Medizinzentrum an der Universitätsklinik Rostock : Energie aus dem Erdreich
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Für die Universitätsklinik der Hansestadt Rostock, vertreten durch das Staatliche Bau- und Liegenschaftsamt Rostock, planten die Expert*innen für Gesundheitsbauten von ATP architekten ingenieure, Nürnberg, einen neuen Bau als Herzstück des Klinikareals. Dieser ist funktional mit dem Bestand so verwoben, dass eine schnellstmögliche Versorgung der Patient*innen garantiert ist.
Im Universitären Notfallzentrum (ehemals Zentrale Medizinische Funktionen - ZMF) ist alles untergebracht, was für ein modernes Universitätsklinikum auf internationalem Niveau benötigt wird: von der zentralen Notfallaufnahme mit Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach, über eine moderne Funktionsdiagnostik mit CRT und MRT bis hin zu fortschrittlichsten Laboren und Pflegestationen.
Baustein im Ensemble
Der Campus der Universitätsmedizin Rostock, auf dem sich seit den 1920er-Jahren medizinische Einrichtungen befinden, liegt nahe dem Stadtzentrum der Hansestadt. Für den Neubau auf diesem traditionsreichen Klinikareal entwickelte ATP Nürnberg eine klare städtebauliche Struktur, die im Einklang mit den Bestandsgebäuden steht:
Das UNZ schiebt sich aus der Gebäudeflucht heraus und bildet zwischen den beiden denkmalgeschützten Bauten der Chirurgie im Norden und der Klinik für Innere Medizin im Süden eine klar ablesbare Adresse. Der relativ flache, fünfgeschossige Baukörper mit einer Länge von 160 m und einer Breite von 40 m respektiert dabei mit Abstand, Form und Gestaltung den flankierenden Bestand und erhält damit die Gesamtwirkung des Ensembles.
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Schnell von A nach B
Die Wege in einem modernen Gesundheitsbau sollten möglichst kurz sein, die Abläufe schlank. Da das UNZ zahlreiche Bereiche in sich vereint, war ein besonders gut strukturiertes Logistik- und Personenverkehrskonzept erforderlich.
a) Vier Verbindungsachsen zum Bestand
Das UNZ nimmt innerhalb der Universitätsmedizin Rostock eine „Verteilfunktion“ zu den umliegenden Klinikbauten wahr. Über je zwei Verbindungsstränge zur Zentralen Inneren Medizin im Süden und dem Chirurgie-Gebäude im Norden sind die Bestandsgebäude nun horizontal mit dem UNZ vernetzt.
b) Feuerwehrdurchfahrt durch die Verbindungsgebäude
Nicht durch eine Durchfahrt, sondern direkt „durch das Gebäude“ gelangen Feuerwehrfahrzeuge im Brandfall oder Lastkraftwagen zur Revision von Großgeräten in die zwei Innenhöfe des Neubaus. Hierfür plante man im Erdgeschoss der Verbindungsbauten eigene „Fassadentore“, die bei Bedarf geöffnet und geschlossen werden können, sowie einen speziellen, mit Naturstein belegten Fußboden. Sind die Tore geschlossen, können Personal und Patient*innen witterungsgeschützt vom Neubau zu den Bestandsgebäuden gelangen.
c) Heliport
Der Landeplatz für Hubschrauber, bislang auf einer südlich vom Gebäude befindlichen „Schafswiese“ gelegen, ist nun direkt auf dem Dach des UNZ. Dies führte zu einer wesentlichen Verbesserung der Notfallversorgung und der betrieblichen Abläufe. Über einen Schnelllaufzug mit einer Lastauslegung von 2,5 Tonnen ist die Notaufnahme nun direkt und in Sekundenschnelle erreichbar.
d) Interne Wege
Eine funktional ausgerichtete innere Struktur und klare, übersichtliche Magistralen ermöglichen eine einfache Orientierung im Gebäude. Die Wegführung des UNZ unterscheidet grundsätzlich zwischen Besucher*innen, stationären und ambulanten Patient*innen sowie Personal (Drei-Bund-Cluster).
In jedem Geschoss führt eine Hauptmagistrale für Besucher*innen und Patient*innen vom westlichen zum östlichen Ende des Gebäudes. Ein zweiter Flur entlang der Nordfassade gewährleistet eine schnellstmögliche Vernetzung zwischen den Abteilungen. Im westlichen Gebäudeteil befindet sich die Liegendkrankenzufahrt mit entsprechendem Eingang sowie der Aufzug vom Helikopterlandeplatz.
Damit es auf der Untergeschoss-Magistrale vor den Leitstellen der Röntgendiagnostik zu keiner Überschneidung von Patient*innen- und Besucher*innen-Wegen kommt, hat man einen eigenen Versorgungsgang zwischen der Zentralen Innere Medizin und dem Universitären Notfallzentrum eingeplant.
Optischer Puzzlestein
Optisch fügt sich das Gebäude wie selbstverständlich in die Struktur des Klinikareals ein. Die lebendige Rhythmisierung mit variierenden Geometrien bildet einen spannungsvollen Kontrast zur strengen Fassadengliederung der umliegenden Bauten und eröffnet darüber hinaus auch zahlreiche Ein- und Ausblicke.
