Klimaschutz und Arbeitsplätze durch Gebäudeautomation : Was für eine Förderung von Gebäudeautomation spricht
Inhalt
- Status Quo: Der österreichische Gebäudebestand
- Sanierung ist nicht gleich Gebäudeautomation
- 1. Gebäudeautomation ist kosteneffektiver als thermisches Sanieren
- 2. Gebäudeautomation fördert heimische Wertschöpfung
- 3. Effekte einer Förderung für Gebäudeautomation
- 4. Förderbudget für Gebäudeautomation fließt ins öffentliche Budget zurück
- Fazit: So könnte ein Förderdesign für Gebäudeautomation aussehen
Über 20 Prozent zusätzlichen CO2-Einsparung kann eine Sanierung mit Gebäudeautomation im Vergleich zu Sanierung ohne Gebäudeautomation realisieren. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des Austrian Institute of Technology (AIT) Ende 2022.
Nun hat das Industriewissenschaftliche Institut (IWI) nachgelegt und anhand einer Folgestudie die gesamtwirtschaftlichen Effekte erhoben, die Investitionen in Gebäudeautomation mit sich bringen. Die Ergebnisse zeigen, dass solche Investitionen rund eine Mrd. Euro an heimischer Produktion sowie 7.800 Arbeitsplätze ermöglichen könnten.
Status Quo: Der österreichische Gebäudebestand
Stand der letzten Zählung 2011 stehen in Österreich 2.191.280 Gebäude, in denen sich 4.441.408 Wohnungen befinden. Über drei Viertel dieser Bestandsgebäude wurden vor 1990 gebaut und gelten laut Statistik Austria zu 60 Prozent aus energetischer Sicht als sanierungsbedürftig. Der dazugehörige Energiebedarf hat es in sich: Raumwärme und Klimatisierung umfassten 2022 rund 26 Prozent des gesamten Endenergiebedarfs in Österreich. Effizienzfortschritte sind daher gerade in diesen Bereichen von großer Bedeutung, wenn die Dekarbonisierung des Gebäudebereichs bis 2050 erreicht werden soll.
Sanierung ist nicht gleich Gebäudeautomation
Zur Emissionsreduktion des Gebäudesektors sind digitale Gebäudetechnologien, beziehungsweise Gebäudeautomation ein weitgehend ungenutzter Hebel. Eine Verankerung von Gebäudeautomation als fester Bestandteil von Sanierungstätigkeiten könnte wesentliche Klimaschutzpotenziale realisieren, folgert die Studie.
Im Rahmen der Erhebung wurden daher die gesamtwirtschaftlichen Effekte durch Gebäudeautomation-Investitionen in Neubau, Sanierung, Wohn- wie Zweckbau im Zusammenhang mit zu hebenden CO2-Einsparungspotenzialen geschätzt. Die Ergebnisse belegen die Wirkung einer potenziellen Gebäudeautomation-Förderung als kosteneffektives und integratives Instrument für Klima- und Standortpolitik.
>> Dabei stützen sich die Studienautoren auf vier Argumente, die wir im Folgenden beleuchten:
1. Gebäudeautomation ist kosteneffektiver als thermisches Sanieren
Studienergebnis 1: Investitionen in Gebäudeautomation ermöglichen kosteneffektiven Klimaschutz, insbesondere im Vergleich zu rein thermischer Sanierung.
⇨ Um eine Kilotonne Kohlendioxid(äquivalent) mittels thermischer Gebäudesanierung einzusparen, bedarf es gemäß UFI-Evaluierung* Investitionen von 5,76 Mio. Euro bis 7,33 Mio. Euro. Förderschienen im kontextuellen Zusammenhang mit Gebäudeautomation erweisen sich im Vergleich als kosteneffektiver, weil sie eine zweieinhalb bis dreifach höhere CO2-Einsparungen ermöglichen.
*Mit der Umweltförderung im Inland (UFI) schafft das Bundesministerium für Klimaschutz (BMK) einen Anreiz für Betriebe Maßnahmen für Energieeinsparungen und Effizienzsteigerung umzusetzen.
