Energieträger : Nachhaltiges Heizen und Kühlen mit Donauwasser

Das Projekt Triiiple und Austrotower im dritten Wiener Gemeindebezirk teilen sich ein gemeinsames Energiekonzept.

Das Projekt Triiiple und Austrotower im dritten Wiener Gemeindebezirk teilen sich ein gemeinsames Energiekonzept.

- © Viessmann

Die Nutzbarmachung der Ressource Wasser zur Gewinnung von Energie ist in modernen urbanen Räumen ein wesentlicher Schlüssel zur Bekämpfung des Klimawandels. Das Triiiple und der Austro Tower – ein außergewöhnliches Architekturprojekt im dritten Wiener Gemeindebezirk – teilen sich ein zukunftsweisendes, innovatives Kühl- und Heizsystem und setzen so ein Zeichen der erneuerbaren Energiegewinnung im Städtebau.

Das neuartige System nutzt das Wasser des Donaukanals sowie das Wasser aus fünf Grundwasserbrunnen des Begleitstroms zum Heizen und Kühlen. Das nachhaltige Konzept versorgt in Zukunft die Bewohner*innen des Quartier Schnirchgasse mit Wärme und Kälte. Das Versorgungskonzept von SEM Energie- und Gebäudemanagement basiert auf der Energieerzeugung mittels hocheffizienter Hochtemperatur-Wärme-Kältekopplungen und einer bedarfsorientierten, intelligenten Verschaltung von zwei Energiequellen. Neben der Nutzung des Wassers aus dem Donaukanal und des Grundwasser aus den Brunnen stehen bei dem Konzept weitere Synergieeffekte zur Realisierung bereit. Insbesondere das fallweise gleichzeitige Erfüllen des Bedarfs nach Wärme und Kühlung steigern die Effizienz der Anlage.

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Keine messbaren Auswirkungen auf Donaukanal

Für die Wärmeerzeugung wird die Energie für die Wärmepumpen von Viessmann überwiegend aus dem Donaukanal bezogen. Mittels eines Flusswasserentnahme-Bauwerks werden dem Donaukanal bis zu 1.000 m³ Wasser pro Stunde entnommen. Zusätzlich können aus den fünf Brunnen bis zu 180 m³ Grundwasser genutzt werden, um mittels Wärme-Kälte-Kopplung bedarfsgerechte Wärme- und Kälteenergie zu erzeugen.

Selbst an heißen Tagen hat das Wasser des Donaukanals nie mehr als 23 Grad. Da die maximale Entnahmemenge bei 0,027 Problem des gesamten Donaukanals liegt, ist der Temperaturunterschied bereits einige Meter nach der Rückführung nicht mehr nachweisbar. Das Wasser wird ohne messbare Auswirkungen in den Fluss zurückgeführt.

Das Flusswasser wird mit Hilfe von Pumpen eingebracht, gereinigt und zum Wärmetauscher weitergeleitet.

Reversible Ausführung

Im Winter, bei niedrigen Flusswassertemperaturen (ab einer Wassertemperatur unter 2 °C), werden die Vertikalbrunnen (Grundwasserbrunnen) als zusätzliche Wärmequelle genutzt. Die reversible Ausführung der Wärmepumpen ermöglicht speziell in den Sommermonaten und in der Übergangszeit die Möglichkeit der gleichzeitigen Bereitstellung von Kühlenergie. In diesen Zeiten wird die Abwärme aus der Kälteherstellung ebenfalls im Wärmesystem genutzt. Ausgelegt wird die Wärmeschiene auf eine Vorlauftemperatur von 80 °C. Mit einem Puffervolumen von insgesamt 60 Kubikmeter lassen sich Wärme und Kälte auf Vorrat speichern, um günstige Energietarife zu nutzen und Bedarfsspitzen abzuflachen. Betrieben werden die Wärmepumpen ausschließlich mit Ökostrom. Beim Kältemittel hat man sich für eine klimaschonende Variante mit einem Global-Warming-Potenzial von unter 1 entschieden.

Kältemittel R1234ze

Dank des umweltfreundlichen Kältemittels R1234ze, kombiniert mit einem zweistufigen Schraubenverdichter, kann das Heizungswasser bis auf 85°C Vorlauftemperatur erwärmt werden. R1234ze weist fast die gleiche kritische Siedetemperatur und niedrigeren kritischen Druck auf als andere Kältemittel und ist mit den meisten gebräuchlichen Materialien kompatibel. Es ist eine Alternative zum Kältemittel R134a in luftgekühlten und wassergekühlten Kaltwassersätzen sowie bei anderen Mitteltemperaturanwendungen wie Wärmepumpen und CO2-Kaskadensystemen in der gewerblichen Kältetechnik.

Unser Ziel ist es, mit Hilfe von Kreislaufwirtschaft Gebäude nachhaltig und ökologisch zu heizen oder zu kühlen. Gerade beim Projekt Triiiple konnten wir diese Vision sogar günstiger als mit fossilen Lösungen umsetzen.
Di (FH) Andreas Glatzl, SEM Energie- und Gebäudemanagement

Partielle Modulbauweise

„Bislang wurden vier Wärmepumpen geliefert und in Betrieb genommen. Die bedarfsgerechten Anforderungen von Leistung und Platzersparnis forderten von unseren Viessmann-Ingenieur*innen modernste Konstruktion- und Fertigungsweise. So wurden die Maschinen partiell in Modulbauweise gefertigt – im Werk geprüft, in Teilkomponenten transportiert und eingebracht. Direkt vor Ort wurden die Module an ihrem Zielplatz zusammengefügt und erneut in Betrieb genommen” erklärt Ing. Thomas M. Gamperl, MSc., Vertriebsingenieur bei Viessmann, die Vorgehensweise.

Vor allem die Gewerbe- und Bürobereiche benötigen im Sommer angenehme Temperaturen. Dazu werden über die reversiblen Wärmepumpen Kältepufferspeicher geladen, aus denen die einzelnen Gebäude versorgt werden. Wird mehr Abwärme produziert, als für die Wärmeerzeugung genutzt werden kann, erfolgt über das Wasser des Donaukanals eine Rückkühlung. Die Kälteschiene ist auf eine Temperatur von 8 °C ausgelegt. Ein übergeordnetes Mess- Steuerungs- und Regelsystem sorgt für einen optimierten und effizienten Betrieb der Energieerzeugung.

Die Anlage erzeugt 11,7 Mio. kWh Wärme und 6,2 Mio. kWh Kälte pro Jahr und die Leistungsbereitstellung für die Kund*innen umfasst 9.000 kW Wärme und 6.000 kW Kälte. Dabei werden pro Jahr rund 3.100 t CO2 eingespart.

Die Wärmepumpen in Modulbauweise von Viessmann versorgen das Gebäude mit einer Vorlauftemperatur von bis zu 85° Grad, gewonnen aus dem Wasser des Donaukanals.

Gut zu wissen: Projektdetails

Lieferumfang Viessmann:

  • 2 x Vitocal Spez RV-WP-LTS83-P1058FU
    • Heizleistung: 1058kW
    • Kälteleistung: 854kW
    • max VL Temp: 87°C
  • 2 x Vitocal Spez RV-WP-CSH95-P1462FU
    • Heizleistung: 1212kW
    • max VL Temp: 73°C
    • Kälteleistung: 1216kW