Aus TGA 11: Projekte : DC Tower 3 - Lego spielen für Große

Die vorgefertigten Beton- Fertigteilbäder werden vor em Hintergrund des DC-Towers 1 per Kran an den richtigen Platz gebracht.
© S&B Gruppe

Auch wenn der DC3 mit seinen fast 110 m der kleinste, der in der DC-City durch die S+B Gruppe errichteten Türme (DC2 und Danubeflats) ist, hinsichtlich der bautechnischen und logistischen Herausforderungen übertrifft er seine großen Brüder. Der DC3 als Studentenwohnheim mit seinen 832 Zimmern liegt am Ende der DC-City, nur einen Steinwurf vom DC1, der Uno-City und der Copabeach entfernt und ist eingebettet in die Reichsbrücke und der Ausfahrt der A23-Stadtautobahn. Diese Lage beschert dem Turm dadurch keine direkte Zufahrt und keine Zugangsmöglichkeit – sie mussten erst errichtet werden, indem die U-Bahn und Teile der A23 überplattet wurden. Damit der Turm für den späteren Betrieb erreichbar ist, war außerdem eine Untertunnelung der A23 erforderlich, d.h. einmal drüber und einmal drunter.

Zeitfenster für Anlieferung

Angeliefert werden konnte nur in einem von der ASFINAG freigegebenen Zeitfenster über die Zufahrt der Autobahn. Diese Umstände alleine machten das „bauen“ schon zu einer Herausforderung und führten zur Überlegung möglichst vieles vorfertigen zu lassen um den Materialtransport zu minimieren. Die Überlegung vieles über einen reduzierten Transportweg in die Geschoße zu bringen, brachte S+B auf die Idee Beton-Fertigteilbäder in Kombination mit Fertigteilschächten zu verbauen. Sie wurden im Zuge der Betonierabschnitte bereits auf die Rohbetondecke aufgesetzt– und das just in Time. Das ist wie Lego spielen für Große.

Ein Blick in die Technikzentrale im dritten Untergeschoss.

- © S&B Gruppe

Die Schachteln, wie sie liebevoll auf der Baustelle genannt wurden, kommen von der Fa. VARIS aus Slowenien und waren voll bestückt. Alle 800 Bäder wurden im Werk in Slowenien zusammengebaut, verrohrt, verfliest und mit der gesamten Sanitärkeramik bis hin zur Glasduschwand bestückt gefertigt. Die Lieferungen wurden in Abstimmung mit dem Bauablauf direkt aus Slowenien zum jeweiligen Zeitpunkt angeliefert und verhoben – sofern der Wind, der nicht zu unterschätzen war – dies nicht verhinderte. Die Bäder selbst fungieren als verlorene Schalung.

1.500 Fertigteilschächte

Damit das Lego spielen aber auch wirklich funktioniert, war es erforderlich die haustechnischen Anlagen und Installationen entsprechend genau zu planen und in die Bäder zu integrieren. Hier hatte die Fa. SanitärElementeBau (Instabloc) das richtige Know-how. Von den knapp 1.500 Fertigteilschächten (der bisher größte Einzelauftrag der Fa. Instabloc) wurden 800 Stück nach Slowenien zur Zusammenführung Bad/Schacht geliefert, der Rest kam nach Wien und wurde parallel zu den Bädern mitversetzt. Durch die vorgefertigten Installationselemente, die geschoßweise übereinandergesetzt wurden und somit einen durchgängigen verbundenen Strang ergaben, wuchs die vertikale Installation mit dem Baufortschritt mit. Sohin war es auch möglich das Regenwasser der Dichtebenen gezielt abzuführen und damit den darunterliegenden Ausbau weitgehest trocken zu halten.

Die Lösung über den Instabloc reduzierte die Vertikalinstallation der Haustechnikfirma entsprechend, somit konnte sich die Fa. ESW Gebäudetechnik GmbH auf die Technikzentralen, die Allgemeinbereiche und die verbleibenden Installationen, wie Heizung und Kälte konzentrieren. Die Regelgeschoße OG 1 bis OG 32 werden mittels zentraler Change Over Regelgruppen über eine Bauteilaktivierung beheizt bzw. gekühlt. Die Heizung erfolgt über eine errichtete Primär-Fernwärmeübergabestation, mit einer Gesamtleistung von ca. 1.400 kW, sowie sechs Zentralen in drei Druckstufen und je zwei Zonen unterteilten Regelstationen für Heizen und Kühlen (Change Over).

