Regenwassernutzung : So kann mit Regen Trinkwasser gespart werden

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Zwei Liter fließen durch die Speiseröhre, 15 Liter in die Waschmaschine und rund 35 Liter werden die Toilette runtergespült: Jede Österreicherin und jeder Österreicher verbraucht täglich rund 130 Liter Trinkwasser. Während das Wasser, das tatsächlich getrunken wird, eine besonders hohe Qualität gewährleistet werden muss, könnte für das Wäschewaschen und die Toilettenspülung auch Nutzwasser verwendet werden. Eine immer beliebtere Möglichkeit dafür ist die Regenwassernutzung.

Eine Regenwassernutzungsanlage besteht meist aus Leitungsnetz, Hauswasserwerk, Filter und Zisterne. An Regentagen wird das Niederschlagswasser durch den Filter in den Speicher geleitet. Dafür wird ein beruhigter Zufluss genutzt, damit keine Schmutzstoffe, die sich am Boden abgelagert haben, aufgewirbelt werden. Damit der Speicher während längerer Regenperioden nicht überläuft, wird außerdem ein Anschluss zum Kanal oder zu einer Versickerungsmulde angebracht. Überschüssiges Regenwasser kann somit einfach abfließen. Vom Speicher aus kann das Wasser dann an die verschiedenen Verbrauchsstellen weitergeleitet werden. „Die Regenwassernutzung lohnt sich für jeden, der neu baut, denn dann ist die Leitungsführung am besten integrierbar. Im Außenbereich kann für die Bewässerung des Rasens, Gemüse und Blumen sowie für Reinigungszwecke wie Autowäsche aber auch gut nachgerüstet werden“, erklärt Norbert Riedl, zuständig für Produktentwicklung, Projektierung und Service beim oberösterreichischen Anbieter für Regenwassernutzung und Schachttechnik Ecotechnic. Je nach Leitungsführung im Gebäude kann aber auch im Bestand nachträglich eine Regenwassernutzungsanlage installiert werden.

Wichtig ist bei der Anlage vor allem die richtige Dimensionierung des Wasserspeichers. Die Zisterne wird bei den meisten Analgen unter der Erdoberfläche installiert, da das Regenwasser dort vor Wärme und Licht geschützt und damit länger haltbar ist. Wird laufend Frischwasser hinzugefügt, kann das Wasser mehrere Wochen lang verwendet werden. Ist der Tank aber überdimensioniert und verweilt das Wasser dadurch zu lange im Speicher, kann das die Wasserqualität beeinträchtigen. Die Größe des Regenwasserspeichers richtet sich nach dem Verbrauch sowie dem jährlichen Niederschlag in der Region und sollte unbedingt vom Fachmann oder der Fachfrau berechnet werden. Ein kleinerer Tank bedeutet dabei nicht, dass die Bewohnerinnen und Bewohner im Sommer auf dem Trockenen sitzen – mit einer automatisierten Anlage kann ganz einfach Trinkwasser nachgespeist werden, wenn der Speicher leer ist.

Erderwärmung befeuert Trend

Zwar ist Österreich als sehr wasserreiches Land nur einem geringen Trockenheitsrisiko ausgesetzt, die regionale Verteilung der Wasserressourcen ist aber nicht immer gleichmäßig. In einigen Gemeinden wird die Erderwärmung deshalb besonders spürbar und lange Trockenperioden führen zu Trinkwassermangel. Die Bürgermeister bitten um sparsamen Wassereinsatz, die Vorgärten wollen aber trotzdem bewässert werden. Immer mehr Hausbesitzer setzen deshalb auf eine Regenwassernutzungsanlage, bemerkt man auch bei Ecotechnic: „Es ist ein Trend – auch in diesem Sommer. Wir spüren eine verstärkte Nachfrage, die dazu führt, dass es bei den Behältern teilweise zu längeren Lieferzeiten kommt“, so Riedl. Gerade durch die Corona-Pandemie steht Autarkie bei vielen Hausbesitzern im Vordergrund, der Trend wird damit nochmals verstärkt. Zwar kann das Regenwasser nicht als Trinkwasser verwendet werden, im Haushalt sorgt eine Regenwassernutzungsanlage aber für deutliche Einsparungen: „Durchschnittlich können in einem Vier-Personen-Haushalt rund 83 Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr eingespart werden“, so Riedl.

Für das kostenlose Brauchwasser muss aber erstmal investiert werden. Die Kosten für eine Regenwassernutzungsanlage für einen Vier-Personen-Haushalt liegen zwischen 4.000 und 5.000 Euro. Wird nur eine Anlage für den Außengebrauch installiert, muss etwas weniger investiert werden. Zwar können die Systeme auch relativ günstig im Baumarkt erworben werden, der Experte rät davon aber dringend ab: „Ein Fachunternehmen übernimmt die Beratung und projektiert die richtige Tankgröße, Filtersystem, Pumpe sowie Leitungsführung. Wir erleben außerdem immer häufiger, dass günstige Tanks weniger stabil sind und nach einiger Zeit vom Gewicht der Erde zusammengedrückt werden und brechen“, so Norbert Riedl.