EY-Studie : Höhere Energiepreise machen österreichischen Unternehmen zu schaffen

Mehr als jeder zweite österreichische Betrieb (52 %) sieht sich durch die gestiegenen Energiepreise sehr stark oder deutlich betroffen, wie eine aktuelle Studie der Beratungs- und Prüfungsorganisation EY zeigt, für die 600 mittelständische Unternehmen befragt wurden. Mehr als ein Viertel ist nach eigenen Angaben sogar sehr stark betroffen (28 %). Nur elf Prozent gaben an, kaum betroffen zu sein, sieben Prozent nehmen keine direkten Auswirkungen der gestiegenen Energiepreise wahr. Besonders stark betroffen sind der Studie nach der Transport-, Verkehrs- und Energiesektor (68 %) sowie die Industrie (59 %).

Gewinnrückgänge werden verzeichnet

Jene Unternehmen, die stark von den gestiegenen Energiepreisen betroffen sind, spüren das vor allem beim Gewinn: 63 Prozent stellten einen Gewinnrückgang fest. Etwa die Hälfte der betroffenen Betriebe (44 %) versucht andere laufende Kosten zu reduzieren, sieben Prozent müssen voraussichtlich Personal abbauen oder haben das bereits getan. Zwei Prozent befürchten sogar eine Insolvenz.

„Unabhängig davon, wie sich die Umsätze der Unternehmen entwickeln, wirken sich die stark gestiegenen Energiekosten direkt auf die Gewinne der Unternehmen aus. Das kann mittel- bis langfristig zum Problem werden – vor allem, wenn am Ende des Jahres statt einem Gewinn Verluste übrigbleiben“, erklärt Christina Khinast, Leiterin des Energiesektors bei EY Österreich. Mögliche Maßnahmen zum Gegensteuern sind laut der Expertin die Identifikation und Umsetzung von Einsparungsmöglichkeiten bei Strom und Gas, die Ausschöpfung von Eigenproduktionsmöglichkeiten bzw. Analyse zur potenziellen Nutzung von Energiegemeinschaften sowie die Optimierung des Energieeinkaufs.

Etwas weniger als die Hälfte der Unternehmen (48 %) sieht sich derzeit von den gestiegenen Energiekosten wenig betroffen. Der häufigste Grund (54 %) dafür ist ein geringer Anteil von Energiekosten an den gesamten Produktionskosten. Aber auch eine vorausschauende Energieplanung hat rund jedes fünfte Unternehmen gut auf die aktuelle Situation vorbereitet: 21 Prozent der weniger betroffenen Betriebe haben das eigene Energiesystem bereits so umgestellt, dass Kosten gespart werden können.

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Versorgungsengpässe und Energiesparmaßnahmen

Etwa ein Viertel (24 %) der Unternehmen befürchtet zudem Versorgungsengpässe im Energiebereich, insbesondere in den Wintermonaten. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil der Unternehmen in den Branchen Soziales, Wissenschaft, Bildung, Kultur (46 %) und Transport, Verkehr, Energie (36 %). Die große Mehrheit der Unternehmen (76 %) sieht hingegen eher keine Gefahr bei der Versorgungssicherheit in Bezug auf Energie.

Das Worst-Case-Szenario wäre laut Khinast ein Blackout: „Aber auch kürzere Versorgungsengpässe können für Betriebe zum echten Problem werden – beispielsweise, weil Kühlketten unterbrochen werden oder die Produktion zumindest vorübergehend stillsteht."

Aktuell setzen bereits mehr als drei von fünf Unternehmen (63 %) Energiesparmaßnahmen um, weitere elf Prozent haben dies für die kommenden sechs Monate geplant. Die Mehrheit (52 %) hat zudem bereits Energieeinsparpotenziale erhoben, 14 Prozent der Betriebe haben sich das für die kommenden sechs Monate auf die Agenda gesetzt. Mehr als ein Drittel (37 %) der befragten Unternehmen investiert in den Ausbau eigener Energieerzeugungskapazitäten, fast jedes dritte Unternehmen plant überdies bereits Eigenerzeugungskapazitäten (32 %).

„Eigenerzeugungskapazitäten wie zum Beispiel Photovoltaik werden für Unternehmen in Zukunft immer wichtiger werden – auch deshalb, weil der Strombedarf in den Industrieländern stetig steigt. Unternehmen, die selbst Energie erzeugen, können damit bis zu einem Drittel ihres Energiebedarfs abdecken“, so Khinast.

Christina Khinast, Leiterin Energiesektor bei EY Österreich
Christina Khinast, Leiterin Energiesektor bei EY Österreich - © EY / Christina Häusler

Gut zu wissen: Über die Studie

Für die Studie wurden 600 mittelständische Unternehmen in Österreich befragt, die nicht kapitalmarktorientiert sind und zwischen 30 und 2.000 Mitarbeitende beschäftigen. Die Befragung wurde zwischen Oktober und Dezember 2022 telefonisch durch ein unabhängiges Marktforschungsinstitut durchgeführt.