Sanitärmarkt in der Krise : Flaute für Badsanierung: Wie geht’s weiter?

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Ums Badezimmer ist es ruhig geworden. Badplaner Alexander Leopold formuliert es sogar noch deutlicher: „Ich erlebe eine gewaltige Flaute!“ Das Verwunderliche daran ist für ihn nicht die Tatsache, dass die Nachfrage nach der Sonderkonjunktur der letzten Jahre gesunken ist, denn Ups und Downs gab es in diesem Geschäft immer. Das Ungewöhnliche ist die Dauer der Flaute im Badgeschäft.

Drei einander verschränkende Gründe sind es, die zur anhaltenden Talsohle beitragen: Zum einen die Neubaukrise wegen Inflation, Baukosten und Kreditfinanzierung; zum anderen der Nachholbedarf der Menschen in Sachen Urlaub nach den Corona-Lockdowns. „Die Baustellen schleppen sich im Schneckentempo dahin, während die Bauherr*innen in ferne Länder jetten. Laut Radio 88,6 ist es normal, zu einem Metallica-Konzert nach Kanada zu fliegen; da ginge sich fast schon ein Bad aus“, so Leopolds launiges Fazit.

Der dritte Grund liegt für ihn aber auch an den fehlenden Handwerker*innen. Er berichtet von Installateur*innen, die mit Beginn des Ukraine-Kriegs bewusst begannen, Bäderprojekte abzusagen, um sich mit ihrer Mannschaft ganz auf das lukrative Heizungsgeschäft in der Gaskrise zu konzentrieren.

Alexander Leopold ist immer für kreative und unerwartete Lösungen gut: Wenn man ihn um ein Foto im Bad-Umfeld bittet, kann auch schon mal eine Fotomontage als Michael Jackson rauskommen.
Alexander Leopold ist immer für kreative und unerwartete Lösungen gut: Wenn man ihn um ein Foto im Bad-Umfeld bittet, kann auch schon mal eine Fotomontage als Michael Jackson rauskommen. - © Alexander Leopold
Die Baustellen schleppen sich im Schneckentempo dahin, während die Bauherr*innen in ferne Länder jetten.
Alexander Leopold

Urlaubs-Hype und Preissensibilität

Oliver Riedel, Installateur und Badsanierungsspezialist in Wien, gehört sicher nicht zu jenen, die aktiv aufs Bad verzichten. Seine Diagnose ist ähnlich: „Wir sind immer mit drei bis sechs neuen Badprojekten für das folgende Jahr in die Weihnachtspause gegangen und wussten daher so circa, was wir bis März zu tun hatten. 2023 waren Anfragen und Auftragsstand am Jahresende erstmals genau Null“, so Riedel.

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Der Einbruch kam nach dem Sommer letzten Jahres. Neben dem Urlaubshype, der nach den Corona-Pausen zu einem Hoch der davor gebeutelten Tourismuswirtschaft führt, ortet Riedel aber auch hohe Preissensibilität bei den Kund*innen: „Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, Installations-Arbeiten und andere Gewerke wie Fliesenlegen separat anzubieten, damit die Kund*innen sich aussuchen können, ob sie dafür jemanden anderen beauftragen“, sagt der Kleinbadspezialist. Als empfehlenswert hat sich das nicht herausgestellt, denn dann muss der Auftraggeber etwa selbst für die Abdichtung geradestehen, statt das mit Gewährleistung aus einer Hand zu bekommen.
2023 waren Anfragen und Auftragsstand am Jahresende erstmals genau Null.
Oliver Riedel

Teilsanierung ist nicht Teil der Lösung

Die Teilsanierung des Bades, die kund*innenseitig gerne als Überbrückungslösung gewünscht wird, ist für Riedel aus ähnlichen Gründen keine gute Option. So sind die Kosten für die normgerechte Vorbereitung und Abdichtung die gleichen, wie wenn nur Dusche oder Wanne statt des kompletten Bads saniert werden – die Ersparnis ist deshalb viel geringer als erhofft.

Alexander Leopold nennt noch einen weiteren Grund, warum die Teilsanierung nicht die erhoffte Erleichterung bringt: „Man kann so Umsatz mit geringerem Gewinn lukrieren, vernichtet allerdings damit Badprojekte, die in naher Zukunft vielleicht höherwertig möglich sind.“

Leopold sieht einen Teil des Problems auch bei den Herstellern, die derzeit mehr mit Fusionen und Übernahmen beschäftigt seien als mit der Entwicklung neuer Sanitärprodukte: „Endkund*innen wird in der Zwischenzeit mit Postings in Social Networks bedient, die meist der blanken Bildpräsenz dienen.“ Dort werden toll aussehende Renderings in hyperrealistischem 3D gezeigt, in denen aber nie Wasser fließt. Wenn dadurch angestachelte Interessent*innen dann von Praktiker*innen gesagt bekommen, dass seine Wunschlösung technisch unmöglich sei, führt das zu weiterer Frustration bei potenziellen Badkund*innen.

Oliver Riedel hat das Lastenfahrrad seines Unternehmens als Marketinginstrument aktiviert und macht sich damit verstärkt im Bezirk sichtbar.
Oliver Riedel hat das Lastenfahrrad seines Unternehmens als Marketinginstrument aktiviert und macht sich damit verstärkt im Bezirk sichtbar. - © Oliver Riedel

Aufschwung in Sicht

Was also tun? Oliver Riedel setzt auf klassische Marketing-Aktivitäten im Bezirk durch das Verteilen von Flyern und das Reaktivieren des auffälligen Lastenrads seines Unternehmens: „Ich lege derzeit viele Wege statt zu Fuß oder mit dem Auto mit dem Fahrrad zurück, um sichtbar zu werden. Und fit hält es außerdem“, lächelt Riedel. Mit einer Nachfragesteigerung rechnet er ab Herbst 2024: „Das mit dem Urlaubs-Hype wird sich dann wieder normalisieren.“

Alexander Leopold sieht derzeit schon einen leichten Anstieg bei der Nachfrage. Vor allem notwendige Sanierungen nach Wasserschäden seien im Steigen begriffen, und auch der beginnende Umbau von leerstehenden Bürohäusern in Wohnraum beginne sich zu einer Auftragsquelle für das Badgeschäft zu entwickeln. Auch das ist eine Folge der Neubauflaute. Das Bad wird zurückkommen – aber anders als gedacht.

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