Heizen in Österreich: Energieverbrauch, Energieträger & Verwendungszweck in Zahlen : So heizen Österreichs Haushalte

Buzzwords wie Energiewende, Wärmewende und Wärmepumpen-Boom beschäftigen nicht nur die Haustechnik-Branche; insbesondere sind der Energiekrise sind Heizungstausch und Co. für Endkonsument*innen hochaktuell.

Aber wie sieht das tatsächliche Heizverhalten der österreichischen Haushalte aktuell aus? Wie hoch ist der jährliche Energieverbrauch allgemein und wie viel davon fließt in die Raumwärme? Welcher Energieträger führt bei der Raumwärme an? Wie viele Wohnungen heizen mit Biomasse, Gas, Öl, Strom, Fernwärme, Solarwärme oder Wärmepumpen?

Statistik Austria gibt mit aktualisierten Daten einen Einblick in die Energieeinsatz österreichischer Haushalte 2023/2024. Diese Erhebung findet alle zwei Jahre statt und misst den Energieverbrauch der österreichischen Privathaushalte im Zeitraum von Juli des Vorjahres bis Juni des Erhebungsjahres. Die Ergebnisse fließen dann in die Energiebilanzen Österreichs und der Bundesländer ein.

>> Immer up to date mit Meinungen und News aus der Branche sein? Abonnieren Sie unsere Newsletter: Ob wöchentliche Übersicht, Planer*innen-Newsletter oder Sanitär-Trendletter – mit uns bleiben Sie informiert! Hier geht’s zur Anmeldung!

Energieverbrauch insgesamt: Biomasse liegt vorne

Die österreichischen Haushalte haben von Juli 2023 bis Juni 2024 insgesamt 294.747 Terajoule Energie verbraucht, das sind um rund 3 Prozent weniger als noch vor zwei Jahren – aber dennoch der zweithöchste Wert der letzten Dekade. Der Energieverbrauch für Raumwärme (207.473 TJ) ist ebenfalls gesunken, während der Stromverbrauch (77.531 TJ) gestiegen ist.

Mit rund 78 Mio. Gigajoule belegt Strom den ersten Platz unter den Energieträgern, knapp gefolgt von Biomasse mit rund 77 Mio. Gigajoule. Ebenfalls nahe aneinander liegen Gas mit rund 41 Mio. Gigajoule und Öl mit rund 36 Mio. Gigajoule. Fernwärme liegt bei rund 44 Mio. Gigajoule, Wärmepumpen bei rund 16 Mio. Gigajoule und Solarwärme bei rund 4 Mio. Gigajoule.

Ein Blick auf die letzten zehn Jahre zeigt: Bis auf die Top 3 –  Strom liegt in der Zeitreihe zum zweiten Mal auf Platz eins und Fernwärme übertrifft zum ersten Mal Gas – hat sich an dieser groben Reihenfolge seither nichts geändert. Einzelne Energieträger haben jedoch spannende Entwicklungen hinter sich: So konnte die Wärmepumpe ihren Anteil in den letzten zwölf Jahren vervierfachen. Gas hat in derselben Zeit um knapp 40 Prozent abgenommen.

Mit Auswahlfiltern können Sie die einzelnen Energieträger hier im Jahresverlauf betrachten und miteinander vergleichen:

Raumwärme-Anteil am Gesamtenergieverbrauch

Wenig überraschend macht die Raumwärme mit knapp 70 Prozent den Löwenanteil des Energieverbrauchs aus: Rund 207 Mio. Gigajoule verbrauchten die österreichischen Privathaushalte von Juli 2023 bis Juni 2024 für die Beheizung ihrer Wohnräume. Die Warmwasserbereitung kommt auf rund 42 Mio. Gigajoule, rund 8 Mio. Gigajoule wurden zum Kochen benötigt und rund 38 Mio. Gigajoule für sonstige Zwecke.

>>> Raus aus Öl und Gas im Mehrfamilienhau: Wärmepumpe goes Wohnung – aber wie?

