Aus TGA 4: Technik im Krankenhaus : Smart Hospitals
Medizin hat immer etwas mit Innovation zu tun. Die Geschichte des Gesundheitswesens läuft parallel zum naturwissenschaftlichen Fortschritt. Auch wir TGA-Planer*innen tragen zu einer stetigen Verbesserung im Gesundheitswesen bei: durch optimierte Klinikorganisationen, durch Vorschläge zur Hygieneverbesserung und durch den Einsatz neuer Techniken. Dem medizinischen Fortschritt sei Dank steigt die Lebenserwartung weiter an – damit wird die Bevölkerung immer älter und ältere Menschen weisen auch ein höheres Maß an chronischen Erkrankungen auf und benötigen im Allgemeinen mehr Gesundheitsdienstleistungen; was wiederum unsere Gesundheitsorganisationen vor steigende Herausforderungen stellt.
Digitalisierung senkt Kosten
Bereits heute fallen rund 90 Prozent der jährlichen Gesundheitsausgaben für Menschen mit chronischen und psychischen Erkrankungen an – Tendenz steigend. Kliniken benötigen damit mehr Mittel und Personal, um diesen Anstieg bewältigen zu können, wobei zum vorherrschenden Personalmangel auch Schwierigkeiten aufkommen, bestehendes Personal zu halten – Überbelastungen durch Pandemien tun ihr Übriges dazu. Einen wichtigen Weg, um Kosten zu senken und Kapazitäten zu erhöhen, liefert die Digitalisierung – bei Kliniken sogenannte Smart Hospitals. Im Bereich der Instandhaltung wird hier beispielsweise der Status der Anlagen überwacht und informiert, wann eine Wartung erforderlich ist, damit es zu keinen Ausfällen kommt. Damit können Stillstands-Zeiten reduziert werden und gleichzeitig wird keine Wartung durchgeführt, wenn die Anlage keine benötigt. Smart Hospitals sparen damit Geld und erhöhen die Verfügbarkeit ihrer Systeme.
Optimierter Planungsprozess
Immer mehr Kliniken werden nach der Methodik des Building Information Modeling (BIM) gebaut. Die Anwendung der BIM-Methodik erhöht die Planungs- und Bauqualität einerseits durch das abgestimmte, regelbasierte Erstellen und Abstimmen von konsistenten Informationen mittels eines virtuellen Datenmodells, andererseits durch eine dadurch verbesserte Kommunikation und Zusammenarbeit der Beteiligten in der Wertschöpfungskette Planen, Bauen und Betreiben. Die BIM-Methodik führt zur besseren Einbindung des Auftraggebenden und der Nutzenden in den Planungsprozess durch eine erhöhte Transparenz der Zusammenhänge im Gebäude. Dies wird erreicht durch das Zusammenführen aller wesentlichen, räumlichen, technischen und numerischen Informationen, die verbesserte Darstellung der Zusammenhänge und die Möglichkeit zu vielfältigen Simulationen aus einer gemeinsamen Datenquelle heraus. Die BIM-Methodik kann durch Verknüpfung der Bauteile mit ihren alphanumerischen Eigenschaften dazu genutzt werden, ein umfassendes Gebäudedatenmodell mit allen Eigenschaften zu erstellen, welche für die im Projekt erforderlichen Anwendungsfälle und den Auswertungen/Ableitungen benötigt werden. Es wird ein sogenannter digitaler Zwilling des Bauwerks entwickelt. Das Gebäudedatenmodell stellt die Einheit aus einem dreidimensionalen Modell und damit verbundenen Daten und Datenbanken dar.
Dieses BIM-Modell kann bereits während der Planungsphase dazu genutzt werden, die Voraussetzungen für einen effizienten Gebäudebetrieb zu schaffen. Es optimiert das Nutzflächenmanagement und die Betriebskosten. Das Potenzial zur Kosteneinsparung in der Betriebsphase wird dabei noch häufig übersehen. Durch die Darstellung der Anlagen in einem BIM-Modell wird nicht nur die örtliche Lage der Anlagen angezeigt, sondern auch deren Status. Somit ist ein sofortiger Einblick in den betroffenen Bereich gegeben, wenn eine Störung der Gebäudeinfrastruktur vorliegt. Die Auswirkungen können schnell bewertet und bei Bedarf das medizinische und/ oder technische Personal informiert werden, was zu einer schnellen Reaktion führt und die Auswirkungen auf den täglichen Betrieb reduziert. Auch Bestellprozesse für Wartungs- und Instandhaltungsmaterial können damit optimiert werden.
Technik im Dienste der Patient*innen
Smart Hospitals kombinieren die Effizienzsteigerung und Kosteneinsparung mit der Verbesserung der Zufriedenheit von Patient*innen und Mitarbeitenden. Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Verbesserung der Patient*innenzufriedenheit ist neben der großen Sorgfalt für den Heilungsprozess die Bereitstellung eines WLAN-Zugangs im Raum, damit die Patient*innen mit Freunden und Familie in Kontakt bleiben können. Auch ganz oben auf der Rangliste zur Verbesserung der Patient*innenzufriedenheit ist die autonome Raumkontrolle – die Möglichkeit, selbst Temperatur und Licht zu steuern, ist entscheidend, um sich weniger abhängig zu fühlen. Oftmals noch müssen die Patient*innen das Pflegepersonal bitten, um die Raumbedingungen zu ändern; dies erfordert vom Personal einen zusätzlichen Zeitaufwand und führt dazu, dass sich die Patient*innen unnötig abhängig fühlen. Für Patient*innen, die gelähmt sind oder aus anderen Gründen nicht in der Lage sind, intelligente Geräte zu bedienen, werden auch Sprach-Raumsteuerungen angeboten – damit können die Patient*innen jeden Zustand ändern, indem sie den Sprachassistenten bitten, z. B. das Licht zu dimmen oder die Temperatur zu erhöhen.
Die Vision für die zukünftigen Smart Hospitals ist es, dass alle Daten, die gesammelt oder kontrolliert werden, auch erfasst und mit den Leistungskennzahlen von Kliniken abgeglichen werden. So kann durch Temperatur, Lichtverhältnisse, Luftfeuchtigkeit usw. eine höhere Patient*innenzufriedenheit bewirkt werden. Weiters können Bedingungen geschaffen werden, um Infektionen zu minimieren und sogar Aggressionspotenzial zu reduzieren, indem zum Beispiel in Bereichen, wo Personen durch Wartezeiten gereizt sind, die Lichtfarbe und -intensität oder die Temperatur verändert wird, sodass eine entspanntere Umgebung geschaffen wird. Dadurch wird das Gebäude schlussendlich auch so genutzt, dass Kernprozesse von Kliniken optimiert werden.