Größte Wärmepumpe der Welt : Chemiekonzern BASF baut größte industrielle Wärmepumpe

Eine Fläche von rund 64.000 Quadratmetern - das entspricht 13 Fußballfeldern - umfasst der Steamcracker II, die größte einzelne Anlage am Standort Ludwigshafen der BASF. Seit 1981 ist dieser Gigant in Betrieb und spaltet unter Zusatz von Wasserdampf bei etwa 850 Grad Celsius Rohbenzin auf. Dabei entstehen im wesentlichen Ethylen und Propylen, beides Grundstoffe für die Herstellung vieler Produkte in Ludwigshafen.
- © BASF SEDer deutsche Chemiekonzern BASF hat die Förderzusage für den Bau der weltweit leistungsfähigsten industriellen Wärmepumpe erhalten. Das Unternehmen will bereits in den nächsten Monaten mit den vorbereitenden Baumaßnahmen für das Projekt an seinem Standort in Ludwigshafen beginnen.
Bei BASF sei man bemüht, neue Technologien in die chemischen Produktionsprozesse einzubinden, wie Markus Kamieth, Vorstandvorsitzender der BASF SE, betont. „Im Falle der Wärmepumpe weisen wir sogar ein Alleinstellungsmerkmal auf: Denn die geplante Anlage wird als erste ihrer Art zur Dampferzeugung eingesetzt – weltweit gibt es keine vergleichbaren industriellen Referenzprojekte", so Kamieth.
⇨ Gut zu wissen: Das stimmt nicht ganz, ein Forschungsprojekt mit ähnlicher Aufgabenstellung findet sich bereits eine Landesgrenze weiter. Am Wiener Standort des Pharma-Unternehmens Takeda hat der Bau einer dampferzeugenden Wärmepumpe mit 100 Prozent natürlichen Kältemitteln bereits begonnen.

Inbetriebnahme 2027 geplant
Die geplante Wärmepumpe wird eine Kapazität von bis zu 500.000 Tonnen Dampf pro Jahr haben. Die Abwärme, die als thermische Energiequelle herangezogen wird, stammt aus einem der beiden Steamcracker am Standort, wo sie bei der Abkühlung und Reinigung von Prozessgasen entsteht. Mithilfe von Strom aus erneuerbaren Quellen wird auf diese Weise CO2-freier Dampf gewonnen, der zu einem Großteil in der Ameisensäureproduktion eingesetzt werden soll.
Hier besteht das Potenzial, die entstehenden Treibhausgasemissionen mithilfe der Wärmepumpe um bis zu 98 Prozent zu reduzieren. Ein kleinerer Teil des CO2-freien Wasserdampfs wird über das Dampfnetz am Standort weiteren BASF-Produktionsbetrieben zugeführt. Insgesamt können durch die Wärmepumpe auf diese Weise laut Konzern jährlich bis zu 100.000 Tonnen Treibhausgasemissionen am Stammwerk des Unternehmens vermieden werden.
„Die Dampferzeugung zu elektrifizieren ist ein entscheidender Schritt auf unserem Weg, die Energie, die wir in der chemischen Industrie so dringend benötigen, nachhaltiger zu gewinnen. Unser integrierte Produktionsverbund ist in hohem Maße prädestiniert dafür, neue Technologien, wie die geplante Wärmepumpe, in industriellem Maßstab umzusetzen und zu skalieren", betont Uwe Liebelt, President Europäische Verbundstandorte, BASF SE. Eine Inbetriebnahme der Anlage ist für das Jahr 2027 vorgesehen. Das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterstützt das Vorhaben im Rahmen des Förderprogramms Klimaschutzverträge mit bis zu rund 310 Mio. Euro.

Energieträger Dampf
Neben Strom zählt Dampf zu den wichtigsten Energieträgern in der chemischen Industrie. Die Betriebe am Standort Ludwigshafen verwenden ihn in erster Linie als Prozessdampf in der Produktion – unter anderem zum Trocknen von Produkten, Aufheizen von Reaktoren oder zum Destillieren. Im vergangenen Jahr hat BASF in Ludwigshafen etwa 14 Millionen Tonnen Dampf eingesetzt. Aktuell deckt BASF mithilfe von Wärmerückgewinnung aus Produktionsanlagen etwa die Hälfte des Dampfbedarfs an seinem Stammwerk, die übrigen rund 50 Prozent werden derzeit über Gas- und Dampfkraftwerke gewonnen.