KI in der Sanitärproduktion : Intelligentes Assistenzsystem entlastet Produktion

Über 35 Millionen Produktvarianten machen den Produktionsprozess von Bette komplex und können zu Engpässen an einzelnen Maschinen oder Arbeitsplätzen führen.

Über 35 Millionen Produktvarianten machen den Produktionsprozess von Bette komplex und können zu Engpässen an einzelnen Maschinen oder Arbeitsplätzen führen.

- © Bette

Das deutsche Sanitärunternehmen Bette geht mithilfe von künstlicher Intelligenz neue Wege bei der Produktion an seinem Stammsitz im nordrhein-westfälischen Delbrück. In enger Zusammenarbeit mit dem regionalen Kompetenzzentrum Arbeitswelt Plus hat der Hersteller von Badelementen aus Stahl-Email am Leuchtturmprojekt ImpliKIt teilgenommen, dessen Ergebnisse im Mai 2024 in die Regelproduktion überführt wurden.

Die Produktpalette von Bette umfasst Badewannen, Duschflächen und Waschtische sowie die dazugehörigen Installationssysteme. Mehr als die Hälfte der Badelemente werden nach individuellen Kundenwünschen gefertigt, insgesamt können über 35 Millionen verschiedene Produktvarianten hergestellt werden. Das neu implementierte KI-gestützte Assistenzsystem unterstützt bei den teils hochindividuellen Produktionsplanungsprozessen. So kann die Produktionseffizienz gesteigert und die knapp 400 Mitarbeitenden innerhalb der Produktion entlastet werden.

>> Immer up to date mit Meinungen und News aus der Branche sein? Abonnieren Sie unsere Newsletter: Ob wöchentliche Übersicht, Planer*innen-Newsletter oder Sanitär-Trendletter – mit uns bleiben Sie informiert! Hier geht’s zur Anmeldung!

Mithilfe von KI können Störungen im Produktionsablauf vorhergesehen und die Planung so angepasst werden, dass die Arbeitsplätze gleichmäßig ausgelastet und einzelne Mitarbeitende nicht überlastet werden.

- © Bette

KI-Assistenzsystem lernt aus Betriebsdaten

Viele Aufträge, die bei Bette eingehen, sind einzigartig und erfordern eine präzise Abstimmung zahlreicher Prozessschritte. Diese Komplexität kann zu Engpässen an einzelnen Maschinen oder Arbeitsplätzen führen, wenn unvorhergesehene Störungen wie Maschinenausfälle oder Nacharbeiten den Produktionsfluss beeinträchtigen. Für die Mitarbeitenden bedeutet dies wiederum Belastungsspitzen.

An diesem Knackpunkt setzt das KI-Projekt an: Mithilfe künstlicher Intelligenz will das Assistenzsystem solche Störungen vorhersehen und die Planung so anpassen, dass die Auslastung gleichmäßig verteilt und Überlastungen vermieden werden. Dadurch sollen nicht nur Belastungsspitzen abgefedert und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöht, sondern auch die Effizienz der Produktion insgesamt gesteigert werden.

>>> Karl Ochsner: Künstliche Intelligenz sichert den Standort Österreich

Die Entwicklung des KI-Assistenzsystems startete im Februar 2021 und war eng mit den täglichen Abläufen in der Produktion verknüpft war. In intensiver Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Arbeitswelt.Plus und unter Einsatz modernster Technologien im Bereich des maschinellen Lernens wurde ein Modell erstellt, das die realen Produktionsdaten von Bette abbildet. Kern des Systems ist ein Algorithmus, der kontinuierlich aus historischen Betriebsdaten lernt und Muster in den Produktionsabläufen erkennt. Diese Muster helfen, potenzielle Engpässe und Störungen im Produktionsfluss frühzeitig zu identifizieren.

Die Rückmeldungen unserer Mitarbeitenden sind wirklich positiv, und sie berichten von einer deutlichen Entlastung im Arbeitsalltag.
Thilo C. Pahl, Bette

Proaktive Produktionsplanung durch KI

Die Integration eines solchen Vorhersagemodells in die Produktionsplanung ermöglicht es den Planer*innen bei Bette, proaktiv zu handeln, anstatt nur zu reagieren. Das System simuliert verschiedene Produktionsszenarien und gibt Empfehlungen zur Optimierung der Produktionsreihenfolge für eine störungsfreie Produktion. Im Moment ist das Assistenzsystem in der Lage, Belastungen für einzelne Arbeitsplätze für die nächsten fünf Stunden zuverlässig vorherzusagen. Darüber hinaus ermöglicht es eine dynamische Anpassung der Arbeitslast, indem es basierend auf der aktuellen Situation in der Produktion Änderungen in Echtzeit vorschlägt.

Damit die Implementierung des KI-gestützten Assistenzsystems von der Belegschaft akzeptiert wird, wurde sie früh in den Entwicklungsprozess einbezogen. Durch regelmäßige Befragungen im Arbeitsprozess konnte festgestellt werden, an welchen Arbeitsplätzen Produktionsstaus und Belastungsspitzen auftreten und wie diese durch das Assistenzsystem abgefedert werden. „Die Rückmeldungen unserer Mitarbeitenden sind wirklich positiv, und sie berichten von einer deutlichen Entlastung im Arbeitsalltag. Die Planungsgenauigkeit wird besser und wir haben die Möglichkeit, proaktiv auf Störungen zu reagieren. Beides macht unsere Produktion resilienter und dynamischer“, erklärt Thilo C. Pahl, Geschäftsführer von Bette.

Seit Mai 2024 ist das KI-Assistenzsystem nach der rund dreijährigen Entwicklungsphase vollständig in den regulären Produktionsplanungsprozess bei Bette integriert und wird weiterhin optimiert. „Mit diesem System wissen wir heute viel mehr über unsere Prozesse. KI wirkt hier positiv: Die Einsichten und Erkenntnisse sind für uns alle nützlich, denn sie machen uns das Leben und Arbeiten leichter“, schließt Pahl. Das Unternehmen verspricht sich davon weitere Effizienzsteigerungen und Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch eine gleichmäßige Produktionsauslastung und das Vermeiden von Belastungsspitzen.

Die Endkontrolle ist ein typischer Arbeitsplatz, der Staus verursachen kann: Werden hier sehr viele Werkstücke für Nacharbeiten aussortiert, geraten die Arbeitsplätze für die Nachbearbeitung unter Stress – mithilfe des KI-Assistenzsystems lässt sich das vermeiden.
Die Endkontrolle ist ein typischer Arbeitsplatz, der Staus verursachen kann: Werden hier sehr viele Werkstücke für Nacharbeiten aussortiert, geraten die Arbeitsplätze für die Nachbearbeitung unter Stress – mithilfe des KI-Assistenzsystems lässt sich das vermeiden. - © Bette