Verwendungszweck 2011/12 2013/14 2015/16 2017/18 2019/20 2021/22 2023/24
Raumwärme ≈ 198 Mio. GJ ≈ 189 Mio. GJ ≈ 193 Mio. GJ ≈ 200 Mio. GJ ≈ 200 Mio. GJ ≈ 213 Mio. GJ ≈ 207 Mio. GJ
Warmwasser ≈ 42 Mio. GJ ≈ 42 Mio. GJ ≈ 41 Mio. GJ ≈ 42 Mio. GJ ≈ 39 Mio. GJ ≈ 43 Mio. GJ ≈ 42 Mio. GJ
Kochen ≈ 7 Mio. GJ ≈ 7 Mio. GJ ≈ 7 Mio. GJ ≈ 7 Mio. GJ ≈ 7 Mio. GJ ≈ 7 Mio. GJ ≈ 8 Mio. GJ
Strom für sonstige Zwecke ≈ 36 Mio. GJ ≈ 36 Mio. GJ ≈ 36 Mio. GJ ≈ 37 Mio. GJ ≈ 39 Mio. GJ ≈ 40 Mio. GJ ≈ 39 Mio. GJ

Heizsysteme nach Energieverbrauch

Etwa 34 Prozent des Energieeinsatzes der Haushalte für Raumwärme entfielen 2023/24 auf Einzelfeuerungen für Scheitholz, Hackschnitzel, Pellets oder Holzbriketts. Zählt man die in Biomasseheizwerken und Holzkraftwerken erzeugte Fernwärme dazu, erhöht sich dieser Anteil auf 43 Prozent, wie der österreichische Biomasse-Verband vorrechnet. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung 2003/04 (siehe Kasten). 

„Die heimische Biomassekesselbranche konnte in den vergangenen drei Jahren gut 77.000 Heizungen absetzen. Die Verkaufszahlen zeigen eindrucksvoll, wie zielführend die Förderungen für den Kesseltausch sind und wie sensibel die Bevölkerung darauf reagiert“, erklärt Franz Titschenbacher, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes. 

Es fällt außerdem auf, dass die heimischen Haushalte 2023/24 sparsamer mit Erdgas umgingen, der Verbrauch sank im Zweijahresvergleich um rund 17 Prozent, auch der Erdöl-Verbrauch sank um rund 13 Prozent. Fernwärme stellte 2023/24 knapp 17 Prozent der Raumwärme bereit, 55 Prozent davon basieren laut Biomasse-Verband auf Biomasse. Strom sind rund 9 Prozent der verbrauchten Energie für Raumwärme zuzurechnen, rund 7 Prozent den Wärmepumpen, der Solarwärme rund 1 Prozent.

Mit Auswahlfiltern können Sie die einzelnen Energieträger für Raumwärme hier im Jahresverlauf betrachten und miteinander vergleichen:

So heizen die österreichischen Bundesländer

Zwischen den Bundesländern tun sich ebenfalls große Unterschiede auf: Im Burgenland stellt Biomasse alleine (ohne Fernwärme) rund 43 Prozent der Raumwärme bereit, in Kärnten inklusive biogener Fernwärme sogar 57 Prozent der Raumwärme. In Wien macht Gas rund 41 Prozent des Energieverbrauchs für Raumwärme aus. Tirol hat mit rund 30 Prozent im Bundesländervergleich den größten Anteil an Öl, Wien liegt, was den Fernwärmeanteil betrifft, mit rund 43 Prozent vorne. Den größten Stromanteil zählt Vorarlberg (≈ 16 %), ebenso wie den größten Anteil an Solarwärme (≈ 2 %). Am meisten Raumwärme von Wärmepumpen gibt es in Oberösterreich (≈ 9 %).

Hier können Sie die einzelnen Energieträger für Raumwärme im Bundesländervergleich betrachten:

Heizsysteme nach Wohnungen

Wie sehr Heizsysteme in Österreich verbreitet sind, weist die Statistik Austria auch nach der Anzahl Wohnungen („Hauptwohnsitze“) aus, die damit heizen. Die rund 900.000 Nebenwohnsitze in Österreich sind nicht Teil der Erhebung. Fossile Heizsysteme sind in Österreich weiterhin stark vertreten: So dienen noch rund 844.000 Gasheizungen und 443.000 Ölheizungen bei den Haushalten als Hauptheizsystem. 

Rund 669.000 Haushalte in Österreich nutzen Biomasse als primäres Heizsystem. Dazu kommen mehr als 1,3 Mio. Fernwärmeanschlüsse in Österreich, 592.000 Wohnungen, die via Solarwärme oder Wärmepumpe beheizt werden und rund 258.000 mit Strom. Für Biomasse, Kohle und Heizöl & Flüssiggas ist außerdem eine Unterscheidung in Einzelöfen und Zentral- und gleichwertige Heizungen möglich, wobei die Zentral- oder gleichwertigen Heizungen bei allen Energieträgern weitaus verbreiteter sind. Knapp 57.000 Wohnungen heizen mit einem Biomasse-Einzelofen, knapp 5.000 mit einem Einzelofen für Heizöl oder Flüssiggas und rund 14.000 Wohnungen nutzen Gaskonvektoren.

