Energie : Studie belegt Potenzial der
Bauteilaktivierung

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Bis 2030 muss elektrische Energie in Österreich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen kommen. Bis 2040 soll Klimaneutralität erreicht werden. Das sind ambitionierte Ziele, aber durchaus realistisch, ist Rudolf Zrost, Präsident der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie, VÖZ, überzeugt: „Aber die volle Wirkung für den Klimaschutz kann nur erreicht werden, wenn Beton entlang der Wertschöpfungskette bestmöglich eingesetzt wird. Dazu zählen Überlegungen, wie die Energie gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt verwendet werden kann.“

Keine Raketenwissenschaft

Die Bauteilaktivierung erweist sich dabei als zukunftstaugliche Technologie, erläutert Sebastian Spaun, Geschäftsführer VÖZ. Die Bauteilaktivierung sei technologisch „keine Raketenwissenschaft", sondern „einfach umsetzbar" - das Potenzial dahinter gewaltig. Seit vielen Jahren erhebt das Klimaschutzministerium im Rahmen der Kooperation mit der Internationalen Energieagentur IEA die Marktentwicklung innovativer Energietechnologien in Österreich. Jetzt wurde im Auftrag des BMK erstmals auch eine Markterhebung „Energiespeicher in Österreich“ für das Jahr 2020 durchgeführt, als Technologie mit an Bord auch die thermische Bauteilaktivierung.

121.200 Gebäude

Die thermische Speicherfähigkeit und Trägheit von massiven Bauteilen oder Gebäuden ermöglichen es, den Energiebedarf für das Heizen und Kühlen zeitlich zu verschieben. Die Zufuhr von Wärme oder ihre Abfuhr im Fall der Kühlung kann durch entsprechende Regelung bevorzugt zu jenen Zeiten erfolgen, in denen erneuerbare Energie zur Verfügung steht. Gebäude mit thermischer Bauteilaktivierung können daher so geheizt und gekühlt werden, dass der Betrieb dem gesamten Energienetz bzw. -system dienlich ist. Vorteile für das Energienetz ergeben sich vor allem dann, wenn der Netzbetreiber die Möglichkeit hat, die Last über eine Schnittstelle in gewissem Rahmen zu steuern. In den meisten Fällen werden aktivierte Bauteile mit einer elektrisch angetriebenen Wärmepumpenanlage kombiniert. Wärmepumpen sind in Österreich seit dem Jahr 2015 mit einer entsprechenden Smart-Grid-Schnittstelle ausgestattet.

Als Untersuchungsgegenstand verblieben in der Studie somit thermisch aktivierte Bauteile und Gebäude, welche mittels elektrisch angetriebener Wärmepumpenanlage mit Wärme und/oder Kälte versorgt werden. 2020 waren es an die 121.200 Gebäude, dies entspricht einem maximalen Lastverlagerungspotenzial von ca. 0,43 Gigawatt (elektrisch). Die Steigerung dieses Potenzials von 2019 auf 2020 betrug dabei ca. 20 Prozent. „Bei der Aktivierung von Bauteilen und Gebäuden handelt es sich um einen Wachstumsmarkt mit einem großen zukünftigen Potenzial. Aufgrund der seit dem Jahr 2000 kontinuierlich steigenden Absatzzahlen von Heizungswärmepumpen gewinnt dieses Heizsystem immer größere Marktanteile", bestätigt Projektleiter Peter Biermayr vom Ingenieurbüro Enfost das Fazit der Studie.