Die Kälteerzeugung erfolgt über eine wassergekühlte Kältemaschine mit einer Leistung von 990 kW samt adiabatem Rückkühler mit Osmose und einer Rückkühlleistung von 1.100 kW. Da sich der Rückkühler samt Kältemaschine im vierten Untergeschoss befindet, war es erforderlich die Durchströmung mittels zwei externer Ventilatorn mit je 50.000 m3/h zu realisieren. Die Luftkanalführung über den Rückkühler erfolgte über luftdichte und wärmegedämmte Paneele. Zum Einsatz kommt ein 10.000 l Kältepufferspeicher der wahlweise von der Kältemaschine oder im Free-Cooling direkt vom Rückkühler geladen wird.

© S&B Gruppe/michael@hetzmannseder.at

Subzentrale im Dachgeschoss

Die Höhe des Gebäudes verlangt nach drei Druckstufen, wobei es sich als zweckmäßig herausstellte im Dachgeschoss einen kleine Subzentrale zu errichten, d.h. zwei Druckstufen wurden von unten versorgt und eine von oben. Die kleine Subzentrale im Dachbereich bringt den Vorteil, die im obersten Geschoss befindlichen Relax- und Spielebereiche mit höheren Temperaturen für die Heizung zu versorgen.

Obgleich die Gebäudehöhe von 100 m im Verhältnis zu den entstehenden Nachbargebäuden DC2 und DAF gering ausfällt, sind die vorherrschende Windkräfte am Dach nicht zu unterschätzen, die nicht nur die Funktion der Druckbelüftungsanlagen (DBA) selbst, sondern auch die Montage und Absicherung der DBA Komponenten am Dach zu einer echten Herausforderung für die ESW macht. Alleine die Fundamente für die DBA-Anlagen sind auf Grund der vorherrschenden Luftsogwirkung über 40 cm dick und mehrfach fix mit der Decke verbunden.

Das gegenläufige Haupt-Stiegenhaus, sowie die Feuerwehr- und Personenlifte wurden von der ESW mit einer hochkomplexen Druckbelüftungsanlage (Brandbekämpfungskonzept) mit gesamt ca. 400.000 m3/h in redundanter Ausführung nach TRVB 112S ausgestattet.

Last but not least: Gebäudesicherheit

Das Thema Gebäudesicherheit wird durch eine Sprinkleranlage, Hydrantenanlage und natürlich den üblichen Einrichtungen, wie automatische Brandmeldeanlagen, Feuerwehrfunk, Sicherheitsbeleuchtung, Flugfeuerung, usw. gewährleistet. Die Sprinkleranlage der Fa. FES wurde als 3-stufige Niederdrucknebelanlage mit Coversprinkler konzipiert. Die horizontale Leitungsführung in den Wohnbereichen erfolgte in Koordination mit der BTA und Elektro als in Beton eingelegte Leitung. Die Coversprinkler haben neben dem optischen Mehrwert auch eine gewisse Schutzwirkung gegenüber den Nutzern. Um die Ausfallsicherheit, zumindest aus elektrotechnischer Sicht, zu garantieren wurde durch Elektro Keider eine 1.250 kVA Netzersatzanlage verbaut, welche über die automatischen Umschaltungen der NSHV die sicherheitstechnischen Einrichtungen bis hin zum Feuerwehraufzug versorgt. Eine 1.600A Stromschiene übernimmt die vertikale Energieversorgung der Stockwerke.

Der DC Tower 3 – ein Wohnturm, der durch Technik und Architektur überzeugt. Thomas Wünsche. Head of Germany and Austria beim Eigentümer Greystar weiß: „Mit dem DC Tower bringen wir eine neue Wohnform auf den österreichischen Markt, welche die individuellen Bedürfnisse von Studenten, Young Professionals und Unternehmen erfüllt. Wir sind überzeugt, dass unser Angebot an Gemeinschaftsflächen vom Fitness-Studio über ein hauseigenes Kino bis zur Rooftop Bar sowie unser außergewöhnlicher Vor-Ort-Service eine überzeugende Alternative zum traditionellen Mietwohnungsmarkt darstellt.“

Das Projekt:

  • Fläche: knapp 24.000 m²
  • Geschossfläche: 775 m²
  • 832 Zimmer
  • Gebäudehöhe: 100 m
  • 5 Untergeschosse
  • 34 Obergeschosse