Gebäudeintegrierte Photovoltaik : Vom Bauwerk zur Energiezentrale

Fassadenintegrierte Photovoltaik macht mehr als eine Außenwand aus der Gebäudehülle – sie wird quasi zur Energiezentrale. Mit der Integration der PV-Module in die Gebäudehülle werden nicht nur Flächen effizienter genutzt, sondern auch architektonische Akzente gesetzt. Zunehmende Nachhaltigkeitsansprüche und die Suche nach dezentralen Energielösungen machen das Thema aktueller denn je. 

Warum fassadenintegrierte Photovoltaik ein Wachstumsmarkt ist – und was für die Planung und den Betrieb der Anlagen zu beachten ist, das diskutierte mit Thomas Becker, Geschäftsführer der ATB-Becker Photovoltaik, Alexander Moosbrugger, mo energy systems, Christoph Passecker, HTPG und Vera Immitzer, Geschäftsführerin PV Austria ein hochkarätiges Expertenpaneel unter der Moderation von Klaus Paukovits beim TGA Round Table am 27. März 2025.

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Klaus Paukovits, Christoph Passecker, Alexander Moosbrugger, Vera Immitzer und Thomas Becker beim TGA Round Table (v.l.n.r.)
Klaus Paukovits, Christoph Passecker, Alexander Moosbrugger, Vera Immitzer und Thomas Becker beim TGA Round Table (v.l.n.r.) - © WEKA Industrie Medien
Es ist wichtig, dass wir jede Fläche, die irgendwie zur Sonne schaut, auch nutzen.
Vera Immitzer, PV Austria

Photovoltaik auf der Fassade: Eine unterschätze Technologie

Österreichs Klimaziele machen einen Ausbau von Photovoltaik unerlässlich – aber wohin mit den Modulen? Neben der Freiflächen-PV und der klassischen Dach-PV rückt nun auch die Fassaden-PV ins Scheinwerfer-, äh, Sonnenlicht. Dafür ist es auch höchste Zeit, wie Thomas Becker, Geschäftsführer der ATB-Becker Photovoltaik, betonte, denn: „Die Photovoltaikfassade hat in den letzten Jahren ein Schattendasein gefristet."  Dabei eröffnet die Technologie einige einzigartige Vorteile im Bereich der Photovoltaik, etwa ein gleichbleibendes Erzeugungslastprofil im Jahresverlauf, keine Sorge um Schneelasten und die Nutzung des Potenzials von Gebäudehüllen.

„Es ist wichtig, dass wir jede Fläche, die irgendwie zur Sonne schaut, auch nutzen", stimmte auch Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Branchenverbands Photovoltaic Austria, zu. Je mehr genutzt Fläche, desto mehr dezentral produzierte, erneuerbare Energie, muss zukünftig auch ins Netz integriert werden können, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Wie die Fassaden-PV eigentlich mit der Netzstabilität im Zusammenhang steht, brauchte Alexander Moosbrugger, Visionär für skalierbare Photovoltaikfassaden bei mo energy systems, dabei auf den Punkt: „Die Fassade kannibalisiert das Dach nicht, sondern ist eine sinnvolle Ergänzung, weil sie das Netz nicht zusätzlich belastet. Sie bringt Strom im Winter oder in den Übergangsmonaten. Im Sommer, wenn alle Strom produzieren, ist der Ertrag über die Fassade eben schwächer." Christoph Passecker, Geschäftsführer der HTPG – Haustechnik Planungsgesellschaft, brachte darüber hinaus auch das Thema der Stromspeicherung vor Ort auf, was die Netze wiederum entlastet.

>>> PV-Marktprämie: Der „Hidden Champion“ unter den Förderungen

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Amortisation von Fassaden-PV-Anlagen. Hier wurde ein klarer Trend aufgezeigt: Trotz der anfänglich höheren Investitionskosten rechnet sich die Technologie, besonders im Hinblick auf den geringen Platzbedarf und die Möglichkeit, keine zusätzlichen Flächen für den PV-Ausbau zu benötigen. Das zeigte Becker auch beim Vergleich zu einer regulären Fassade auf: „Die Fassaden-PV erfüllt eine Bauteilfunktion und produziert Strom. Ein passives Bauteil amortisiert sich de facto nie, weil es nur Investitionen benötigt, aber keine Einnahmen bringt." Die Expert*innen warnten jedoch vor der Gefahr, dass politische Abhängigkeiten und unklare Förderstrukturen den Markt hemmen könnten. In diesem Zusammenhang wurde die Notwendigkeit weiterer politischer Anreize und langfristiger Förderprogramme hervorgehoben.

