Biomasse : Das sind die aktuellen Pellets-Preistreiber
Die kletternden Energiekosten machen auch vor den Pellets nicht Halt. Ende Mai lag der österreichische Pelletspreis um mehr als 53 Prozent über dem Vorjahr. proPellets Austria sieht die Gründe dafür in vier Faktoren: Den steigenden Produktionskosten, der Nachfrage aus dem Ausland, dem verstärken Einsatz von Pellets in europäischen Kraftwerken sowie den ausfallenden Lieferungen aus Russland, Belarus und der Ukraine nach Europa.
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„Die internationalen Energie-Märkte sind, nicht zuletzt durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine, im Umbruch und das beeinflusst auch den heimischen Pelletmarkt."
Christian Rakos, Geschäftsführer von proPellets Austria und Präsident der World Bioenergy Association
Detailanalyse der Preistreiber
- Steigende Produktionskosten: Die Produktionskosten für Holzpellets sind nach Recherchen von proPellets Austria um rund 40 Prozent gestiegen. Ausschlaggebend dafür sind die gestiegenen Preise für Sägespäne, hohe Stromkosten sowie Kostensteigerungen bei Ersatzteilen, Presshilfsmitteln, Verpackungsmaterial und den Transportkosten zu den Kund*innen.
- Nachfrage der Haushalte: Die hohen Energiepreise tragen dazu bei, dass immer mehr Haushalte in Europa - vor allem in Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich - auf Pelletheizungen umsteigen. Im Jahr 2021 zog das ein Mehrbedarf von 1,8 Millionen Tonnen nach sich. Für 2022 wird mit einem neuerlichen Mehrbedarf von rund 2,5 Millionen Tonnen gerechnet.
- Europäische Kraftwerke nutzen verstärkt Pellets für Strom- und Wärmegewinnung: Rund die Hälfte der in Europa jährlich genutzten 34 Millionen Tonnen Pellets werden in Kraftwerken - vor allem in Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark - für die Erzeugung von Strom und Wärme genutzt. Die hohen Preise für Kohle und Emissionszertifikate machten es für Kraftwerke wirtschaftlich attraktiver, mehr Pellets einzusetzen als bisher.
- Unterbrechung der Pelletlieferungen aus Russland, Belarus und der Ukraine aufgrund des Ukrainekrieges: Österreich ist davon nicht unmittelbar betroffen, da aus diesen Ländern bisher keine Importe erfolgten. Der Ausfall der Lieferungen, die insgesamt rund 3,2 Millionen Tonnen betrugen, führt in vielen Ländern aber zu einer Verknappung und zu Preissteigerungen, die sich auch auf die Nachbarländer auswirken.
Österreich profitiert von Inlandsproduktion: Aktueller Tonnenpreis
In Österreich sind Pellets trotz des Preisanstieges billiger als in Deutschland oder der Schweiz: Während Pellets in der Schweiz durchschnittlich etwa 460 Euro pro Tonne und in Deutschland 385 Euro pro Tonne kosten, lag der Preis Anfang Mai in Österreich bei 334 Euro pro Tonne. Grund dafür ist die hohe inländische Produktion in Österreich. Diese soll zudem noch gesteigert werden: In den nächsten zwei Jahren werden elf neue Pelletierwerke eröffnet, neun davon noch dieses Jahr. Fünf neue oder erweiterte Werke entstehen in Niederösterreich, zwei jeweils in Oberösterreich und der Steiermark und jeweils ein neues Werk in Kärnten und Tirol.
„Wir empfehlen unseren Kund*innen ihre Pellets für den kommenden Winter bald zu bestellen. Für das nächste Jahr erwarten wir eine deutliche Entspannung am heimischen Pelletmarkt, aufgrund der zahlreichen neuen Werke, die derzeit im Bau sind. Daher empfehle ich, auch nicht mehr als den Bedarf für den kommenden Winter zu kaufen“, so Rakos.
proPellets fordert verpflichtende Bevorratung
Zur zukünftigen Abfederung von ähnlichen Ereignissen wie aktuell, fordert proPellets eine gesetzlich verpflichtende Bevorratung von Pellets. Zusätzlich zu einem strategischen Lagerbestand von mindestens 75.000 Tonnen sollten jeweils bis Anfang Dezember saisonale Lagerbestände aufgebaut werden die ebenfalls 75.000 Tonnen (basierend auf dem erwarteten Pelletverbrauch von 2023) betragen, rechnet der Verband vor. „Der Ukraine-Krieg zeigt dramatisch, wie schnell die Energiemärkte in Turbulenzen geraten können“, erklärt Rakos. Was bei Öl und Gas selbstverständlich sei, müsse auch für Pellets gelten.