Aus TGA 5: Interview : "Homeoffice sehe ich im Bereich der Ingenieurbürotätigkeiten eher kritisch"

Das Ingenieurbüro Lakata GmbH mit den Standorten Villach und Wien plant Großbauten wie Bürohäuser, Schulen, Einkaufszentren, Flughäfen und Krankenhäuser. Geschäftsführer ist Markus Greile, von dem TGA wissen wollte, wie er sein Unternehmen durch die Krise navigiert hat, was er von Homeoffice hält und wie er die Zukunft seines Berufsstandes sieht.

Herr Greile, Sie sind seit einigen Jahren Geschäftsführer der Ingenieurbüros Lakata. Was genau umfasst ihr Tätigkeitsbereich?

Markus Greile: Die Ingenieurbüro Lakata GmbH mit ihren zwei Firmenstandorten in Villach und in Wien kann auf eine erfolgreiche 35-jährige Firmengeschichte mit Höhen und Tiefen zurückblicken. Unser Bearbeitungsspektrum umfasst alle Ingenieurtätigkeiten im Bereich der Haustechnik. Die Umsetzung der Grundsätze der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit unter Berücksichtigung der Energieeffizienz und Ressourcenschonung ist uns ein besonderes Anliegen.

Wie kam Ihr Unternehmen durch die Corona-Krise? War ein Rückgang bei der Auftragslage bemerkbar?

Greile: Die Auswirkungen der Corona-Krise waren für uns spürbar. Mit Beginn der Krise war die Verunsicherung bei Investoren groß, welche zu einem Einbruch der Projektentwicklungen im Bereich der Hotels und Bürobauten, insbesondere im urbanen Bereich, führte. Die Verschiebung geplanter Projektentwicklungen hat besonders am Wiener Standort einen Umsatzrückgang beschert. Bereits in Bearbeitung befindliche Projekte wurden mit Einschränkungen weitergeführt. Ich habe mich entschieden, die Bindung der Mitarbeiter als oberste Priorität zu setzen. Alle Mitarbeiter konnten in einer Vollanstellung gehalten werden.

Hat sich die Situation seitdem stabilisiert?

Greile: Seit Einführung der Investitionsprämie ist eine Besserung der Auftragslage erkennbar. Die verstärkte Investitionsbereitschaft der öffentlichen Körperschaften sowie der wachsende Optimismus bei den Investoren sind nun wieder spürbar. Unser Ziel ist es, den Umsatz im nächsten Jahr auf das Niveau vor der Krise zu heben.

Welches Resümee ziehen Sie nach Ihrer Erfahrung mit Homeoffice und Zoom-Meetings? Sind diese Alternativen für Ihren Berufsstand zukunftsreif?

Greile: Die Einführung des Homeoffice sehe ich im Bereich der Ingenieurbürotätigkeiten eher kritisch. Die Verwendung von komplexen CAD-Bearbeitungsprogrammen durch mehrere Mitarbeiter sowie der damit erforderliche Abstimmungsbedarf sind aufgrund der räumlichen Entfernung viel umständlicher durchzuführen. Die erforderliche Bearbeitungsgeschwindigkeit über das Internet ist im ländlichen Raum nicht vorhanden, der Ausbau der Glasfasertechnologie in Österreich sollte daher ein zentrales Anliegen sein. Die Verwendung von Videokonferenzen für Planungsabstimmungen hat eine Verdichtung der Abstimmungstermine zur Folge, da Wegzeiten wegfallen. Ab dem Ausführungsstadium der Projekte sind Videokonferenzen weniger zweckmäßig, da besonders die Tätigkeiten im Bereich der Qualitätssicherung vor Ort massiv eingeschränkt sind. Die Nutzung der neuen Kommunikationsmedien wird auch künftig eine Rolle in der Projektbearbeitung spielen.

Wären Sie an einer Funktionärstätigkeit in Ihrer Fachgruppe interessiert?

Greile: Für mich ist die Funktionärstätigkeit in unserer Fachgruppe derzeit keine Option. Ich möchte es aber für die Zukunft nicht generell ausschließen.

Sie führen Büros in zwei Bundesländern. Sind Unterschiede zwischen den beiden erkennbar?

Greile: Grundsätzliche Unterschiede in den Themen aufgrund der topografischen Lage sind zwar nach wie vor vorhanden, haben sich aber im Laufe der Jahre verringert. Die Mitarbeiterrekrutierung gestaltet sich in Kärnten grundsätzlich schwierig. Ein entsprechendes Ausbildungsangebot sowie die Führung eines Zweiges der Gebäudetechnik und Energiemanagement in einer Höheren Technischen Bundeslehranstalt in Kärnten wäre wünschenswert.

Das Verbot für Gasheizungen rückt stetig näher. Planen Sie überhaupt noch Gasheizungen?

Greile: Grundsätzlich basieren unsere Planungsansätze auf der Verwendung hocheffizienter, alternativer Wärme- und Kälteversorgungssysteme. Der Anteil von Gasheizungen ist bereits sehr gering und weiter rückläufig. Alternativen sind im Bereich der Wärmepumpentechnologie zu suchen, wobei auch hierbei mit negativen Begleiterscheinungen wie steigendem Schallsmog zu rechnen ist.

Wie sehen Sie die Entwicklung Ihres Berufsstandes zukünftig?

Greile: Ich sehe eine hohe Nachfrage im Bereich der Gebäudetechnikplanung auf uns zukommen. Nachdem ein Rückgang der AbsolventInnen in den Ausbildungsstätten ersichtlich ist, sehe ich Handlungsbedarf im Bereich der Jugendförderung. Der Fachkräftemangel kann nur durch entsprechende Ausbildung und Motivation der Jugend durch ein attraktives Berufsbild und positives Image nachhaltig reduziert werden. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist auch die Begeisterung von Frauen für die Technik an sich.