>>> Lust auf mehr Datejournalismus? Warum Immobilien in Österreich so teuer sind

Die meisten Ölheizungen werden noch in Tirol (≈ 89.000), in der Steiermark (≈ 87.000) und in Oberösterreich (≈ 64.000) betrieben. Anteilig sind Ölkessel in Tirol (26 % der Haushalte), Vorarlberg (18 %) und Kärnten (17 %) am weitesten verbreitet. Die meisten Gasheizungen gibt es in Wien, wo sie bei 416.000 Haushalten (43 % der Haushalte) als Hauptheizsystem im Einsatz sind. Dazu kommt, dass mehr als die Hälfte der Wärmeproduktion für die 454.000 Wiener Haushalte mit Fernwärmeanschluss mit Erdgas erfolgt. Auch im Burgenland und Niederösterreich sind Erdgaskessel aufgrund des dichten Gasnetzes mit einem Anteil von je 23 Prozent ein häufig verwendetes Heizsystem

In Kärnten, Salzburg und Oberösterreich besitzen jeweils etwa 34 Prozent der Haushalte einen Fernwärmeanschluss. Große Unterschiede würden bei der Aufbringung der Fernwärme bestehen, informiert der Biomasse-Verband: In den meisten Bundesländern, wie dem Burgenland (100 %), Vorarlberg (93 %), Tirol (90 %), Kärnten (89 %), Salzburg (76 %) und Niederösterreich (71 %) wird die Fernwärme sogar zu weit über zwei Dritteln aus Biomasse produziert. Eine Ausnahme stellt Wien mit einem biogenen Fernwärmeanteil von 17 % dar.

Mit Auswahlfiltern können Sie die einzelnen Energieträger nach Wohnungen hier im Jahresverlauf betrachten und miteinander vergleichen:

20-Jahres-Vergleich: 2003/4 vs. 2023/24

Allgemein

Trotz zunehmend wärmerer Winter ist der gesamte Raumwärmeverbrauch der Haushalte in den letzten 20 Jahren leicht gestiegen. Einerseits wächst die Bevölkerungszahl in Österreich (+18 % seit 1990). Weitaus stärker hat jedoch die Anzahl der Hauptwohnsitze zugenommen (+39 %) und die zu beheizende Wohnnutzfläche aller Hauptwohnsitze sogar um 56 Prozent.

Raumwärmebedarf nach Energieträger

Etwa 34 Prozent des Raumwärmebedarfs der Haushalte wurde 2023/24 mit Biomasse-Einzelfeuerungen gedeckt. Addiert man die aus Biomasseheizwerken und Holzkraftwerken bezogene Fernwärme, übersteigt der Anteil 43 Prozent und ist der höchste Wert seit Beginn der Erhebung 2003/04. Vor 20 Jahren leistete Holzenergie einen Beitrag von 30 Prozent zum Raumwärmeeinsatz. Währenddessen ging der Verbrauch von Heizöl um 37 Prozent zurück, jener von Flüssig- und Erdgas sank sogar um 41 Prozent. Raumwärme via Fernwärme hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als verdoppelt, ebenso die Raumwärmeerzeugung aus Stromheizungen. Die Solarwärme kommt nur noch auf etwa ein Drittel ihres Wertes von 2003/4, während die Wärmepumpen von 1,2 Mio. GJ auf 13,6 Mio. GJ explodierten.

Raumwärmebedarf nach Heizsystem

Dominierten vor 20 Jahren noch Ölkessel (27 %) und Gasheizungen (26 %) als meist verwendete Heizsysteme in Österreich, haben mittlerweile Fernwärmeanschlüsse die Führung übernommen und werden bei fast einem Drittel (ca. 1,33 Mio.) der Haushalte eingesetzt (2003/4: 17,5 %). In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Anzahl von Fernwärmenutzer*innen in Österreich mehr als verdoppelt.

Während sich die Anzahl der Ölkessel im Vergleich zum Stand vor 20 Jahren (911.000 Kessel) etwa halbiert hat und jährlich nur noch etwa 1.000 Ölkessel installiert werden, ist bei Gasheizungen lediglich ein Rückgang um gerade mal rund 28.000 Geräte bzw. um 3 Prozent zu verzeichnen. Alleine 2024 wurden darüber hinaus etwa 30.000 neue Gasheizungen in Österreich eingebaut. In Tirol hat sich die Anzahl der Gasheizungen seit 2003/04 sogar verdoppelt.

Die Anzahl an Hauptsitzen, die mit Strom heizen, ist relativ gleich geblieben, wobei sich die Anzahl an Heizsystemen, die auf Solar oder Wärmepumpen basieren, fast versechsfacht hat (von rund 104.000 2003/4 auf rund 592.000 2023/24).