Die Nordseite des UNZ ist durch eine Fensterbandfassade mit ruhiger Anmutung gegliedert. Sie korrespondiert mit der historisierenden Gestalt der Chirurgie. Die Geschoßfolge der Parkfassade im Osten ist das Pendant zur Eingangsfassade im Westen, verwebt sich in ihrer konturierten Ausformung mit den natürlichen Formen des Patient*innenparks und erhöht so den zeichenhaften Charakter des Klinikums.
Die flächig verglasten Fassaden sind, um einen hohen Grad an Tageslicht nutzen zu können, vorwiegend Alu-Metall-Glaskonstruktionen. Je nach den funktionalen Anforderungen integrieren sie sowohl geschlossene Paneele als auch opake Flächen. Wärmeschutzverglasung bzw. Sonnenschutzelemente erhöhen die Energieeffizienz. Die Technikzentralen im 3. Obergeschoss wurden mit einer gedämmten, zweischaligen Metallfassade ausgeführt. Der Sockel im Untergeschoss erhielt eine Werksteinfassade auf Kerndämmung.
Interior: Raum zur Gesundung
Neben wirtschaftlich-effizienten Strukturen war dem Auftraggeber auch ein angenehmes Ambiente für Personal und Patient*innen auf ihrem Weg der Genesung wichtig. Das Konzept für das Interior Design setzt daher unter Verwendung von natürlichen Materialien wie Holz auf lichtdurchflutete, helle Räume mit vielfältigen Ausblicken in die grüne Umgebung und zum Park.
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Grüne Freiflächen
Östlich des UNZ befindet sich eine Parkanlage mit Bäumen, Wasserbecken und Sitzgelegenheiten, die Patient*innen und Besucher*innen als Erholungszone während des Klinikaufenthalts nutzen können. Diese bildet hierbei die Verlängerung zur bestehenden Parkanlage des Perioperativen Zentrums. Um für Hochwasser gerüstet zu sein, sind dem Garten zwei Trockenbecken mit einem Drosselabfluss vorgelagert.
Auch der Eingangsbereich im Westen, der vor allem durch die großformatigen Granitplatten geprägt ist, sorgt durch gezielt gesetzte Vegetationsflächen für vielfältige Verweilmöglichkeiten. Die beiden Innenhöfe mit Rasenfugenpflaster bieten der Feuerwehr im Brandfall sowie bei Wartungsarbeiten eine geeignete „Aufstellfläche“ für Mobilkräne und Fahrzeuge. Zudem besitzen sie jeweils einen begrünten Tiefhof, der die Innenräume mit ausreichend Tageslicht versorgt. Weitere Grünflächen sind auf dem Dach.
Geothermie zum Heizen und Kühlen
Das neue universitäre Notfallzentrum überzeugt nicht nur durch Architektur und Konzeption. Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung waren die Themen bei der Wahl des Energiekonzepts. Ein Erdwärmesondenfeld mit 52 Sonden versorgt den Neubau mit kostenloser Heiz- und Kühlenergie.
Rund 30 Prozent des Heiz- und Kühlbedarfs werden durch die geothermische Anlage, die auf einem Baufeld von 140 x 40 m installiert ist, gedeckt. Frank lieferte zu diesem Bauvorhaben die Erdwärmesonden aus PE 100-RC, die kompletten Heizwendelformteile sowie die Anschlussleitungen der Sonden und zwei Verteilerschächte, sogenannte U-Boot-Schächte, mit je 26 Kreisanschlüssen. Die Schächte wurden werksseitig komplett vorkonfektioniert, der Schacht wurde für den Einbau im Grundwasser ausgelegt.
Projektdaten
- Auftraggeber: Land Mecklenburg-Vorpommern, vertreten durch Staatliches Bau-
u. Liegenschaftsamt Rostock - Ort: Rostock, DE
- Baubeginn: 11/2015
- Fertigstellung: 04/2022
- Bruttogeschossfläche: 30.000 m2
- Bruttorauminhalt: 120.000 m3
- Nutzfläche: 25.000 m2
- Urheber: Prof. Hans Peter Haid
Integrale Planung: ATP architekten ingenieure, Nürnberg
Externe Planungsbeteiligte:
- TWP: MONTRA GmbH Bauplanung Beratende Ingenieure
- TGA: Kofler Energies Ingenieurgesellschaft mbH, Plan Tec Ingenieurgesellschaft mbH, Hildebrandt + Kindt Ingenieurgesellschaft mbH
- Fachplanung Heliport: amd. sigma Airport Management + Development GmbH
- Freianlagen: aib Bauplanung Nord GmbH
- Bauphysik und Schallschutz: Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für Bauphysik GmbH & Co.KG
- Brandschutz: Planungsgruppe Geburtig, Architektur Büro Schult
- Geothermie: H.S.W. Ingenieurbüro Ges. für Energie Umwelt mbH
- Tiefbau (Planung und Bauüberwachung): WASTRA-PLAN Ingenieurgesellschaft mbH