2. Gebäudeautomation fördert heimische Wertschöpfung
Studienergebnis 2: In einer Szenariobetrachtung werden mittels Investitionen in Gebäudeautomation gesamtwirtschaftlich rund eine Milliarde Euro an heimischer Produktion sowie 7.800 Arbeitsplätze ermöglicht.
⇨ 100 Euro an Gebäudeautomation zuzuordnender Produktion stehen eine mittelbar erwirkte Brutto-Wirtschaftsleistung von 87 Euro im Rest der Wirtschaft gegenüber. 100 Beschäftigte sichern darüber hinaus weitere 65 Arbeitsplätze ab, wie die Szenariobetrachtung des IWI zeigt.
Werden die derzeitigen Investitionen in Gebäudeautomation (312,6 Mio. Euro pro Jahr) proportional erhöht, könnten neben Produktion und Beschäftigung außerdem eine halbe Mrd. Euro Wertschöpfung sowie 192,9 Mio. Euro Fiskal- und Sozialbeiträge generiert werden.
3. Effekte einer Förderung für Gebäudeautomation
Studienergebnis 3: Eine potenzielle Förderung von Gebäudeautomation kann Klima, Wohlstand und Beschäftigung gleichermaßen schützen.
⇨ Die Förderung von Energiesparmaßnahmen zeigt eine überdurchschnittliche Additionalität – also einen zusätzlichen Nutzen, der ohne die Förderung nicht zustande gekommen wäre – in der Höhe von 26 Prozent. Bei 14 Prozent Förderrate entsprechen 100 Mio. Euro an öffentlicher Unterstützung einer förderfähigen Gesamtinvestition von 714 Mio. Euro.
Davon werden 147 Mio. Euro allein aufgrund der Förderung realisiert, welche als Impuls in zusätzlich 258 Mio. Euro gesamtwirtschaftliche Produktion, 1.800 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse sowie 64.000 zusätzlich eingesparte Tonnen CO2 umgerechnet werden können.
4. Förderbudget für Gebäudeautomation fließt ins öffentliche Budget zurück
Studienergebnis 4: Bei einer Förderung von Investitionen in Gebäudeautomation fließt beinahe die Hälfte des Förderbudgets über gesamtwirtschaftliche Wirkungseffekte wieder an das öffentliche Budget zurück.
⇨ Eine Verdopplung an Gebäudeautomation-Investitionen würde bei 14 Prozent Förderrate laut IWI-Szenario eine Brutto-Belastung des Budgets von 87,5 Mio. Euro nach sich ziehen.
Dem steht ein investitionsausgelöstes Steuer- und Sozialbeitragsaufkommen von rund 39,8 Mio. Euro gegenüber. Somit würden rund 46 Prozent der Fördermittel über Fiskal- und Sozialbeitragseffekte wieder an das öffentliche Budget zurückfließen.
Fazit: So könnte ein Förderdesign für Gebäudeautomation aussehen
- Ein Förderregime sollte aus mehreren Fördermaßnahmen bestehen, die auf unterschiedliche Zielgruppen abzielen.
- Eine mögliche Schichtung nach „Energieklassengewinn“ für Treffsicherheit und raschere Emissionsreduktion ist im Ausgleich mit Breitenwirksamkeit zu überlegen.
- Technische Synergieeffekte sprechen für eine Verschränkung bestehender Förderungen mit einer verpflichtenden Implementierung von Gebäudeautomation statt Einzelförderungen.
- Eine Verlagerung des administrativen Aufwands zu Unternehmen (wie etwa beim Reparaturbonus) kann insbesondere für KMUs einen erheblichen Mehraufwand bedeuten.
- Die konkrete Adressierung von Technologien kann Planungssicherheit schaffen und
Angebotswachstum beschleunigen. Dabei sollten potenziellen Technologie-Lock-ins beachtet werden. - Der Blick auf internationale Good-Practices wie etwa die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in Deutschland bietet Referenzpunkte.