Meinung : Das Badezimmer: Verschwindet die Mittelklasse wirklich?

TGA-Chefredakteur Klaus Paukovits
© WEKA Industrie Medien

Das Mittelpreis-Segment verschwindet, das ist eine der gefühlten Wahrheiten in der Sanitärbranche. Die gängige Meinung sagt: Während früher in der Badausstattung mit solider Qualitätsware noch gute Geschäfte gemacht werden konnten, so geht der Trend jetzt zu Billigprodukten und Eigenmarken des Großhandels. Gute Wachstumsaussichten und hohe Margen verspricht in schwierigen Zeiten wie diesen das Premium-Segment. Deshalb positionieren sich zunehmend mehr Hersteller als Anbieter für Design-Lösungen mit dem ganz großen Preisschild: Und zwar sowohl die Industrie als auch der Großhandel.

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Aber verschwindet das Mittelpreis-Segment wirklich? Ich denke, dass die Klarheit des Bildes derzeit von der Konjunkturdelle getrübt wird. Die Nachfrage nach Badsanierung ist aktuell am Boden. Die potenziellen Kund*innen investieren entweder in die Heizungssanierung, weil es Förderungen gibt und ein russischer Gaslieferstopp samt weiteren Verwerfungen am Energiemarkt noch lange nicht vom Tisch ist. Oder sie fahren nach den langweiligen Corona-Jahren auf Teufel-komm-raus in den Urlaub: Die Flugbranche hat ein Hoch wie nie.

Die Prognose, dass beides vorübergehen wird und auch die Badezimmer wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen werden, ist nicht besonders gewagt. Aber was werden die Leute dann in ihren Badezimmern haben wollen? Dass nicht sämtliche Nasszellen zu Premium-Wellness-Palästen umgebaut werden, ist auch klar. Werden abseits von Designer-Bädern wirklich nur mehr 08/15-Waschbecken mit welligen Rändern und Armaturen mit 1-Euro-Shop-Anmutung gefragt sein?

Ich meine nein. Es wird in Zukunft auch im Bad wieder die „second-cheapest“-Lösung am stärksten nachgefragt sein. Die entscheidende Frage ist eine andere: Wer wird das Mittelpreissegment von morgen liefern? Wird es die klassische Sanitärindustrie sein, oder wird der Großhandel seine Eigenmarken „upgraden“ und dieses Segment für sich beanspruchen, weil die Markenhersteller ohnehin die Flucht nach oben ins Premium-Segment antreten?

Gewinnen werden diejenigen, die sich nicht aus dem Massenmarkt verabschiedet, meine ich.