Die Diskutant*innen im Überblick

Thomas Becker, Geschäftsführer ATB-Becker Photovoltaik, Vera Immitzer, Geschäftsführerin Photovoltaic Austria, Christoph Passecker, Geschäftsführer der HTPG – Haustechnik Planungsgesellschaft und Alexander Moosbrugger, Gründer von Mo Energy Systems diskutierten unter der Moderation von TGA-Chefredakteur Klaus Paukovits

  • Ing. Thomas Becker ist Geschäftsführer der ATB-Becker Photovoltaik GmbH.
    Thomas Becker

     

    Ing. Thomas Becker ist Geschäftsführer der ATB-Becker Photovoltaik GmbH. Das Unternehmen beschäftigt sich seit 1986 mit den Themen Photovoltaik und Speicher und zählt damit zu den Pionieren der europäischen PV-Branche. Becker ist seit 2006 Vortragender in zahlreichen Ausbildungen und Studiengängen zum Thema Photovoltaik, Speicher und Energiemanagement. Er ist außerdem Mitglied des ÖVE TK E03 und Leiter der Arbeitsgruppe 4 (Speicher, Mini-Grid und Offgrid-Systeme). Becker ist Vorstandsmitglied des Bundesverbands Photovoltaic Austria.

    ATB-Becker Photovoltaik GmbH

    Die ATB-Becker Photovoltaik GmbH ist ein österreichisches Unternehmen mit Sitz in Absam, das sich seit 1986 auf Photovoltaik und Energiespeicher spezialisiert hat. Als Pionier der europäischen PV-Branche beliefert ATB-Becker Fachfirmen in Europa mit hochwertigen Komponenten und teilt sein Know-how aus mehreren Jahrzehnten Erfahrung. ATB-Becker ist der Generalimporteur und Exklusivvertreter des deutschen Herstellers Solarwatt in Österreich und bietet maßgeschneiderte Lösungen für Fachbetriebe und Endkunden. 

    Neben der Distribution von Premium-Solarmodulen, Energiespeichern und intelligenten Energiemanagementsystemen umfasst das Leistungsspektrum auch Beratung, Planung, Schulungen sowie Betriebsführung und Wartung. Das Unternehmen ist Mitglied der Wirtschaftskammer Tirol, des Bundesverbands Photovoltaic Austria und engagiert sich aktiv in Normungsgremien des Österreichischen Verbands für Elektrotechnik.

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  • VERA IMMITZER, GESCHÄFTSFÜHRERIN
    Vera Immitzer

     

    DI Vera Immitzer absolvierte das Studium Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der Universität für Bodenkultur Wien. Seit 2010 arbeitet Immitzer im Bundesverband Photovoltaic Austria, der österreichischen Interessenvertretung für Photovoltaik und Stromspeicherung. Seit damals betreut sie die politische Agenda mit und vertritt die Anliegen der Branche gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. 2017 ernannte der Vorstand sie zur Generalsekretärin. Seit 2019 ist Immitzer Geschäftsführerin des PV-Verbandes und Sprachrohr für die Anliegen der PV- und Speicherbranche in Österreich.

  • Christoph Passecker
    Christoph Passecker

     

    Ing. Christoph Passecker ist Geschäftsführer der HTPG – Haustechnik Planungsgesellschaft für Ver- und Entsorgungsanlagen und Experte für nachhaltige Energiekonzepte. Mit langjähriger Erfahrung in der Haustechnikplanung – insbesondere im Gesundheits- und Wellnessbereich – entwickelt er innovative Lösungen, die Effizienz und Nachhaltigkeit vereinen. Sein Fokus liegt auf der Integration erneuerbarer Energien wie Geothermie und Photovoltaik in moderne Gebäudetechnik.

  • Entwickler und Umsetzer bei mo energy systems GmbH.
    Alexander Moosbrugger

     

    Alexander Moosbrugger, ist Visionär für skalierbare Photovoltaikfassaden bei der mo energy systems GmbH. Der gebürtige Vorarlberger startete seine Karriere mit einer Ausbildung an der HTL für Bautechnik. Nach Erfahrungen im Kläranlagenbau und einem BWL-Studium wechselte er in die Glas- und Beschlägebranche. Als Geschäftsführer der m-systems GmbH entwickelte er Schiebeverglasungen für Fassaden und Balkone. Später arbeitete er bei Längle Glas und Glas Marte und war als Sachverständiger tätig. 

    Seine Projekte reichten von Ulaanbaatar bis Kalifornien. 2006 realisierte er die erste PV-Fassade in Dresden. Mit der Gründung der mo energy systems GmbH im Jahr 2022 verfolgt er nun ein klares Ziel: die Entwicklung und Vermarktung skalierbarer Montagesysteme für Photovoltaikfassaden im Bestand. Das Unternehmen setzt auf innovative Lösungen, um erneuerbare Energien nahtlos in die Architektur zu integrieren und nachhaltige Energieerzeugung in der Bestandsfassade großflächig verfügbar zu machen.