hygieneprozesse effektiver zu planen sowie das ausführende Personal im Umgang mit den einzelnen Komponenten besser schulen zu können.

Forschungsprojekt SaferTex

Um maximale Sicherheit vor pathogenen Keimen in Gesundheitseinrichtungen zu ermöglichen, wurden im Forschungsprojekt SaferTex die Wechselwirkungen von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln mit unterschiedlichen Textilqualitäten untersucht. Ziel war neben dem Aufbau von Wissen, die Entwicklung eines wirksamen und anwenderfreundlichen Prozesses, der auch praktischen Anforderungen standhält. Dieses Projekt wurde von der FFG gefördert und im Rahmen des Programmes COIN Netzwerke durchgeführt. Neben dem OFI waren Walter Lunzer e.U., Markas GmbH, REZI Microfaserprodukte GmbH, HYGLINE GmbH, BULS Chem & More Handels GmbH und die Universität Innsbruck (Research Institute of Textile Chemistry and Textile Physics) im Projektkonsortium.

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23. April 2024