Luftreinigung : Die Formel für Sicherheit
Österreich-Geschäftsführer Wolfang Hucek und Vertriebsleiter Norbert Lex über das Zusammenspiel von Luftwechsel, Luftreinigung und Belegungsreduzierung, über bewährte Technologien in neuer Kombination und über die nötige Aufklärungsarbeit.
TGA: Nachdem lüftungstechnischer Infektionsschutz für die meisten Menschen erst in den letzten Monaten am Radar aufgetaucht ist: Hat sich Trox schon vor der aktuellen Pandemie damit beschäftigt?
Wolfgang Hucek: Unsere F&E-Abteilung befasst sich seit Jahrzehnten damit. Die Heinz Trox Stiftung, die der Sohn des Gründers und jetzige Alleininhaber von Trox ins Leben gerufen hat, hat einen gemeinnützigen Forschungsauftrag, daher kommt der Impuls zu Beschäftigung mit Themen wie diesem auch von der Wissenschaftsseite. Der Öffentlichkeit ist das Thema erst seit der Pandemie bewusst geworden, wobei für uns als Experten besonders spannend ist was sich in den letzten eineinhalb Jahren dabei verändert hat.
Welche Veränderung stellten Sie fest?
Hucek: Die Tatsache, dass Aerosole die Hauptüberträger von Viren sind, ist erst heuer im Frühjahr Entscheidungsträgern und interessierter Öffentlichkeit bewusst geworden. Bis dahin galten etwa auch noch Schmierinfektion als wesentliche Infektionsursache, was nicht so ist. Wir als Trox haben viel Aufklärungsarbeit bei Politikern und Meinungsbildnern geleistet, aber einen echten Meinungsumschwung hat dann die entsprechende Veröffentlichung der Deutschen Gesellschaft für Aerosolforschung heuer im Mai gebracht.
Luftwechselrate berechnen
Auch für Lüftungstechniker ist das Thema großteils neu. Auf welches Wissen, auf welche bekannten Einflussgrößen kann man hier zurückgreifen?
Norbert Lex: Wesentliche Faktoren sind bekannt, etwa ppm oder Luftvolumenstrom. Auch die Rolle der Raumbelegung und der vorhandenen Lüftungsmöglichkeit liegt auf der Hand. Dazu kommt die einfache Frage: Was kann man tun, um einen Raum sicher und virenfrei zu halten? Der deutsche Fachverband Gebäude-Klima FGK hat das genau erhoben. Die Erkenntnis, dass die Aktivität der Menschen im Raum eine wesentliche Rolle spielt, wurde in eine Norm eingebracht und in eine Formel gegossen. Je nach Aktivität ist die Aerosolbelastung berechenbar unterschiedlich – das reicht von ruhigen Tätigkeiten wie Büroarbeit über Sport bis zum größten Aeorosolausstoß bei lautem Singen. Entsprechend muss die Luftwechselrate mit einem anderen Faktor multipliziert werden.
Hucek: Trox arbeitet nach dem Motto „Wir bringen Wissen in die Branche“. Daher haben wir dazu heuer schon viele Seminare und Vorträge, sowohl live als auch online, über die Frage abgehalten, was zu tun ist wenn die Fensterlüftung möglicherweise nicht ausreicht. Die Resonanz war sehr positiv, und das sowohl von Lüftungstechnikern als auch von Multiplikatoren wie Gewerkschaften oder Lehrern, sogar „Wut-Mamas“, wie sie sich selbst genannt haben.
Was lässt sich also sofort tun, wenn „Fenster auf“ keinen ausreichenden Luftwechsel ermöglicht?
Hucek: Frischluft ist das beste Mittel, ganz klar. Luft ist für uns ein Lebensmittel, den Weg des natürlichen Luftaustausches verfolgen wir als allererstes. Luftreinigung kommt dann zum Zug, wenn die Fensterlüftung nicht ausreicht. Auf professioneller Ebene bieten wir etwa die dezentrale Lüftung „Trox School Air“, die speziell für die Nachrüstung von Schulen entwickelt wurde, in der Fassade verschwindet und einfach zu installieren ist. Wenn das zu lange dauert, und das ist alleine wegen der einzuholenden Baugenehmigungen oft der Fall, bieten wir mobile Luftreiniger, die sofort zum Einsatz kommen können.
Warum Reinigung statt UV richtig ist
Am Markt werden viele Technologien zur Lufthygiene angeboten. Gibt es darunter welche, die Sie dezidiert ablehnen?
Hucek: Ja. Dabei halten wir uns an die Empfehlungen des Klimaschutzministeriums, das konkret den Einsatz von UV-Geräten in Klassenzimmern oder anderen belebten Räumen ablehnt. UV ist eine wirksame Methode zur Desinfektion von Oberflächen, aber mit Luft reagiert UV und verursacht für die Atemluft potenziell gefährliche Sekundärstoffe. Nur hat sich jeder, der auch nur im Entferntesten mit UV zu tun hat, auf dieses Thema gesetzt. Meine Lieblingsgeschichte: Sogar ein Hersteller von Sonnenbrillen hat gesagt „wir kennen und mit UV aus“ und eine UV-Luftreinigung auf den Markt gebracht …
Gibt es noch andere Technologien, die nicht wirksam sind?
Hucek: Es gab Angebote, die Desinfektionsstoffe in der Luft vernebelt haben, das ist sogar grob fahrlässig. Aber auch die Idee, dass jeder Luftreiniger, den man um 39,90 bei Amazon kaufen kann, ebenso wirksam ist wie ein ausgereiftes Gerät von einem Qualitätshersteller, ist natürlich ein Irrtum.
Was macht nun ihre Lösung aus?
Hucek: Unsere Hepa-Filter sind seit Jahrzehnten erprobt. Die Technologie wurde in den 1970ern zur Abscheidung von radioaktiven Abfällen entwickelt und ist unter anderem in Krankenhäusern, Labors und Reinräumen im Einsatz. Mit Corona kam für diese bewährte Technologie nun ein neuer Anwendungsfall. Der mobile Luftreiniger, den wir im Sommer 2020 auf den Markt gebracht haben, hat bestehende Komponenten zu einem neuen Gerät kombiniert. So etwa den patentierten Abströmschalldämpfer, den wir auf der ISH 2019 vorgestellt haben. Für die Luftreinigung in Innenräumen mit hoher Schallempfindlichkeit kam diese Kombination aus Schalldämpfung und Dämmung genau richtig. Wir sind sehr stolz auf unsere Referenzen, etwa die Wiener Sängerknaben oder der Verfassungsgerichtshof, wo lange Sitzungen zu hochsensiblen Materien sicher stattfinden können müssen.
Neues auf der TGA-Konferenz am 4. November
Was ist Ihre Botschaft an den Markt?
Hucek: Wir wollen Bedingungen schaffen, die es vertretbar machen auch in Pandemiezeiten Geschäfte, Tourismusbetriebe und Veranstaltungslokale offen zu halten. Dabei geht es um die Kombination aus Frischluft, Luftreinigung und einer Reduktion der Belegung. Das lässt sich mit Formeln belegen, die wir auf der TGA-Konferenz genauer beleuchten werden. Trox will Aufklärungsarbeit leisten, damit das Leben möglichst normal weitergehen kann.